Wagner bei "Milborn": Fellner "spielt mit Angst und Druck"
"Ich habe diese Abendessen und eine Autofahrt dokumentiert zu meiner eigenen Absicherung und damit ich das auch für mich habe, um mir selber auch zu beweisen, dass ich nicht spinne. Sondern, dass das wirklich so war und dass all diese Aussagen gefallen sind", begründet "Krone"-Moderatorin Katia Wagner bei PULS 24-Infochefin Corinna Milborn, ihre Entscheidung Tonbandaufnahmen vom Medienmacher Wolfgang Fellner zu machen.
Die ehemalige Oe24-Moderatorin hatte Fellner zuletzt geklagt, weil Fellner ein von ihr angefertigtes Gedächtnisprotokoll über ein Abendessen mit ihm gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" fälschlicherweise als "frei erfunden" bezeichnet hatte. Nachdem Fellner die Vorwürfe zunächst vehement abstritt, bekannte er sich wegen des Audiomitschnitts nur in diesem Verfahren für schuldig. Er wurde wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe von 120.000 Euro verurteilt.
Ein halbes Jahr habe Fellner sie als Lügnerin in der Öffentlichkeit präsentiert. Nun sei Wagner "heilfroh", dass sie diese Aufnahmen gemacht habe: "Sonst würde ich noch als Lügnerin dastehen", sagt sie gegenüber PULS 24. Wagner kündigte bei "Österreich" im Jahr 2014, nachdem Fellner ihr "auf den Hintern gegriffen" hat. Damals hatte sie zu viel Angst, um juristisch gegen den Medienmacher vorzugehen. Sie habe Angst gehabt, dass Fellner ihr sonst "meine Zukunft und meine Karriere verbaut", erzählt die Moderatorin im Interview. Mittlerweile ginge es ihr darum "ein Zeichen zu setzen".
"Er spielt mit Angst und Druck", sagt Wagner, so funktioniere das "System Fellner". In der Medienbranche "haben das genug Menschen gewusst, dass Fellner so agiert", meint die Moderatorin. Aus Angst vor schlechter Nachrede hätten Frauen, aber auch Politiker sich nicht zu Fellner geäußert. Daher soll er "die gesamte Republik jahrelang in Angst-Geiselhaft gehalten" haben, sagt Wagner.
"Wurde in die Höhle des Löwen geschickt"
Angst hatte auch Angela Alexa, mittlerweile Moderatorin bei Radio Arabella und frühere Oe24-Mitarbeiterin. Bei "Milborn" schildert auch sie von ihrer Zeit im Medienhaus unter Wolfgang Fellner. Schon zu Beginn ihrer Zeit dort habe ihr Fellners Assistentin geraten sich nicht auf Abendessen und Urlaube mit Fellner einzulassen. "Da war bei mir schon eine Grenze überschritten", sagt sie im Interview. Man habe sie "mit 22 Jahren in die Höhle des Löwen geschickt".
Danach habe sie angefangen sich "zu verstecken", schildert Alexa. Sie habe nur mehr weite Kleidung getragen und versucht nicht in Fellners Blickfeld zu geraten. "Wenn ich doch für TV aufgestylt wurde und auf der Terrasse stand, dann haben andere Kollegen mich gefragt, ob ich neu bin", so sehr habe sie sich zurückgezogen. Bei "Österreich" habe man Leistung mit Optik gleichgesetzt, meint Alexa. Es sei ein "schmaler Grad" gewesen: "Du musst ihm irgendwie gefallen, aber du willst es nicht".
Bei einer Weihnachtsfeier habe Fellner auch ihr auf den Hintern gefasst. Sie habe bei der Bar gestanden, als Fellner zu ihr kam. Bei der Begrüßung habe Fellner dann seine Hand, statt auf ihren Rücken, auf ihren Hintern gelegt. "Zuerst dachte ich, er hats verfehlt, weil ich deutlich größer bin als er – er wollte wahrscheinlich meinen Rücken erwischen – und dann ist die Hand dort aber nicht weggegangen", erzählt Alexa.
Corinna Milborn im Podcast
"Alles wird unter den Teppich gekehrt"
Begrapscht habe Wolfgang Fellner auch die "Krone"-Moderatorin Raphaela Scharf. Scharf habe den Vorfall damals direkt der Programmdirektorin und dem Betriebsrat geschildert. Dort habe man ihr allerdings gesagt: "Naja, Raphaela, da passieren einfach Dinge, da musst du mitmachen. Hab dich doch nicht so", schildert die ehemalige OE24-Moderatorin bei "Milborn". Auch, wenn viele von Fellners Verhalten wüssten, würde man bei "Österreich" solche Vorfälle "unter den Teppich kehren", kritisiert Scharf.
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In diesem Medienhaus sei es ein "ungeschriebenes Gesetz: Du musst mit ihm essen gehen, wenn du das nicht tust, bist du deinen Job los", sagt sie im Interview. "Die Medienbranche in Österreich ist klein. Ich wollte unbedingt Moderatorin werden und deshalb bin ich dann auch mit ihm Essen gegangen, weil ich Angst hatte um meinen Job", so Scharf.
Scharf, die 2019 von Fellner fristlos entlassen wurde, nachdem sie den Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen ihn erhoben hatte, wehrt sich vor dem Arbeits- und Sozialgericht (ASG) gegen ihren Rauswurf. In einem weiteren, am ASG anhängigen Verfahren hat Fellner wiederum Scharf auf Unterlassung geklagt und fordert die Rücknahme der Bezichtigungen. Fellner dementiert Scharfs Vorwürfe.
Trotz ihrer Angst wollte sich Scharf die Entlassung nicht gefallen lassen und sei deshalb juristisch gegen Fellner vorgegangen. Auf einen Ausgleich wollte sie sich nicht einigen: "Es geht mir ums Prinzip und die Gerechtigkeit". Zudem wisse sie nicht, wofür sie sich entschuldigen sollte, meint die Moderatorin gegenüber PULS 24.
Fellner äußert sich gegenüber PULS 24 nicht
Wolfgang Fellner selbst war zur Sendung eingeladen. Auch sein Anwalt wurde um eine Stellungnahme gebeten. Beide haben sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Zusammenfassung
- Katia Wagner, Raphaela Scharf und Angela Alexa berichten bei Corinna Milborn von ihren Erlebnissen mit Wolfgang Fellner. Alle drei Frauen berichten von Angst und Druck, denen sie bei "Österreich" ausgesetzt waren.