Missbrauch: US-Turnerinnen werfen FBI Mitschuld vor
Simone Biles, Alexandra Raisman und McKayla Maroney schilderten am Mittwoch ihre Erlebnisse rund um den Missbrauchsskandal um Larry Nassar. Sie beklagten, die US-Bundespolizei und Verantwortliche der zuständigen Sportverbände hätten ihre Hinweise auf den Missbrauch lange Zeit nicht verfolgt und so mitverschuldet, dass Nassar viele weitere Mädchen habe missbrauchen können.
"Ist das alles?"
Maroney erzählte, wie sie im Sommer 2015 dem FBI am Telefon in schmerzhaften Details geschildert habe, was Nassar ihr angetan habe. Der FBI-Beamte habe ihre Erlebnisse heruntergespielt und gesagt: "Ist das alles?" Die Bundespolizei habe ihre Aussage zunächst lange nicht gemeldet und erst nach 17 Monaten dokumentiert, ihre Schilderungen dabei aber "völlig falsch" dargestellt. "Sie haben sich entschieden, über das, was ich sagte, zu lügen und einen Serien-Missbraucher zu schützen, anstatt nicht nur mich, sondern unzählige andere zu schützen."
Durch die Untätigkeit habe das FBI Nassar erlaubt, sich mehr als ein Jahr lang frei zu bewegen und mit seinem Missbrauch weiterzumachen. Die beteiligten FBI-Beamten hätten ein Verbrechen begangen, beklagte sie.
Kinder "auf dem Silbertablett" serviert
Die Turnerinnen beklagten auch schwere Versäumnisse der involvierten Sportverbände. Biles sagte, "ein ganzes System" habe Nassars Missbrauch ermöglicht. Raisman sagte: "Es war, als würde man einem Pädophilen auf dem Silbertablett unschuldige Kinder servieren." Neben ihnen sagte auch die Turnerin Maggie Nichols vor dem Ausschuss aus.
Hunderte klagten Turnarzt: Bis zu 175 Jahre Haft
Nassar wurde seit 2017 dreimal seine kriminellen Übergriffe auch gegen Minderjährige verurteilt. Er wurde zu bis zu 175 Jahren Haft verurteilt. Der Turnarzt hatte sich in den Verfahren schuldig bekannt, mehrere Mädchen sexuell misshandelt zu haben. Insgesamt hatten Hunderte Turnerinnen und ihre Eltern gegen ihn geklagt, darunter auch Raisman, Maroney und Biles.
Ein Mitte Juli veröffentlichter Bericht des Büros des Generalinspekteurs im US-Justizministerium war zu dem Schluss gekommen, dass das FBI Hinweise auf den sexuellen Missbrauch durch Nassar falsch behandelt und ihm so Monate für weitere Taten ermöglicht habe. FBI-Beamte hätten nicht mit der bei Vorwürfen dieser Art nötigen "Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit" reagiert, hieß es.
Zusammenfassung
- Mehrere Olympiasiegerinnen warfen bei einer Anhörung im Justizausschuss der Kongresskammer dem FBI vor, den inzwischen verurteilten US-Turnarzt Larry Nassar geholfen zu haben, junge Mädchen zu missbrauchen. Hinweise seien nicht verfolgt und über Vorwürfe gelogen worden.