Deutschland: Wahl zwischen kurzem und langem Lockdown

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach glaubt, dass ein Lockdown in Deutschland unvermeidlich ist. Man habe nur die Wahl ob man früher oder später damit anfange. Für jede Woche, die der Lockdown später beginne, verliere man hinterher drei Wochen, um die Zahlen wieder zu senken. Zusätzlich gebe es mehr Tote, warnte er am Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn. 

"Das Infektionsgeschehen gewinnt an Dynamik", sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Freitag über die Corona-Zahlen in Deutschland. Eine Zunahme von 5,6 binnen einem Tag bei der Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner habe es schon länger nicht gegeben. Diese lag laut RKI am Freitag bundesweit bei 95,6, am Vortag noch bei 90. Neuinfektionen kamen 17.482 hinzu.

Britische Variante in 3 von 4 Fällen

Wegen der Ausbreitung der ansteckenderen britischen Virusvariante stünden Deutschland "leider wieder schwere Wochen bevor", sagte Schaade. Eine Verschlimmerung der Lage um Ostern sei gut möglich und mit der Zeit vor Weihnachten vergleichbar. "Dieser Anstieg der Fallzahlen ist real. Nach unseren Daten lässt er sich nicht damit erklären, dass mehr Schnelltests gemacht werden", betonte er. Die ansteckendere und wohl auch tödlichere Variante B.1.1.7 sei in etwa drei von vier Fällen in Deutschland nachgewiesen.

Intensiv-Patienten werden jünger

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten binnen einem Tag 17.482 Corona-Neuinfektionen - etwa 5.000 mehr als vor einer Woche. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 226 weitere Todesfälle registriert. Schon jetzt sei zu sehen, dass die Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen im Mittel immer jünger werden.