Italiens Kulturministerium will Kultlokal "Grecco" retten
Das Lokal steht seit langem im Mittelpunkt eines zähen juristischen Kampfes. Die Wirte, das Ehepaar Carlo Pellegrini und Flavia Iozzi, zogen vor Gericht, verloren jedoch. Ihr schon 2017 ausgelaufener Mietvertrag wurde nicht verlängert, eine Zwangsräumung beschlossen. Eigentümer des Gebäudes ist das Israelitische Krankenhaus in Rom. Mit dem Betreiber sei keine Einigung im Einklang mit dem "Marktwert" gefunden worden, hieß es in einer Mitteilung des Hospitals. Alle Mieteinnahmen würden in die Klinik investiert, die dem Gemeinwohl aller Bürgerinnen und Bürger zu gute kämen. Das Krankenhaus beklagte einen Verlust von einer Million Euro im Jahr, weil der Mietvertrag nicht angepasst wurde.
Nun folgte plötzlich die Intervention des Kulturministeriums. Die Gemälde, Möbel und Spiegel im Lokal seien von großem historischen Wert und unter Denkmalschutz. Das Lokal könne daher nicht geräumt werden, berichtete die römische Tageszeitung "Il Messaggero" am Freitag. Das Ministerium sucht nun nach einer Lösung für den Erhalt des traditionsreichen Lokals. Die Möbel und Bilder zusammenzupacken und das Café woanders zu eröffnen, sei jedenfalls aus Denkmalschutz-Gründen unmöglich. Das Ministerium verwies in diesem Zusammenhang auf die geltende Rechtslage.
Die Geschichte um das Kult-Lokal wiederholt sich damit. Im Juni 2019 hatte zum ersten Mal eine Zwangsräumung gedroht, die jedoch dann verschoben wurde. Pellegrini bat mehrmals darum, mit den Eigentümern zu verhandeln. Doch die Jahre vergingen ohne nennenswerte Einigung. Der Wirt beklagte die totale Verweigerung des Eigentümers zur Erneuerung des Mietvertrags.
Krankenhaus verweist auf Mietvertrag
Das Israelitische Krankenhaus seinerseits betonte, dass der Mietvertrag schon lange ausgelaufen sei und ein Gericht in Rom die Freigabe verfügt habe. Im Laufe seiner mehr als 250-jährigen Geschichte habe das Caffè Greco verschiedene Geschäftsführer erlebt, die sich abwechselten, so der Tenor des Spitals.
Das "Caffè Greco" wurde zum ersten Mal 1760 schriftlich erwähnt. Damals wurde während einer Volkszählung auch der Name des Inhabers genannt: Nicola della Maddalena, ein Grieche, worauf auch der Name des Lokals zurückgeht. Wahrscheinlicher ist indes, dass das "Caffè Greco" 1742 existierte. Giacomo Casanova berichtete davon in seinen Memoiren. Im 17. und 18. Jahrhundert diente es zahlreichen Künstlern als Treffpunkt. 1779 wurde es von Goethe, Johann Heinrich Tischbein und Karl Moritz besucht. Der bekannte rote Saal, ein Hinterzimmer, war damals noch ein Stall.
Der Vorraum diente dem Austausch. Stundenlang saßen dort berühmte Persönlichkeiten wie der König von Bayern, Ludwig I., Henry Stendhal, George Byron oder Hans Christian Andersen - eine Couch aus dessen Nachlass steht im Roten Salon. Arthur Schopenhauer und Mark Twain waren ebenso anzutreffen wie Gioacchino Rossini, Franz Liszt und Richard Wagner. Ihre Besuche sind in einem Gästebuch notiert.
Zusammenfassung
- Das 'Caffè Greco' ist ein historischer Treffpunkt für Künstler und Schriftsteller und steht unter Denkmalschutz. Das Kulturministerium betont den hohen historischen Wert der Gemälde und Möbel und sucht nach einer Lösung, um das Café zu erhalten.
- Das 'Caffè Greco' blickt auf eine lange Geschichte zurück und wurde bereits 1760 erwähnt. Berühmte Persönlichkeiten wie Goethe und Wagner zählten zu den Gästen. Eine Zwangsräumung wurde 2019 erstmals angedroht.