APA/NICHOLAS HUNT

Rechtsstreit zu Nutzung von Zellen von US-Patientin beendet

Nachfahren der vor mehr als 70 Jahren gestorbenen US-Farmarbeiterin Henrietta Lacks, deren Krebszellen bis heute in der medizinischen Forschung genutzt werden, haben einen Rechtsstreit mit der Biotech-Firma Thermo Fisher beigelegt. Wie die Anwälte der Familie Lacks am Dienstag mitteilten, sind beide Seiten zufrieden, "dass sie einen Weg gefunden haben, diese Angelegenheit außergerichtlich zu klären". Thermo Fisher bestätigte die Einigung in einer gleichlautenden Erklärung.

Einzelheiten des Deals wurden zunächst nicht bekannt. Die am 1. August 1920 geborene Afroamerikanerin Lacks war unfreiwillig zu einer Heldin der Medizingeschichte geworden: Die fünffache Mutter starb 1951 mit nur 31 Jahren im Johns Hopkins Hospital in Baltimore im US-Staat Maryland an den Folgen einer besonders aggressiven Art von Gebärmutterhalskrebs. Vor ihrem Tod hatten ihr die Ärzte ohne ihr Wissen Krebszellen entnommen - eine Einwilligung der Patientin war damals nach US-Recht nicht notwendig.

Die Zellen waren für die Forscher von enormem Wert, weil es erstmals gelang, aus ihnen immer neue Zelllinien zu züchten. Andere Zellproben waren stets nach einer gewissen Zeit abgestorben.

Im Laufe der Jahre wurden die nach den ersten Buchstaben von Henriette Lacks Vor- und Nachnamen benannten HeLa-Zellen für die Entwicklung zahlreicher Arzneimittel und Impfstoffe, unter anderem gegen Kinderlähmung, genutzt. Zehntausende wissenschaftliche Publikationen und mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Forschungsergebnisse beruhen auf den HeLa-Zellen.

Lacks Identität wurde erst im Jahr 1971 enthüllt. Durch eine TV-Dokumentation von 1997 und das Buch "The Immortal Life of Henrietta Lacks" von 2010 wurde ihr Schicksal einem größeren Publikum bekannt. Vor knapp zwei Jahren verklagten Lacks Nachfahren Thermo Fisher. "Sie haben sie wie eine Laborratte behandelt", sagte ihre Enkelin Kimberly Lacks 2021 und bezeichnete den Zellendiebstahl als Rassismus. Am Dienstag wäre Henrietta Lacks 103 Jahre alt geworden.

ribbon Zusammenfassung
  • Nachfahren der vor mehr als 70 Jahren gestorbenen US-Farmarbeiterin Henrietta Lacks, deren Krebszellen bis heute in der medizinischen Forschung genutzt werden, haben einen Rechtsstreit mit der Biotech-Firma Thermo Fisher beigelegt.
  • Wie die Anwälte der Familie Lacks am Dienstag mitteilten, sind beide Seiten zufrieden, "dass sie einen Weg gefunden haben, diese Angelegenheit außergerichtlich zu klären".