Experten: Kritische Infrastruktur muss Vorsorge für Omikron treffen
Wenn sich die Ausbreitung weiter in dieser Geschwindigkeit fortsetzt, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt oder in Quarantäne. Neben dem Gesundheitssystem wäre auch die kritische Infrastruktur "extrem belastet". In Österreich hört man die Warnungen.
Der Stromkonzern Verbund setzt vor allem auf eine strikte Trennung der in mehrere Teams aufgeteilten Mannschaft. Vor allem in den Kraftwerken soll eine Aufteilung in Kleingruppen eine Clusterbildung vermeiden. Wo Homeoffice nicht möglich ist, gelte eine FFP2-Maskenpflicht.
Neben den Impfungen und Tests werde an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter appelliert, auch im privaten Bereich vorsichtig zu sein. Eine Empfehlung, über die Feiertage öffentliche Verkehrsmittel, Reisen oder Verwandtschaftsbesuche zu vermeiden, gibt es nicht.
Verbund ist gerüstet
Für eine Isolierung in den Kraftwerken wäre der Verbund notfalls ausgerüstet. Es gebe für solche Eventualitäten ausreichend Notbetten und Nahrungsmittel. "Wir halten aber ein Teamsplitting für den Kraftwerksbetrieb für das adäquatere Mittel", sagte Verbund-Sprecherin Ingun Metelko auf APA-Anfrage.
Bei der Wien Energie hatten sich zu Beginn der Pandemie rund 50 Beschäftigte freiwillig über mehrere Wochen in den Anlagen isoliert. Von der Außenwelt abgeschnitten, sollten sie einrücken, wenn sonst keiner mehr kann. Auch beim ORF waren im März 2020 mehrere Isolationsbereiche eingerichtet worden.
Vorerst keine Isolation beim ORF geplant
Beim ORF gibt es derzeit keine Pläne für eine neuerliche Isolierung. Dies sei das "letzte Mittel", wie Konzernsicherheitschef Pius Strobl am Montag zur APA sagte. Der ORF verschärfe jedoch "ab dieser Woche" wegen Omikron nochmals seine Regeln. Ziel sei die Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit, sodass es zu keinem Sendeausfall kommt und der ORF seinem Versorgungsauftrag gerecht werden könne. Vor Ort solle nur gearbeitet werden, wenn dies für den Sendebetrieb nötig sei, zusätzlich gelte im ORF 2G-plus. Strobl zufolge wird die 3G-Regel am Arbeitsplatz in der Omikron-Welle nicht ausreichend sein.
Keine Handlungsempfehlungen von SKKM
Seitens des im Innenministerium angesiedelten Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagement (SKKM) gibt es für Unternehmen der kritischen Infrastruktur keine Omikron-spezifischen Handlungsempfehlungen. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, die Lage bezüglich der kritischen Infrastruktur werde genauestens analysiert. Derzeit erfolge eine inhaltliche Bewertung durch die neue gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination namens "GECKO".
"Im Zuge der Corona-Pandemie wurden in Zusammenarbeit mit der kritischen Infrastruktur und dem Verteidigungsministerium bereits zahlreiche Vorbereitungen getroffen und Prozesse aufgesetzt, um bei einer Verschärfung der Lage rasch reagieren zu können", versicherte das Gesundheitsministerium.
Omikron-Variante deutlich ansteckender
Die neue Virusmutation Omikron gilt als deutlich ansteckender, auch geimpfte und genesene Menschen sind weniger gut vor einer Infektion geschützt. Dänische Experten beunruhigte zuletzt vor allem der im Vergleich zu früheren Varianten rapide Anstieg der Infektionszahlen trotz genauer Kontaktnachverfolgung, das Auftreten mehrerer Superspreading-Events mit hohen Ansteckungsraten sowie der hohe Anteil an Infektionen bei Geimpften.
Die deutschen Expertinnen und Experten prognostizieren, dass aufgrund der hohen Verbreitungsgeschwindigkeit von Omikron viele Menschen gleichzeitig ausfallen werden. "Schnell steigende Inzidenzen bergen hohe Risiken für die kritischen Infrastruktur (KRITIS) in Deutschland. Hierzu gehören unter anderem Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung und die entsprechende Logistik. Deshalb bedarf es einer umfassenden und sofortigen Vorbereitung des Schutzes der kritischen Infrastruktur unseres Landes", lautet die am Sonntag veröffentlichte Stellungnahme des neuen 19-köpfigen Expertenrats in Deutschland.
In mehreren europäischen Ländern verbreitet sich Omikron derzeit extrem schnell. In den Niederlanden gilt seit Sonntag ein neuer strenger Lockdown. Auch Dänemark fährt große Teile des öffentlichen Lebens wieder herunter. Durch die blitzschnelle Ausbreitung der Variante hat sich die Lage auch in Großbritannien in den vergangenen Tagen zugespitzt.
Zusammenfassung
- Der Expertenrat der deutschen Regierung warnt vor den Folgen, die die bevorstehende Omikron-Welle auf Unternehmen der kritischen Infrastruktur haben könnte.
- Wenn sich die Ausbreitung weiter in dieser Geschwindigkeit fortsetzt, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt oder in Quarantäne. Neben dem Gesundheitssystem wäre auch die kritische Infrastruktur "extrem belastet".
- In Österreich hört man die Warnungen. Der Stromkonzern Verbund setzt vor allem auf eine strikte Trennung der in mehrere Teams aufgeteilten Mannschaft. Vor allem in den Kraftwerken soll eine Aufteilung in Kleingruppen eine Clusterbildung vermeiden.
- Für eine Isolierung in den Kraftwerken wäre der Verbund notfalls ausgerüstet. Es gebe für solche Eventualitäten ausreichend Notbetten und Nahrungsmittel.
- Beim ORF gibt es derzeit keine Pläne für eine neuerliche Isolierung. Dies sei das "letzte Mittel", wie Konzernsicherheitschef Pius Strobl am Montag zur APA sagte. Der ORF verschärfe jedoch "ab dieser Woche" wegen Omikron nochmals seine Regeln.
- Seitens des im Innenministerium angesiedelten Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagement (SKKM) gibt es für Unternehmen der kritischen Infrastruktur keine Omikron-spezifischen Handlungsempfehlungen.