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Zerstückelte Leiche im Marchfeldkanal: 20 Jahre Haft

Im Mordprozess rund um eine zerstückelte Leiche, die im Vorjahr im Marchfeldkanal entdeckt wurde, fällten die Geschworenen ein Urteil: 20 Jahre Haft.

Am Dienstag ist am Landesgericht Wien der Mordprozess gegen einen 39-jährigen Iraner fortgesetzt worden, der am 15. November 2023 einen 45 Jahre alten Landsmann in dessen Wohnung in Hietzing erschlagen, zerstückelt und im Marchfeldkanal versenkt haben soll.

Nach den Aussagen mehrerer Zeuginnen und Zeugen zogen sich die Geschworenen zunächst zu einer Mittagspause zurück. Anschließend folgt die Beratung über die Schuldfrage und das Urteil: 20 Jahre Haft.

Der Schuldspruch der Geschworenen wegen Mordes fiel einstimmig aus. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Verurteilte erbat Bedenkzeit. Der Staatsanwalt akzeptierte die Gerichtsentscheidung.

"War grauenhaft"

Bei der Strafbemessung wurden die Verwendung einer Waffe und das Nachtatverhalten als erschwerend gewertet. Es sei "schrecklich, wie dieser Körper entstellt wurde", stellte die vorsitzende Richterin Christina Salzborn in der Urteilsbegründung fest. Und weiter: "Das war grauenhaft."

Mildernd war die bisherige Unbescholtenheit des Mannes - dank dieses Umstands entging er wohl einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Die Witwe und der Bruder des Getöteten bekamen ein Trauerschmerzengeld von 20.000 bzw. 15.000 Euro zugesprochen.

Video: Prozess im Fall von Leiche in Marchfeldkanal

Zur Tötung des 45-Jährigen soll es aus finanziellen Gründen gekommen sein. Der Mann soll dem Angeklagten Geld für eine in Aussicht gestellte geschäftliche Beziehung geborgt und dafür Krypto-Währungen und sein Auto verkauft haben.

Laut Anklage wurde aus dem Geschäft nichts, die geborgte Summe zahlte der 39-Jährige seinem Gläubiger nicht zurück. Als der 45-Jährige sein Geld verlangte, besorgte sich der 39-Jährige dem Staatsanwalt zufolge einen Lattenhammer und schlug damit seinem Gläubiger bei einem Treffen in dessen Wohnung die Schädeldecke ein.

Berichte von ominösem "Mike" und Mafia

Sein Mandant habe hingeschlagen, hatte Verteidiger Manfred Arbacher-Stöger beim Prozessauftakt im vergangenen Dezember eingeräumt. Es gebe aber "mafiöse Hintergründe". Der Angeklagte habe "Anweisungen" eines gewissen Mike befolgt.

Wie eine Zeugin am zweiten Verhandlungstag berichtete, hatte der Angeklagte auch ihr Geld geschuldet. Sie hatte ihm 16.000 Euro überlassen. Als sie den Betrag wieder haben wollte, habe der Mann ihre Anrufe zunächst nicht beantwortet und dann vorgegeben, er sei im Spital, wo man ihm eine Niere entfernt hätte.

Später habe sie 1.000 Euro bekommen. Als sie den Rest begehrte, sei der Mann "mit immer neuen Ausreden" gekommen: "Er hat behauptet, nach seiner Nieren-OP seien die Nähte aufgerissen."

22 Teile der Leiche aus Marchfeldkanal geborgen

Der 45-Jährige galt seit Ende November 2023 als vermisst. Mitte Jänner fischte ein Angler dessen abgetrennten linken Unterschenkel samt Fuß aus dem Marchfeldkanal. Taucher der Polizei bargen in weiterer Folge 21 weitere Leichenteile, darunter den Kopf, den rechten Unterschenkel samt Fuß, beide Schulterblätter, mehrere Teile der Brust, mehrere Teile der Wirbelsäule und einige Organe.

Anhand des Schädels war die Todesursache feststellbar. Dem Mann war die scharfe Seite eines Hammers einmal gegen den Scheitel und zwei Mal gegen die linke Schläfe geschlagen worden, was kreisrunde Einbruchsbrüche bewirkte. Am Hals wurde außerdem eine großflächige Schnittverletzung festgestellt.

Etliche Teile des Körpers dürften sich noch im Gewässer zwischen der Schwarzlackenau und Strebersdorf befinden. Bisher nicht gefunden wurden beide Oberschenkel, das Becken und beide Arme.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Mordprozess gegen einen 39-jährigen Iraner, der einen 45-jährigen Landsmann getötet und zerstückelt haben soll, wurde in Wien fortgesetzt.
  • Finanzielle Streitigkeiten sollen das Motiv gewesen sein, da der Angeklagte dem Opfer Geld schuldete und dieses nicht zurückzahlte.
  • Der Angeklagte behauptet, er sei von der albanischen Mafia zu der Tat gezwungen worden, was der Staatsanwalt als Schutzbehauptung sieht.
  • Insgesamt wurden 22 Leichenteile des Opfers im Marchfeldkanal gefunden, darunter der Kopf und mehrere Gliedmaßen.
  • Der Angeklagte wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt.