Verstörendes Geisel-Video löst Protestwelle in Israel aus
Mittwochabend veröffentlichten Familien israelischer Soldatinnen, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas gefangen genommen wurden, verstörende Videoaufnahmen, die zu einer Welle an Protesten vor dem Armeehauptquartiert in Tel Aviv führten, berichtete die "Times of Israel".
Auch in Jerusalem kam es der Zeitung zufolge vor dem Büro von Netanyahu zu Protestaktionen, bei denen die Demonstranten die sofortige Freilassung der weiterhin im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln forderten.
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Die Eltern der jungen Frauen hatten der Veröffentlichung des Videos in der Hoffnung zugestimmt, dass die schlimmen Bilder zur Freilassung ihrer Töchter und anderer Geiseln infolge eines Deals zwischen Israel und der islamistischen Hamas beitragen könnten.
"229 Tage lang im Stich gelassen"
Das Forum der Geiselfamilien nannte das Video "ein verdammendes Zeugnis für das Versäumnis der Nation, die Geiseln, die 229 Tage lang im Stich gelassen worden sind, nach Hause zu bringen". Die Familien der Entführten riefen die israelische Regierung dazu auf, "nicht einen einzigen Moment mehr zu vergeuden" und sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
In dem zuvor veröffentlichten Video sind die verletzten, teilweise blutüberströmten jungen Frauen, die im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee im Einsatz waren, mit schwer bewaffneten Terroristen zu sehen. Sie sind offensichtlich verängstigt und haben die Arme hinten den Rücken gebunden. Die Entführer schreien sie immer wieder an und bedrohen sie.
Galerie: Proteste in Israel
Als Reaktion auf die Videoveröffentlichungen und die Proteste hatte Israel verkündet, die festgefahrenen Gespräche über eine Freilassung der Geiseln wieder aufnehmen zu wollen. Das Kriegskabinett wies das Verhandlungsteam an, die Bemühungen um eine Freilassung der Entführten fortzusetzen, berichteten israelische Medien in der Nacht auf Donnerstag unter Verweis auf eine Erklärung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Das Kriegskabinett hatte zuvor vier Stunden lang getagt.
Da Israel und die islamistische Hamas nicht direkt miteinander verhandeln, fungieren Ägypten, Katar und die USA als Vermittler im Gaza-Krieg. Die jüngste Verhandlungsrunde endete vor Kurzem ergebnislos. Seither stecken die Gespräche fest.
Ägypten droht mit Rückzug als Vermittler
Unterdes drohte Ägypten damit, sich als ganz aus den Friedensbemühungen im Gaza-Krieg zurückzuziehen. Versuche, die ägyptischen Vermittlungsbemühungen in Frage zu stellen und zu beleidigen... könnten dazu führen, dass sich Ägypten komplett aus der Vermittlung im aktuellen Konflikt zurückzieht", teilte Diaa Rashwan, Chef des staatlichen ägyptischen Informationsdienstes, in sozialen Medien mit.
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Bei der beispiellosen Massaker der Hamas und anderer extremistischer Gruppen im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober waren rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt worden. Der Terroranschlag löste die militärische Offensive Israels in dem Küstengebiet aus, bei der nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 35.700 Menschen getötet worden sind. Bei der unabhängig kaum zu überprüfenden Zählung wird nicht unterschieden zwischen Kämpfern und Zivilisten.
Video: Segenreich zu Geisel-Deal
Zusammenfassung
- Die Veröffentlichung verstörender Videos israelischer Soldatinnen, die von der Hamas verschleppt wurden, hatte Mittwochabend zu Demonstrationen in Israel geführt.
- In dem Video sind die verletzten, teilweise blutüberströmten jungen Frauen, die im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee im Einsatz waren, mit schwer bewaffneten Terroristen zu sehen.
- Der Ruf nach einem Geisel-Deal wird erneut lauter. Israel will erneut Gespräche aufnehmen.
- Unterdes droht Ägypten, sich als Vermittler zurückziehen zu wollen.