Jugendliche wurden durch YouTube zu Gangstern
Mit Drohnen und Polizeihunden verkündete Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Montag eine Offensive gegen die Gewalttaten in Wien-Favoriten.
Nur wenig später wurde ein 20-Jähriger am Reumannplatz niedergestochen, am selben Ort, an dem erst am Tag davor ein 21-Jähriger mit einem Messer verletzt worden war.
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Die Zahl der angezeigten Delikte mit Stichwaffen ist im Zehn-Jahres-Vergleich deutlich gestiegen: von 1.524 Taten im Jahr 2013, auf 2.393 im Jahr 2022.
YouTube-Doku über jugendliche Verbrecher?
Gründe für die Gewalttätigkeit von Jugendlichen kennt Islamismusforscher Moussa Al-Hassan Diaw. Der Mitgründer des Vereins DeRad, der Inhaftierte im Bereich der Extremismus-Prävention betreut, beobachtet, dass junge Männer "zu viel Tagesfreizeit" hätten und so auf "dumme Gedanken" kommen würden.
Dabei würden auch die Sozialen Medien eine entscheidende Rolle spielen, erst dort wären einige seiner Klienten die Idee gekommen, Schutzgeld zu erpressen. Sie hätten sich ein YouTube-Video über eine Schutzgelderpresserbande angeschaut und seien fasziniert gewesen. Sie hätten sich gedacht, "das machen sie auch", so Diaw.
Die Jugendlichen hätten sich sicher gewähnt, dass sie nicht erwischt werden würden. Zudem hätten sie gehofft, dass es dann auch "über sie eine YouTube-Doku geben" würde.
Die "große Ernüchterung" hätte aber bald eingesetzt, als sie gemerkt hätten, dass man "ziemlich schnell in U-Haft" landet. Erst dann seien sie "zerknirscht" gewesen, schildert Diaw.
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Prävention gegen "brutales" Verhalten
Grund dafür, dass ihr Verhalten so schnell eskaliert und teils auch "sehr brutal" sei, verortet Diaw darin, dass ihnen ein problematisches "Gefühl von Männlichkeit" vermittelt werde. Als Mann sollten sie "sich immer wehren, nichts gefallen lassen und gleich zurückschlagen".
Um dagegen anzukommen, brauche es einerseits die "Sichtbarkeit der Polizei", wie es sie jetzt im zehnten Gemeindebezirk gibt, aber auch Prävention, um den Jugendlichen mit anderen Ideen von Männlichkeit zu konfrontieren. Besonders Zugang zu Jugendvereinen sei wichtig, um die jungen Männer zu erreichen, so Diaw.
Zusammenfassung
- In Wien-Favoriten herrscht derzeit Aufregung, innerhalb von zwei Tagen kam es zu zwei Messer-Attacken mit Verletzten.
- Zu oft hätten Jugendliche "zu viel Tagesfreizeit" und würden durch YouTube dazu angeleitet werden, Gewalttaten zu verüben.
- Ihr Anreiz: Eine Doku über sie und ihre Verbrechen, berichtet Islamismusforscher Moussa Al-Hassan Diaw.