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Immer mehr Babys nach Kinderwunschbehandlungen

Immer mehr Paare setzen bei ihrem unerfüllten Kinderwunsch auf künstliche Befruchtung. Die Zahl der Versuche von sogenannten In-vitro-Fertilisationen (IVF) stieg im Vorjahr auf 12.392 bei 7.608 Paaren. Dabei sind die Eingriffe immer erfolgreicher: Rund ein Drittel aller Transfers führte im Vorjahr zu einer Schwangerschaft, wie das Kinderwunschzentrum an der Wien am Dienstag mitteilte. Fünf Prozent aller Geburten in Österreich fanden demnach nach IVF-Behandlungen statt.

So gab es im Vorjahr 4.132 Babys durch künstliche Befruchtung, wie aus Daten des IVF-Fonds Jahresbericht 2022 des Gesundheitsministeriums hervorging. Die meisten Frauen, die 2022 eine Kinderwunschbehandlung unter Inanspruchnahme des IVF-Fonds durchgeführt haben, waren mit 38,6 Prozent zwischen 31 und 35 Jahre alt. Gefolgt von der nahezu gleich großen Gruppe der 36- bis 40-Jährigen. Etwa ein Fünftel der Betroffenen waren zwischen 26 und 30 Jahren alt. Nur vier Prozent war unter 26 Jahre alt.

Während die Altersgruppe der 36- bis 40-Jährigen seit 2012 konstant (plus 4,1 Prozent) zunahm, hat sich der Anteil der unter 26-Jährigen fast halbiert (minus 3,6 Prozent). Die Schwangerschaftsrate pro Transfer betrug im Jahr 2022 österreichweit 34,9 Prozent. Während die Rate bei den 26- bis 30-jährigen bei knapp 40 Prozent lag, sank sie bei den 36- bis 40-Jährigen auf 29,5 Prozent ab.

Bei 54,5 Prozent der Frauen wurde im Jahr 2022 ein und bei 31,8 Prozent wurden zwei Versuche dokumentiert. Ein geringer Prozentsatz verteilt sich auf drei, vier und mehr durchgeführte Versuche je Paar. Im Vorjahr wurden in den insgesamt 32 IVF-Fonds-Zentren pro Patientin durchschnittlich 9,7 Eizellen gewonnen und 1,1 Embryonen transferiert. Die Schwangerschaftsrate pro Follikelpunktion lag österreichweit bei 22,2 Prozent.

Bei 40 Versuchen kam es zu einer sogenannten extrauterinen Schwangerschaft, die aus medizinischen Gründen beendet werden musste. Darunter versteht man Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter, etwa in den Eileitern, bei der Embryos nie lebensfähig werden können und das Leben der Mutter akut gefährden. Diese Ereignisse wurden nicht in der Schwangerschaftsrate mitberechnet.

Aus dem 2000 eingeführten IVF-Fonds werden unter bestimmten Bedingungen 70 Prozent der Kosten der In-vitro-Fertilisation gedeckt. Die restlichen 30 Prozent der Kosten sind von den Patientinnen und deren Partnern selbst zu tragen. Bei mehr als der Hälfte aller IVF-Versuche liegt die laut Fonds definierte Indikation ausschließlich beim Mann (57 Prozent). Nur 14,2 Prozent der Versuche müssen ausschließlich wegen der Frau durchgeführt werden. Bei den restlichen Paare (28,8 Prozent) liegt die Indikation bei beiden Geschlechtern.

Die aus medizinischer Sicht stets mit erhöhtem Risiko für Mutter und Kind verbundenen Mehrlingsschwangerschaften werden indes immer weniger. Viel mehr würden "Single-Embryo-Transfers" angestrebt, also Behandlungen, in denen nur eine Eizelle in die Gebärmutter der Frau eingesetzt wird. Während es im Jahr 2012 noch 14,8 Prozent Zwillingsgeburten nach einer IVF-Behandlung gab, lag der Anteil im Vorjahr nur mehr bei 5,3 Prozent.

Auch die Kosten pro Versuch hätten in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen. Kostete ein Versuch dem IVF-Fonds im Jahr 2017 noch 1.682 Euro, so belief sich dieser Betrag im Jahr 2022 nur mehr auf 1.548 Euro. "Die Erfolgsaussichten waren noch nie so groß wie heute - dennoch: Die Chance pro Kinderwunschpaar, ein Baby zu bekommen, ist sehr individuell und hängt vom Alter und den medizinischen Ursachen für die Unfruchtbarkeit ab", sagte Andreas Obruca, Präsident der österreichischen IVF-Gesellschaft und Leiter des Kinderwunschzentrum an der Wien. Am meisten Behandlungen finden österreichweit in Wien statt.

Immer mehr Frauen suchten in den vergangenen zehn Jahren wegen einer Endometriose-Erkrankung eine Kinderwunschklinik auf. Der Anteil stieg um rund 30 Prozent. Nach PCO (Polycystische Ovarialsyndrom, eine Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter) mit 41,2 Prozent war Endometriose - die krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle im Beckenbereich - die zweithäufigste Ursache für eine IVF-Behandlung.

( S E R V I C E - Mehr Informationen unter: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Eltern-und-Kind/IVF-Fonds.html )

ribbon Zusammenfassung
  • Immer mehr Paare setzen bei ihrem unerfüllten Kinderwunsch auf künstliche Befruchtung.
  • Die Zahl der Versuche von sogenannten In-vitro-Fertilisationen (IVF) stieg im Vorjahr auf 12.392 bei 7.608 Paaren.
  • Bei 54,5 Prozent der Frauen wurde im Jahr 2022 ein und bei 31,8 Prozent wurden zwei Versuche dokumentiert.
  • Kostete ein Versuch dem IVF-Fonds im Jahr 2017 noch 1.682 Euro, so belief sich dieser Betrag im Jahr 2022 nur mehr auf 1.548 Euro.