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Technisches Museum erschließt Besuchern neue Materialwelten

09. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

"We live in a material world", hielt schon Madonna 1984 fest. Nimmt man das Song-Zitat wörtlich, ist es jetzt aktueller denn je: Nie war der Materialfußabdruck der Menschheit so groß. Im Technischen Museum Wien (TMW) hat man sich den "Materialwelten" nun neu verschrieben und 3.000 eher anachronistisch schwermetallgeprägte Quadratmeter des Hauses umgestaltet. Heute zeigt man auch: Unser Materialhunger fordert den Planeten ungemein und ist geopolitisch brisant.

Knapp 700 Objekte - darunter etwa 3D-gedruckter Beton, Hightech-Silizium oder Kaiserin Elisabeths Nachttopf aus Glas - an 13 thematischen "Inseln" unter Titeln wie Stahl, Holz, Silizium oder Glas und Luft zählt die neue Dauerausstellung im westlichen Teil der Haupthalle des Hauses in Wien-Penzing. Über Jahrzehnte hinweg dominierte hier die Metallindustrie - quasi vom steirischen Erzberg bis zur fertigen Dampflokomotive, wie TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter am Mittwoch erklärte. Klar, die Erzählung des österreichischen Wiederaufbaus ist eng mit der Schwerindustrie verbunden. Der Bereich war aber "zu metalllastig", so Aufreiter.

Rund fünf Jahre habe man an der Neuaufstellung gearbeitet. Die nunmehrige Eröffnung wird auch mit einem weiteren "sichtbaren Zeichen der Veränderung" begangen: einem neuen Markenauftritt, in dessen Zentrum ein neues Logo für das Museum steht. Ein stilisierter Funke wird jetzt von den Buchstaben "tmw" gefolgt. Das neue Branding zieht sich auch schon durch das Haus und dessen Onlineauftritt. Ebenda findet man nun auch einen KI-Chatbot, der diverse Fragen beantworten kann. Laut Aufreiter ist man das erste Museum Österreichs, das mit einem solchen Service aufwarten kann.

Zurück in der analogen "Materialwelt" hatte man durchaus seine liebe Not mit der Auswahl der nun gezeigten Objekte, von denen rund 500 neu am Haus seien, hieß es bei der Präsentation der Schau. Freilich: Manches ist im Wortsinn unverrückbar, wie etwa der massive "LD-Konverter Nr. 1" inmitten der Halle. Dieses Monument der Stahlindustrie galt es, wie die ebenfalls schwer verrückbare "Dampflok 12.10", in das neue Konzept einzubauen. Dem angeschlossen hat man nun eine "Insel" zum Thema Stahl, die auch zeigt, wie heute versucht wird, die Produktion weniger CO2-intensiv zu gestalten, so die kuratorische Leiterin der "Materialwelten", Anne-Katrin Ebert.

Lastenrad, Smartphone und viel Geopolitik

Neben den verschiedenen Werkstoffen - ja, auch Luft wird im Produktionsprozess gewissermaßen als solcher gesehen - kann man an einer "Maschinenwand" nachverfolgen, wie sich die Verarbeitung der Materialien historisch verändert hat. Schmieden, Schweißen, Fräsen oder Gießen werden an einem eher zeitgeistigen Werkstück erörtert - einem Lastenrad.

Überhaupt hat man sich vor allem am Materialbedarf des 21. Jahrhunderts orientiert: Der Ausgangspunkt der Überlegungen war ein Smartphone. Darin finden sich rund die Hälfte aller Elemente, die das Periodensystem zu bieten hat, so Aufreiter. Ohne die viel zitierten "seltenen Erden" wäre diese Technologie undenkbar. Anhand dieses Beispiels lasse sich auch erörtern, warum Materialien und die Hoheit über sie "geopolitisch sehr brisant" sind.

Große Verbindungen und Abhängigkeiten zeigen

"Wer die Werkstoffe kontrolliert, kontrolliert die Technologie", sagte der Generaldirektor. Nicht umsonst kommen viele gefragte Rohstoffe aus China, der Ukraine, Russland oder Grönland - alles Länder, die gerade politisch stark im Fokus stehen bzw. hochumkämpft sind. So zeigt man auch an den verschiedenen Stationen, wo die Materialien und ihre Rohstoffe abgebaut werden und wie daraus Abhängigkeiten entstehen können. Letztlich wolle man auch dadurch zum Nachdenken anregen, dass Wege zum Im-Kreis-Führen der Werkstoffe gezeigt werden - und, dass es zu einer echten Kreislaufwirtschaft vielerorts noch ein weiter Weg ist.

(S E R V I C E - www.technischesmuseum.at/)

Zusammenfassung
  • Das Technische Museum Wien hat seine Ausstellung 'Materialwelten' auf 3.000 Quadratmetern mit 700 Objekten neu gestaltet, darunter 500 neue Exponate.
  • Ein neues Branding mit einem stilisierten Funken und ein KI-Chatbot wurden eingeführt, um das Museum moderner zu präsentieren.
  • Die Ausstellung thematisiert den Materialbedarf des 21. Jahrhunderts und die geopolitische Bedeutung von Rohstoffen, mit einem Fokus auf Kreislaufwirtschaft.