Hohe Nachfrage nach Influenza-Impfung
"Wir wissen, dass es noch Impfstoffe gibt", betonte ÖVIH-Präsidentin Renee Gallo-Daniel. An einigen Stellen seien jedoch keine mehr vorhanden. Auf Initiative des Gesundheitsministeriums wurde nun eine "Schnittstelle" eingerichtet, wo Hersteller, Großhandel und der öffentliche Bereich verknüpft sind, um gegebenenfalls sicherzustellen, "dass es eine Umverteilung gibt", sagte Maria Paulke-Korinek, die Leiterin der Abteilung für Impfwesen im Gesundheitsministerium.
Sie konnte noch in "keinster Weise" sagen, wie viele Personen in Österreich bisher geimpft wurden. Das sei noch zu früh. In der Vergangenheit habe es jedenfalls auch bei anderen Impfungen immer wieder die Situation gegeben, dass berichtet wird, es gibt keine Impfstoffe mehr, erläuterte Paulke-Korinek. Später habe sich das teilweise als falsch herausgestellt und übrig gebliebene Dosen mussten sogar vernichtet werden.
"Derzeit weiß niemand genau, wer wie viel bestellt hat", kritisierte Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats der Ärztekammer (ÖÄK). "Die Probleme liegen weniger in einer zu geringen Bestellmenge, sondern in der Verteilung", sagte er. "Speziell in Wien läuft nicht alles rund", ortete Schmitzberger eine "völlig überzogene, populistische Aktion einer 'Gratis-Impfung für alle', die so nicht erfüllt werden kann". Die Stadt habe aber zugesagt, Impfstoffe vom Bund den anderen Bundesländern zur Verfügung zu stellen.
Der ÖÄK-Experte sah vor allem ein Föderalismus-Problem in der Verteilungslogistik. Zudem habe der niedergelassene Bereich zu wenig Impfstoffe zugeteilt bekommen. Den Ärzten käme daher eine besondere Verantwortung zu. "So leid es uns tut", müssten Mediziner derzeit manche Impfwillige bitten, zugunsten von Risikogruppen zu verzichten. "Wir müssen daraus lernen", sagte Schmitzberger, "auch in Hinblick auf eine zukünftige Covid-Impfaktion". Bestellung und Verteilung müsse in eine Hand genommen werden.
Die Influenza-Impfung wurde von allen Experten weiter beworben, vor allem für Kinder, für die diese heuer erstmals gratis ist. "Wir erhoffen uns, dass wir damit Herdenschutz erzielen können", sagte Paulke-Korinek. Es gehe neben der Verhinderung von Influenza-Todesfällen bei Kindern auch darum, die Übertragungen von Kindern auf Senioren zu reduzieren. Auch Senioren, chronisch Kranke, Schwangere und Gesundheitspersonal sollten mit einer Impfung vorbeugen.
"Es ist geplant, dass hier laufend in den nächsten Wochen noch Impfstoffe nachkommen", berichtete Gallo-Daniel vonseiten der Hersteller. Auch die bestellte Gesamtmenge für Österreich sei noch einmal auf 1,86 Millionen Dosen erhöht worden, wurde am Mittwoch bekannt. Damit würden wir bei einer Durchimpfungsrate von 20,99 Prozent landen, betonte die ÖVIH-Präsidentin. In der vergangenen Saison 2019/20 waren es 8,5 Prozent. Eine Impfung im November oder Dezember ist außerdem der optimale Zeitpunkt aus medizinischer Sicht. Die Dosis sollte auch dann noch Schutz bieten, wenn der Höhepunkt der Grippewelle wegen der Kontaktreduktionen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie erst später auftritt als wie üblich Ende Jänner/Anfang Februar.
Die Antwort auf die Frage, ob die Impfung etwas bringt, ist "eindeutig ja", sagte Christoph Wenisch, Leiter der Infektionsabteilung an der Klinik Favoriten (Kaiser-Franz-Josef-Spital) in Wien. Sie schützt bei einer Grippe-Infektion vor einem schweren Verlauf und senkt das Sterblichkeitsrisiko durch Herzversagen oder Herzinfarkt deutlich, geimpfte Asthma-Patienten landen zudem seltener im Spital. Schwangere haben zwölf Prozent weniger Sterblichkeit, 27 Prozent weniger Totgeburten und 50 Prozent weniger Missbildungen bei den Kindern, berichtete er. "Ich habe viele Hunderte Menschen mit diesen Erkrankungen gesehen", sagte Wenisch. Wenn man das sieht, sei ein Vertrauen in die Impfung "blitzartig hergestellt", sagte er in Richtung von Impfskeptikern.
Zusammenfassung
- Bei der Influenza-Impfung könnte es in der beginnenden Grippesaison zu einer Impfstoffknappheit kommen.
- Mit der Rekordmenge von 1,86 Millionen bestellten Dosen kann die Durchimpfungsrate jedenfalls von unter zehn auf mehr als 20 Prozent gesteigert werden.
- Schwangere haben zwölf Prozent weniger Sterblichkeit, 27 Prozent weniger Totgeburten und 50 Prozent weniger Missbildungen bei den Kindern, berichtete er.