Jägerschaft in Oberösterreich berät bei Auffälligkeiten
Jahrelange Streitigkeiten rund um die Jagd gelten als Motiv des Jägers, der zwei Männer umgebracht und sich erschossen hat. "Kapitalverbrechen werden wir nicht verhindern können, nehmen es aber ernst", begründete Sieghartsleitner am Montag in einer Pressekonferenz in St. Florian bei Linz die Schaffung der Beratungsstelle. Ziel dieser niederschwelligen Einrichtung des Landesjagdverbandes sei es, Konflikte erst gar nicht eskalieren zu lassen.
Schon bei ersten Auffälligkeiten können sich Jäger an diese Stelle wenden und ihre Beobachtung melden. Dort werden Probleme professionell besprochen und wenn nötig Experten aus einer neu geschaffenen Einsatzgruppe mit Polizisten, Juristen, Psychologen, Mediatoren sowie Jagdexperten hinzugezogen. Danach werde entschieden, ob weitere Schritte gesetzt werden müssen. Die Jägerschaft mische sich aber nicht in behördliche Belange wie etwa den Entzug einer Jagdkarte ein, stellte Sieghartsleitner klar.
Mehr Sicherheit würde für Agrarlandesrätin, in deren Ressort die Jagd fällt, auch ein Lückenschluss bei der Ausstellung von Jagdkarten bringen. Die Verlässlichkeit sowie die körperliche und geistige Eignung wird durch Abfragen von Straf- und Waffenregister geprüft. Derzeit könnten die Bezirksverwaltungsbehörden aber nur auf jene Strafen zugreifen, die im eigenen Wirkungsbereich ausgestellt wurden, nicht jedoch auf die außerhalb ihrer Bezirke, erläuterte Langer-Weninger. Ein österreichweites Verwaltungsstrafregister würde für mehr Transparenz sorgen.
21.500 Jägerinnen und Jäger in Oberösterreich
Verpflichtende Psychotests für die Jägerschaft - in Oberösterreich gibt es aktuell rund 21.500 Jägerinnen und Jäger - halten Sieghartsleitner und die Landesrätin für wenig zielführend: "Namhafte Psychologen sagen uns, dass es keine Garantie gibt", so der Landesjägermeister mit Blick auf die Früherkennung möglicher gefährlicher Personen. Laut Langer-Weninger wurden in Oberösterreich in den vergangenen zehn Jahren lediglich zehn Jagdkarten entzogen. Falsche Aufbewahrung der Waffen, aber auch Unfälle mit Alkohol am Steuer waren Gründe.
Zusammenfassung
- Die Bluttat eines Jägers in Altenfelden führte zur Einrichtung der ersten Beratungsstelle für Jäger in Österreich, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen.
- Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner und Landesrätin Michaela Langer-Weninger lehnen verpflichtende Psychotests ab, obwohl in den letzten zehn Jahren nur zehn Jagdkarten in Oberösterreich entzogen wurden.
- Ein vorgeschlagenes bundesweites Verwaltungsvorstrafenregister soll mehr Transparenz bei der Ausstellung von Jagdkarten schaffen, da derzeit nur lokale Strafen berücksichtigt werden können.