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Südstrecke

Westbahn fährt künftig auch von Wien nach Kärnten

Heute, 12:58 · Lesedauer 5 min

Ab Frühjahr 2026 fährt die Westbahn fünfmal täglich von Wien über Graz und Klagenfurt nach Villach. Man wolle "den Qualitätsdefiziten im Bahnverkehr auf der Südstrecke ein Ende setzen", kündigte das Unternehmen an.

Die mehrheitlich private Westbahn des Industriellen Hans Peter Haselsteiner wird dank des Koralmtunnels zwischen der Steiermark und Kärnten auch zur Südbahn. Mit 1. März 2026 geht es fünfmal täglich von Wien Hauptbahnhof über Graz und Klagenfurt nach Villach, so die Ankündigung bei einer Pressekonferenz in Wien am Mittwoch. 

Die gesamte Fahrtdauer ist mit 3 Stunden 28 Minuten veranschlagt. Gehalten wird außer an den schon genannten Stationen laut den Angaben vom Mittwoch auch in Wien Meidling, Wiener Neustadt, Semmering und Bruck an der Mur. Zusätzliche Halte seien in Prüfung. Eine mögliche Verlängerung der Strecke Richtung Westen wird ebenfalls erwogen.

Seitenhieb auf ÖBB

Einen – und zwar recht deutlichen – Seitenhieb auf die ÖBB konnte sich Vorstand Thomas Posch nicht verkneifen. Er spielte auf die in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetretenen Probleme mit zu langen Reisezeiten im Zugfernverkehr zwischen der Steiermark und Kärnten an.


Man wolle "den Qualitätsdefiziten im Bahnverkehr auf der Südstrecke ein Ende setzen" und zuverlässigen Verkehr bieten, so der Manager der Westbahn, bei der neben Haselsteiner auch die französische Staatsbahn SNCF als Teileigentümerin an Bord ist.

250 Stundenkilometer schnell

Für den Betriebsstart ab 1. März 2026 sollen vorerst drei Hochgeschwindigkeitszüge angeschafft werden. Diese sollen bis zu 250 Stundenkilometer schnell fahren und seien somit laut Westbahn die schnellsten in Österreich. Jeder Zug besteht aus elf Wagen, ist 202 Meter lang und bietet 422 Sitzplätze in drei Klassen. Je zwei ebene Einstiege sorgen für Barrierefreiheit. 

Haselsteiner, Haupteigner der Rail Holding AG, zu der die Westbahn gehört, sprach von einer Rekordzeit, in der sein Unternehmen die neuen Züge vom Schweizer Hersteller Stadler erhalten habe – auch wenn er sie gerne noch früher bekommen hätte. "Das hat die gute Partnerschaft weiter gefestigt."


Die Westbahn hat neuartige einstöckige Züge für ihren Start auf der Südbahn. Die "Smile"-Garnitur hat schon alle Zulassungen, wird in weiterer Folge laut Angaben bei der Pressekonferenz auch von der Schweizer SBB verwendet werden. Normalerweise ist sie doppelstöckig, ebenso mit Stadler-Material auf Schiene. Doppelstöckige Züge gibt es erst nach Fertigstellung des Semmeringtunnels zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Das wird für 2030 erwartet.

Bald vielleicht auch von Millstätter See bis Osttirol

Auf Nachfrage schloss Haselsteiner dezidiert nicht aus, dass man auf der Südstrecke in Zukunft auch noch weiter fahren könne. Über den Ur-Sitz der Strabag in Spittal an der Drau mit dem dortigen Bahnhof Spittal-Millstättersee könnte es über Kärnten hinaus nach Lienz in Osttirol gehen. "Ich würde gerne nach Lienz und natürlich nach Spittal an der Drau. Das steht durchaus im Fokus, das Wann ist aber offen."


Zum Unternehmen Westbahn an sich betonte der Industrielle, dass es nun noch mehr Spaß mache als ohnehin von Anfang an. Denn seit zwei Jahren schreibe man Gewinne. EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) und EBT (Vorsteuerergebnis) seien positiv. Zur Höhe machte Haselsteiner allerdings keine Angabe. Aber: "Vergangene Verluste werden wir wettmachen." Durch die kommenden Sperren des deutschen Ecks für den Zug-Korridorverkehr könnten dann aber Frequenz und Umsatz gedrückt werden, gab er zu bedenken. Grundsätzlich sei das Unternehmen aber für Risiken gewappnet.

Dass auch die ÖBB doppelstöckige Railjets einzusetzen beginnen, kommentierte Haselsteiner damit, dass er sich schon als Bauunternehmer gefreut habe, wenn andere Unternehmen etwas "nachgebaut" hätten. "Das zeigt, man hat etwas richtig gemacht." Insgesamt werde die Konkurrenz auf der Südbahn - die Westbahn plant dort mittelfristig einen Stundentakt - die Qualität aller Anbieter steigern, zeigten sich die Westbahn-Manager einig.

Freude bei Landespolitikern in Kärnten und Niederösterreich

"Die neue Westbahn-Verbindung ist ein wichtiges zusätzliches Mobilitätsangebot, das gemeinsam mit den ÖBB die Jahrhundertchance Koralmbahn bestmöglich für die Menschen in Kärnten nutzbar macht", hieß es vom Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) in einer Aussendung. "Eine schnelle, komfortable und verlässliche Anbindung an Graz und Wien stärkt Kärnten als Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsstandort und bietet Pendlerinnen und Pendlern sowie allen Reisenden noch mehr Flexibilität, Bewegungs- und Mobilitätsfreiheit."


Kaiser begrüßte den Bahnausbau ausdrücklich. "Und weil Konkurrenz bekanntlich das Geschäft belebt, besteht mit dem Einstieg der Westbahn auch die berechtigte Hoffnung und Chance, einen Koralmbahn-Halt in Kühnsdorf in der Tourismusregion Klopeiner See zu realisieren." Eine solche wird regional von Touristikern gefordert.

Auch Niederösterreichs Verkehrslandesrat und Landesvize Udo Landbauer (FPÖ) begrüßte das Engagement der Westbahn auf der Südbahnstrecke. Jedes zusätzliche Angebot sei ein Gewinn.

Zusammenfassung
  • Ab Frühjahr 2026 fährt die Westbahn fünfmal täglich von Wien über Graz und Klagenfurt nach Villach.
  • Die gesamte Fahrtdauer ist mit 3 Stunden 28 Minuten veranschlagt.
  • Man wolle "den Qualitätsdefiziten im Bahnverkehr auf der Südstrecke ein Ende setzen", kündigte das Unternehmen an.