Hofreitschul-Geschäftsführer verteidigte Einstellvertrag
"'Fantasca' ist ein Sponsorpferd, für dessen Haltung und Ausbildung die Spanische Hofreitschule von privater Hand die Kosten erstattet bekommen hat", legte Marihart seine Sichtweise der Situation am Donnerstag in einer Aussendung dar. "Würde man mehr Menschen für solche Investments gewinnen, ließen sich die finanziellen Probleme der Hofreitschule deutlich lindern."
Ende Oktober hat der Rechnungshof in einem Bericht die Spanische Hofreitschule wegen schlechter Haltungsbedingungen und geringer wirtschaftlicher Leistung kritisierte, nun gibt es weitere Vorwürfe. 2013 kaufte die Tochter des Aufsichtsratsvorsitzenden Marihart einen Lipizzanerhengst um 12.000 Euro von der Hofreitschule. Damals waren Klissenbauer und Elisabeth Gürtler Geschäftsführer der Hofreitschule, Klissenbauer ist es auch heute noch.
Der Hengst wurde in der Hofreitschule eingestellt und soll mittlerweile mehrere 100.000 Euro wert sein, weil er gratis zu einem Star ausgebildet worden sein soll. Klissenbauer verteidigte das Vorgehen im "Morgenjournal" Donnerstagfrüh: "Man muss umgekehrt sagen, das Pferd steht uns gratis zur Verfügung. Denn wir zahlen nichts für die Haltung. Die wird über den Einstellvertrag geregelt und ist daher aus meiner Sicht für die Spanische Hofreitschule ein Vorteil." Laut einem Nachvertrag im Einstellvertrag der dem ORF vorliegt, zahlt die Hofreitschule aber auch für den Tierarzt und den Hufbeschlag - rückwirkend ab 2014.
Laut dem ehemaligen Gestütsleiter von Piber, Max Dobretsberger hätte das Privatpferd niemals in der Hofreitschule eingestellt werden dürfen. "Bei den Hengsten ist es so, dass wir sie dreieinhalbjährig mustern. Die kommen in die Ausbildung und die Besten sollten dann in Wien verbleiben und die müssen auch für die Zucht interessant sein. Das heißt, wenn jetzt ein Pferd verkauft wird, dann wollen wir natürlich, dass es definitiv auch die Spanische verlässt weil wir die Plätze brauchen für die genetisch interessanten Hengste", sagte er im "Morgenjournal".
Der Rechnungshof wirft dem Aufsichtsratsvorsitzenden auch vor, persönliche Vorteile für die Tochter in Form von Gratis-Reitstunden durch die Bereiter in Anspruch genommen zu haben. Dazu Klissenbauer im Ö1-Interview: "Die Besitzerin nimmt fallweise auf dem Pferd Platz. Ich würde das nicht als Reitunterricht bezeichnen." Die zweite Geschäftsführerin, Sonja Klima, - sie folgte 2019 Gürtler nach - sagte dazu im "Morgenjournal": "Bis gestern habe ich auch angenommen, dass das immer in der Freizeit ist unserer Bereiter, aber es ist auch: Manchmal sind Reitstunden eben auch am Vormittag passiert." Auf die Frage im Interview, ob das in der Dienstzeit heiße, habe Klima mit einem Nicken geantwortet, hieß es in dem Radio-Beitrag.
Auch Marihart meldete sich am Donnerstag zu Wort. Der ehemalige, langjährige Generaldirektor der Agrana AG ortete in einer Aussendung haltlose Anwürfe und völlig verzerrte Darstellungen durch ehemalige Mitarbeiter der Hofreitschule. Seine Tochter habe den damals fünfjährigen Lipizzaner-Hengst "Maestoso Fantasca-67" zu üblichen Konditionen erworben, er sei offiziell auf der Webseite annonciert gewesen.
Weiter hieß es in der Aussendung: "Damals bot die Hofreitschule Käufern auch noch eine besondere Option an: die Einstellung der erworbenen Tiere in den Stallungen am Heldenberg. Die Käuferin entschied sich, diese zu nutzen, zumal sie nur unweit davon wohnte. Die dafür festgeschriebenen und damals jedem Käufer gleichermaßen zustehenden Konditionen: 1.200 Euro pro Monat für die Unterbringung und das regelmäßige Bewegen, Longieren oder Führen - sechsmal die Woche für jeweils eine halbe Stunde."
Wie es dann dazu kam, dass aus "Maestoso Fantasca-67" einer der Hofreitschul-Stars wurde: "Als sich 2014 ein Engpass bei Pferden für die Ausbildung und Vorführungen ergab, suchte die Hofreitschule nach Lösungen und stieß dabei auch auf 'Maestoso Fantasca-67'. Der Bereiter sah nun doch Potenzial und aktivierte das Tier als Einspringer für das Haus." Die Auftritte hätten sich gemehrt, von 2018 bis 2020 wurde es 129 Mal bei einer Aufführung eingesetzt. "Das reduzierte aber die Möglichkeit der Eigennutzung für die Besitzerin dramatisch. Neun Monate überließ sie das Tier der Hofreitschule und musste zusehen, wie sie das Tier zumindest ab und zu reiten konnte. So nutzte sie mitunter auch die eine oder andere vertraglich vereinbarte Bewegungseinheit, um wieder einmal in den Sattel zu steigen, während der Bereiter dafür in die Rolle des Beobachters wechselte."
Die Vereinbarung zur Kostenübernahme von Tierarzt und Hufbeschlag habe Hofreitschule zugleich "die uneingeschränkte Nutzung" zugesichert. Seine Tochter als Besitzerin habe indes weiterhin die Kosten für u.a. Sattel und Zaumzeug wie auch einen Klinikaufenthalt getragen. "Heute, gut acht Jahre später, hat die Besitzerin ein Pferd, für das in Summe 130.000 Euro an die Spanische Hofreitschule geflossen sind, das sie aber selbst kaum nutzen konnte und jetzt auch noch die üble Nachrede hat", ärgerte sich Marihart.
Die Spanische Hofreitschule befindet sich ebenso wie das dazugehörige Gestüt Piber im Eigentum der Republik. Die Vorwürfe haben daher auch die zuständige Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) auf den Plan gerufen. Sie will diese "rasch und umfassend" aufklären. Sowohl die Geschäftsführung als auch die drei vom Ministerium entsandten Aufsichtsräte wurden aufgefordert, Stellungnahmen zu übermitteln.
Zusammenfassung
- Auch Marihart wies die Vorwürfe zurück.
- Die Spanische Hofreitschule befindet sich ebenso wie das dazugehörige Gestüt Piber im Eigentum der Republik.