Erdbeben NeapelAPA/AFP/Alberto PIZZOLI

Italien

Sorge um Supervulkan: Starkes Erdbeben bei Neapel

Heute, 04:40 · Lesedauer 4 min

Das Gebiet rund um die süditalienische Großstadt Neapel ist in der Nacht auf Donnerstag von einem starken Erdbeben erschüttert worden.

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) gab die Stärke mit 4,4 an und verortete das Epizentrum in den Phlegräischen Feldern. Das Erdbeben wurde gegen 1.25 Uhr registriert. Es folgte ein weiterer Erdstoß der Stärke 1.6 um 1.40 Uhr, danach gab es vier stärkere Nachbeben.

Die Erschütterung wurde von der Bevölkerung in einem breiten Gebiet registriert, das unter anderem die Hafenstadt Pozzuoli, die Gemeinde Bacoli, sowie die neapolitanischen Bezirke Fuorigrotta und Bagnoli umfasst. Das Epizentrum wurde im Meer vor Pozzuoli auf zwei Kilometer tiefe registriert.

Die stärksten Schäden wurden in Bagnoli gemeldet. Vor allem in der Nähe des Epizentrums wurden einige Häuser regelrecht durchgeschüttelt worden, wie die Feuerwehr berichtete. Trümmer stürzten von den Häusern und fielen auf die Straße und auf geparkte Autos. Risse in Häusern und herabfallende Fassadenteile wurden gemeldet.

Schulen gesperrt 

Nach dem Einsturz eines Dachbodens wurde eine Frau lebend aus den Trümmern ihrer Wohnung in Bagnoli gerettet. Ihr Zustand sei kritisch, berichteten Medien. Viele Personen verließen in Pozzuoli ihre Wohnungen aus den Fenstern, nachdem sich die Türen wegen des Folgens des Erdbebens nicht mehr öffneten.

Sie seien verängstigt auf die Straßen gelaufen. Die Schulen wurden im betroffenen Gebiet vorsichtshalber gesperrt. Bei dem Glockenturm von Bagnoli gab es Schäden. Der Zivilschutz öffnete in Neapel, Pozzuoli und Bacoli einige Hallen zur Aufnahme von Personen, die aus Angst vor weiteren Erschütterungen die Nacht nicht in ihrer Wohnung verbringen wollten. Das Rote Kreuz leistete der Bevölkerung Hilfe.

Hohe vulkanische Aktivität im Gebiet

Die Phlegräischen Felder, ein Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität, werden seit geraumer Zeit von vielen kleinen Erdbeben heimgesucht. Meistens sind es kleine und kaum spürbare Erschütterungen, die die Erdkruste in dem Areal schwächen.

Seit elf Jahren gilt für das Gebiet die Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. In den vergangenen Monaten kam es jedoch auch zu stärkeren Erdstößen. Zuletzt gab es vergangenen im vergangenen Mai ein Erdbeben der Stärke 4,4. Das war das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren. 49 Familien mussten im Raum der Hafenstadt Pozzuoli ihre Wohnungen verlassen, weil die Häuser nach dem Erdbeben Stabilitätsprobleme aufwiesen.

Regierung machte 184 Mio. Euro locker

Die italienische Regierung stellte im Februar 184 Millionen Euro für das Gebiet um den Supervulkan bei Neapel bereit. So sollen 50 Projekte im Areal der Phlegräischen Feldern finanziert werden, um die Auswirkungen der ständigen Erdbeben auf Gebäude und Infrastruktur in der Gegend zu verringern.

Die Erschütterung stehen mit dem Supervulkan in Verbindung, der zuletzt vor über 80 Jahren ausbrach. Der bisher letzte Ausbruch begann am 18. März 1944 und dauerte zehn Tage. Trotz der Evakuierung von mehr als 10.000 Menschen gab es damals 26 Tote. Im Jahr 79 nach Christus hatten nach mehreren Ausbrüchen des Vesuvs Asche, Schlamm und Lava die antike Stadt Pompeji unter sich begraben.

Die Anlage gehört heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Italiens. Nach dem schweren Erdbeben am 20. Mai befürchten die Behörden weitere Erschütterungen und haben im Oktober Übungen für eine Massenevakuierung der Bevölkerung organisiert. Im seismischen Gebiet leben circa 800.000 Personen.

Vulkanologen beobachten mit Sorge die Entwicklung der Lage. "Dieses neue Erdbeben hängt mit der schnelleren Hebung des Bodens im Bereich der Phlegräischen Felder zusammen. In letzter Zeit hat sich die Hebung des Bodens verdreifacht und ist von einem auf drei Zentimeter pro Monat gestiegen", erklärte Francesca Bianco, Leiterin der Abteilung Vulkane am Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Die Erdbeben in den Phlegräischen Feldern hängen mit der Geschwindigkeit der Bodenerhebung zusammen. Dieses letzte Erdbeben kam laut Bianco daher nicht unerwartet. "Leider ist es nicht möglich, festzustellen, wann sich ein Erdbeben ereignet und welche Stärke es haben wird. Fest steht, dass sich das Phänomen des Bradyseismus, der Bodenerhebung im Bereich der Phlegräischen Felder, seit 2023 klar verstärkt hat", sagte Bianco.

Video: Erdbeben im Osten Österreichs

Zusammenfassung
  • Das Gebiet rund um die süditalienische Großstadt Neapel ist in der Nacht auf Donnerstag von einem starken Erdbeben erschüttert worden.
  • Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) gab die Stärke mit 4,4 an und verortete das Epizentrum in den Phlegräischen Feldern.
  • Die stärksten Schäden wurden in Bagnoli gemeldet. Vor allem in der Nähe des Epizentrums wurden einige Häuser regelrecht durchgeschüttelt worden, wie die Feuerwehr berichtete.
  • Viele Personen verließen in Pozzuoli ihre Wohnungen aus den Fenstern, nachdem sich die Türen wegen des Folgens des Erdbebens nicht mehr öffneten.
  • Die Erschütterung stehen mit dem Supervulkan in Verbindung, der zuletzt vor über 80 Jahren ausbrach.