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Anschlag mit Messer: Drei Tote bei Stadtfest in Solingen

Drei Menschen sind bei einer Messerattacke auf ein Stadtfest im deutschen Solingen getötet worden, fünf weitere wurden schwer verletzt. Die Polizei spricht von einem Anschlag.

Die Suche nach dem Tatverdächtigen wird fortgesetzt, wie eine Polizeisprecherin Samstagfrüh mitteilte. Die Fahndung gehe über die Stadtgrenzen hinaus, in Solingen seien zahlreiche Straßensperren errichtet worden.

Bisher liegt den Angaben zufolge keine genaue Personenbeschreibung des Tatverdächtigen vor. Die Polizei gehe aber Hinweisen nach und befrage Zeugen, sagte die Polizeisprecherin. Außerdem werde ein Bürgertelefon zu diesem Zweck eingerichtet.

Mutmaßlicher Einzeltäter auf der Flucht

Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass es sich um einen einzelnen Täter handelt. Alle Zeugenaussagen, die die Polizei bisher aufnehmen konnte, wiesen darauf hin.

Es sei dem Mann gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums.

Bei der Messerattacke wurden nach neuen Angaben der Polizei Düsseldorf insgesamt acht Menschen verletzt, fünf davon schwer. Die Zahl der Todesopfer blieb zunächst unverändert bei drei.

Stiche in den Hals

Der Angreifer soll kurz nach 21.30 Uhr begonnen haben, wahllos im Halsbereich auf Passanten einzustechen. Die Polizei löste Großalarm aus, dutzende Rettungskräfte wurden in den Einsatz beordert. Tatort ist der Fronhof - ein Marktplatz in der Innenstadt von Solingen.

Laut "Solinger Tageblatt" haben die Behörden die Bürger gebeten, die Innenstadt zu verlassen. Das Festival sei vorerst beendet. Sirenen sind rund um die Innenstadt zu hören. Tausende Besucher folgten der Aufforderung, den Platz ruhig zu verlassen. "Die Menschen sind geschockt, aber friedlich vom Platz", berichtete Philipp Müller, einer der Mitorganisatoren des Festes, dem Bericht zufolge.

Ministerpräsident Hendrik Wüst bezeichnete den Anschlag als "Akt brutalster und sinnloser Gewalt". Die Tat habe "unser Land ins Herz getroffen", schrieb der CDU-Politiker auf der Plattform X. Nordrhein-Westfalen sei in Erschütterung und Trauer vereint.

"Man kann noch nichts sagen zur Person und zum Motiv", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul, nachdem er sich in der Nacht ein Bild vom Tatort verschafft hatte. Es gebe einfach keine belastbaren Fakten.

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach reagierte erschüttert. "Heute Abend sind wir alle in Solingen in Schock, Entsetzen und großer Trauer", erklärte der SPD-Politiker auf der Facebook-Seite der Stadt. "Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben. Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen."

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb auf der Plattform X: "Hoffentlich gelingt es den Rettungskräften, die noch lebenden Verletzten zu retten und der Polizei, den feigen und erbärmlichen Täter auf der Flucht zu fassen."

Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein "Festival der Vielfalt" begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern, wurde aber in der Nacht auf Samstag unter dem Eindruck der Ereignisse beendet. Die übrigen Programmpunkte wurden abgesagt, wie es in einer Mitteilung hieß.

Verschärfungen des Waffenrechts geplant

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte angesichts der Zunahme von Messerangriffen erst vor Kurzem eine Verschärfung des Waffenrechts angekündigt. In der Öffentlichkeit sollen Messer demnach nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen.

Für gefährliche Springmesser soll es ein generelles Umgangsverbot geben. Problematisch wäre allerdings die Umsetzung, weil die Kontrolle eines solchen Verbots enorm zeit- und daher auch personalintensiv wäre.

Video: Schock nach Messerattacke im britischen Southport

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einer Messerattacke auf einem Stadtfest in Solingen wurden drei Menschen getötet und fünf schwer verletzt.
  • Die Polizei stuft die Tat als Anschlag ein und sucht weiterhin nach dem Täter.
  • Das Festival der Vielfalt, das anlässlich des 650. Geburtstags der Stadt Solingen stattfand, wurde abgebrochen.
  • Tausende Besucher verließen die Innenstadt ruhig und ohne Panik.
  • Ministerpräsident Hendrik Wüst und NRW-Innenminister Herbert Reul äußerten sich erschüttert über die Tat.
  • Innenministerin Nancy Faeser plant eine Verschärfung des Waffenrechts angesichts der Zunahme von Messerangriffen.