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Seit Corona wird deutlich mehr zu Fuß gegangen

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird in Österreich deutlich mehr zu Fuß gegangen und Rad gefahren, zeigt eine Umfrage von TQS im Auftrag des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) unter 1.000 Personen. 43 Prozent der Befragten gaben an, seit der Coronakrise häufiger zu gehen, 26 Prozent das Rad häufiger als Verkehrsmittel zu nutzen. Dabei könnte, laut VCÖ, die Zahl an Fußgehern und Radfahrern noch höher sein, würden die Platzverhältnisse unter den Verkehrsteilnehmern neu geregelt.

"Platz ist im urbanen Raum eine umkämpfte Ressource", sagte VCÖ-Experte Michael Schwendinger bei der Präsentation der Umfrage-Ergebnisse am Donnerstag, der öffentliche Raum sei zu sehr auf die Bedürfnisse der Autofahrer zugeschnitten, zu Ungunsten "bewegungsaktiver Mobilität", Gehen und Radfahren. Schmale Gehsteige, die zusätzlich durch Verkehrsschilder oder E-Ladestationen eingeengt werden, lange Rotphasen der Fußgeher-Ampeln und fehlende Querungsmöglichkeiten von Autofahrbahnen würden Fußgänger einschränken und davon abhalten, auf das Autofahren zu verzichten. "38 Prozent der Gehwege in Wien sind schmäler als die in den Richtlinien vorgeschriebenen zwei Meter, Radwege fehlen oft komplett", kritisierte Schwendinger die Platzverhältnisse im öffentlichen Raum.

Dabei befänden sich Gehen und Radfahren derzeit im Trend: Laut aktueller Mobilitätserhebung sind in Wien die zu Fuß gegangenen Wege im Vorjahr von 28 auf 37 Prozent gestiegen, der Radverkehrsanteil hat von sieben auf neun Prozent zugenommen. Laut VCÖ-Umfrage schätzen 50 Prozent der Bevölkerung, dass auch nach überstandener Corona-Pandemie weiterhin mehr Rad gefahren und gegangen wird als vor der Krise. "Diesen Schwung hin zu bewegungsaktiver Mobilität würden wir gerne mitnehmen, dadurch würde nicht nur das Klima geschont, sondern auch dem besonders unter Kindern zunehmendem Bewegungsmangel beigekommen werden", sagte Schwendinger. Vor allem kurze Autofahrten gelte es zu reduzieren: "Über 700.000 Autofahrten pro Tag sind kürzer als ein Kilometer".

Der VCÖ sieht nun die Politik gefragt, die infrastrukturellen Rahmenbedingungen zugunsten der Fußgeher und Radfahrer zu ändern und nennt als Vorbild Paris, das aktuell 70.000 Pkw-Stellplätze zu einer Begegnungszone umwidmet. Derartige Projekte würden auch in Wien und anderen Städten Österreichs zur "Verbesserung der Lebensqualität im öffentlichen Lebensraum" beitragen, sagte Schwendinger.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit Beginn der Corona-Pandemie wird in Österreich deutlich mehr zu Fuß gegangen und Rad gefahren, zeigt eine Umfrage von TQS im Auftrag des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) unter 1.000 Personen.
  • 43 Prozent der Befragten gaben an, seit der Coronakrise häufiger zu gehen, 26 Prozent das Rad häufiger als Verkehrsmittel zu nutzen.