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Monatelange Sperren

Deutsche Bahn saniert - ÖBB-Reisende müssen leiden

Heute, 12:59 · Lesedauer 3 min

Endlich, würden viele Bahnfahrer:innen sagen, saniert die Deutsche Bahn großflächig ihr Streckennetz. Doch davor müssen auch österreichische Bahnkund:innen mit massiven Einschränkungen leben. Von Wien nach Vorarlberg dauert die Zugfahrt 90 Minuten länger.

Umleitungen und damit verbundene längere Fahrzeiten sowie Fahrplanänderungen - das größte Streckensanierungsprogramm der Deutschen Bahn hat ab 2026 auch weitreichende Auswirkungen auf die ÖBB.

Betroffen sind Personen- und Güterverkehr gleichermaßen, es kämen "zwei bis drei sportliche Jahre" auf die Bahn und ihre Kunden zu, die Geduld der Passagiere werde "ein Stück weiter strapaziert", meinte ÖBB-CEO Andreas Matthä am Freitag in Linz.

Streckensperren

Es beginnt 2026 mit der Bahnsperre Regensburg - Nürnberg (1. Halbjahr) und dann der Verbindung Passau - Obertraubling (2. Halbjahr).

Im ersten Halbjahr 2027 wird das Deutsche Eck gesperrt, im ersten Halbjahr 2028 die Verbindung Rosenheim - München. Die schon jetzt feststehenden Folgen für Österreich: 2026 werden pro Tag rund 80 Güterzüge über Salzburg umgeleitet.

2027 und 2028 werde der Güterverkehr von und nach Triest über die Pyhrnstrecke und die "alte" Südstrecke umgeleitet. Zwischen Linz und Selzthal sowie St. Valentin und Steyr wird es Fahrplanänderungen und Zugausfälle geben.

Umleitungen kosten bis zu 90 Minuten

Beim Personenverkehr entfallen im zweiten Halbjahr 2026 die ICE-Linien Wien - Regensburg/Nürnberg, es fahren keine Züge über Passau nach Deutschland, ausgewichen wird über München.

Mit der Sperre des Deutschen Ecks 2027 werden dann Fernzüge von Wien nach München über Passau umgelenkt, was bis zu 45 Minuten mehr Fahrzeit bedeutet.

Züge von Wien nach Bregenz/Zürich fahren über Bischofshofen und brauchen 90 Minuten länger, so ein Auszug der von Matthä beim Betriebsbesuch von Gleisbaumaschinen-Hersteller Plasser & Theurer in Linz vorgestellten Auswirkungen. Änderungen im Zugverkehr für 2028 werden noch abgestimmt.

Video: ÖBB-Chef Andreas Matthä im Interview

Marode Bahn, überfällige Sanierung

Doch die Sanierung von Weichen, Gleisen und Oberleitungen in Deutschland sei "alternativlos". Vergangenes Jahr sei kein österreichischer Güterzug "planmäßig dort gefahren, wo er fahren sollte". Und 50 Prozent der heimischen Zugverspätungen seien auf das Ausland zurückzuführen, veranschaulichte Matthä die aktuelle Situation.

Mehrmonatige Streckensperren in Deutschland stellen die ÖBB allerdings vor große Herausforderungen. Um den Personen- und Güterverkehr so gut wie möglich aufrechtzuerhalten, werde die Schieneninfrastruktur zwar zu 100 Prozent rund um die Uhr ausgelastet, doch könnten nur 80 Prozent der derzeitigen Kapazitäten gesichert werden, so der ÖBB-CEO. Beeinträchtigungen seien damit nicht vermeidbar.

Güterverkehr wandert auf die Straße

Mit den Sperren von deutschen Bahnkorridoren kommt es ab 2026 aber nicht nur zu Beeinträchtigungen im Schienenverkehr in Österreich, sondern durch die um 20 Prozent geringere Kapazität werde auch der Güterverkehr mehr auf die Straße verlegt.

In Oberösterreich sieht Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) vor allem die zweistreifige Innkreis-Autobahn A8 nach Passau betroffen. Zur Entschärfung nannte er als Möglichkeit, den Pannenstreifen zeitlich begrenzt als Fahrspur freizugeben.

Auswirkungen auf Industrie

Der Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung Peter Koren betonte, dass wegen der bevorstehenden Einschränkungen die Kooperation zwischen Industrie und ÖBB dringend notwendig sei. Die Unternehmen sollten auch rechtzeitig ihre Logistikketten kontrollieren, um entsprechende Alternativen für die Zeit der Trassensperren zu haben.

Zusammenfassung
  • Endlich, würden viele Bahnfahrer:innen sagen, saniert die Deutsche Bahn großflächig ihr Streckennetz.
  • Doch davor müssen auch österreichische Bahnkund:innen mit massiven Einschränkungen leben.
  • Von Wien nach Vorarlberg dauert die Zugfahrt 90 Minuten länger.