Strandblick auf der Pazifikinsel NauruAPA/AFP/Mike LEYRAL

"Goldener Pass"

Pazifikinsel Nauru verkauft Staatsbürgerschaften

07. März 2025 · Lesedauer 3 min

Für 105.000 US-Dollar kann man künftig Bürger:in des Inselstaates Nauru werden. Mit dem Geld sollen Klimaschutzmaßnahmen finanziert werden, die das drittkleinste Land der Welt dringend benötigt.

Etwa 11.800 Menschen wohnen auf der 21 Quadratkilometer großen Insel im Südpazifik. Der steigende Meeresspiegel, Sturmfluten und Küstenerosion bedrohen die Existenz des Inselstaates. Mit den Einnahmen will die Regierung 90 Prozent der Einwohner:innen in höher gelegene Gebiete umsiedeln und neue Gemeinden errichten.

Das Konzept eines "Goldenen Passes" ist nicht neu. Die umstrittene Methode wurde in der Vergangenheit schon für kriminelle Zwecke missbraucht. Mitte der 1990er Jahre versuchte man bereits einen ersten Versuch des Projektes.

Nachdem es zu einer Festnahme zweier mutmaßlicher Al-Kaida-Terroristen mit nauruischen Pässen in Malaysia im Jahr 2003 gekommen war, legte man das Programm auf Eis. 

Preis soll steigen

Für den Kleinstaat Nauru könnte der Verkauf von Staatsbürgerschaften "absolut enorme" wirtschaftliche Auswirkungen haben, erklärt Kirstin Surak, außerordentliche Professorin für politische Soziologie an der London School of Economics.

Der Inselstaat erwartet sich im ersten Jahr Einnahmen von rund 5,6 Millionen Dollar. Pro Jahr sollen diese dann auf rund 42 Millionen steigen. Bei 105.000 Dollar pro Pass soll es aber nicht bleiben. Der Betrag soll schrittweise erhöht werden, "während wir unbeabsichtigte Folgen oder negative Auswirkungen prüfen", sagte Edward Clark, CEO des Nauru Economic and Climate Resilience Citizenship Programm. Ziel ist es, dass 19 Prozent der gesamten Staatseinnahmen durch den Verkauf von "Goldenen Pässen" erzielt werden.

Nicht alle Personen bekommen allerdings Zugang zu dem Verkauf: Laut der Regierung wird es strenge Prüfungen geben. Teilnehmer:innen aus Ländern, die von den Vereinten Nationen als Hochrisikoländer eingestuft werden, wie etwa Russland und Nordkorea, sollen von dem Programm ausgeschlossen werden.

80 Prozent der Insel fast unbewohnbar

Aufgrund des fast ein Jahrhundert anhaltenden Phosphatabbaus im Tagebau sind 80 Prozent der Landschaft fast unbewohnbar geworden. Das Zentrum der Insel wurde dadurch zu einer beinahe öden Landschaft aus zerklüfteten Felsen. Dank des begehrten Rohstoffes war die Insel zeitweise sogar die reichste Nation der Welt – im Verhältnis zur kleinen Einwohner:innenzahl. Nun kämpft das Land für neue Finanzierungsmöglichkeiten.

Die Insel, die rund 3.000 Kilometer von Australien entfernt ist, baute sich Anfang der 2000er Jahre ein weiteres Standbein als "Offshore-Haftanstalt" für Flüchtlinge und Migranten auf, die sich in Australien niederlassen wollten. Dieses Programm wurde allerdings nach dem Tod eines Gefangenen zurückgefahren. Nun will man in der Tiefsee nach Materialien für die grüne Wende schürfen.

Karibikstaat Dominic verkaufte als erstes Land Staatsbürgerschaften

Nauru war aber nicht das erste Land, dass die Idee hatte Staatsbürgerschaften zu verkaufen. 1993 begann der karibische Staat Dominic damit. Der Inselstaat in den Kleinen Antillen in der östlichen Karibik will die Einnahmen dafür nutzen, um sein "Versprechen zu finanzieren, bis 2030 das erste klimaresistente Land der Welt zu sein".

Zusammenfassung
  • Für 105.000 US-Dollar kann man künftig Bürger:in des Inselstaates Nauru werden.
  • Etwa 11.800 Menschen wohnen auf der 21 Quadratkilometer großen Insel im Südpazifik.
  • Mit dem Geld sollen Klimaschutzmaßnahmen finanziert werden, die das drittkleinste Land der Welt dringend benötigt.
  • Der steigende Meeresspiegel, Sturmfluten und Küstenerosion bedrohen die Existenz des Inselstaates.
  • Mit den Einnahmen will die Regierung 90 Prozent der Einwohner:innen in höher gelegene Gebiete umsiedeln und neue Gemeinden errichten.