Schneefall wirkt Gletscherschwund auf Grönland entgegen
Ein Geosphere-Forschungsteam zeigte gemeinsam mit internationalen Partnern, dass ein einzelnes, aber sehr intensives Schneefallereignis im Februar 2018 mit anschließend starker Lawinenaktivität zu einem Massengewinn des Gletschers im Messzeitraum 2013 bis 2021 führte. Von 2013 bis 2021 wurde eine mittlere Höhenänderung des Freya Gletschers von plus 0,7 Metern Wassersäule errechnet. Das bedeutet, dass der Gletscher im Mittel neun Zentimeter pro Jahr an Dicke gewonnen hat.
Zum Vergleich: Im Zeitraum 2007 bis 2013 hat der Gletscher dreißig Zentimeter pro Jahr an Dicke verloren. Der Grönländische Eisschild verliert pro Jahr ungefähr elf Zentimeter an Dicke. Der Lawinenschnee von 2018 war in den folgenden Jahren noch an vielen Stellen an der Gletscheroberfläche sichtbar, einzelne Reste sogar noch im Sommer 2024.
Für die Studie wurde erstmals eine direkte Messung des Masseneintrages von Lawinen durchgeführt. "Aus Satellitendaten ist bekannt, dass dieser Effekt vor allem an der Ostküste Grönlands im letzten Jahrzehnt die Massenverluste etwas gebremst hat", sagt Bernhard Hynek, Gletscherforscher der Geosphere Austria. So gewannen die Gletscher stellenweise in höheren Lagen an Masse, während sie diese in tieferen Lagen und insgesamt langfristig verlieren.
Der konkrete Nachweis im Rahmen der Studie erfolgte über Messungen und Auswertung am relativ kleinen Freya Gletscher in Nordost-Grönland, grundsätzlich würden kleinere Gletscher schneller auf Klimaänderungen reagieren. Die so gewonnenen Daten könnten laut Geosphere künftig unter anderem in Klimamodellen verwendet werden, um die Schmelzraten von Grönlands Gletschern und ihren Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels noch genauer abzuschätzen.
Bessere Klimamodelle durch Langzeit-Monitoring
Das Ziel des Langzeit-Monitorings am Freya Gletscher ist, den Zusammenhang von Klimaänderungen und Gletscheränderungen in Nordost-Grönland besser zu erfassen und die Massenbilanz der dabei beteiligten Prozesse zu quantifizieren. Dass Lawinen zur Massenbilanz am Freya Gletscher positiv beitragen, wurde schon vermutet, allerdings war bisher nicht möglich, die Größenordnung zu quantifizieren. "Je besser wir diese Vorgänge verstehen, desto besser lassen sich die Folgen mit Klimamodellen abschätzen, zum Beispiel der Anstieg des Meeresspiegels", wurde Gletscherexperte Hynek zitiert.
Zusammenfassung
- Ein intensives Schneefallereignis im Februar 2018 führte zu einem Massengewinn des Freya Gletschers, der von 2013 bis 2021 durchschnittlich 0,7 Meter Wassersäule an Höhe gewann.
- Zum Vergleich: Von 2007 bis 2013 verlor der Freya Gletscher jährlich 30 Zentimeter an Dicke, während der grönländische Eisschild jährlich etwa 11 Zentimeter verliert.
- Erstmals wurde der Masseneintrag von Lawinen direkt gemessen, was half, Massenverluste an der Ostküste Grönlands im letzten Jahrzehnt zu bremsen und Klimamodelle zu verbessern.