Ex-Mitarbeiter von Hygiene Austria berichtet von vertuschten Arbeitsunfällen

Im Interview mit "Café Puls" erhebt ein ehemaliger Mitarbeiter von Hygiene Austria schwerwiegende Vorwürfe.

Vertuschte Arbeitsunfälle, miserable Arbeitsbedingungen und illegale Arbeitskräfte – das sind nur ein Teil der Vorwürfe, die ein ehemaliger Mitarbeiter des heimischen Maskenproduzenten Hygiene Austria im Exklusiv-Interview mit "Café Puls" erhebt. Seit Wochen steht der einst von der Politik hochgelobte heimische Maskenhersteller in der Kritik. Die Wirtschaft- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen Betrug und organisierten Schwarzarbeit. Hygiene Austria weist die Vorwürfe zurück.

Arbeitsunfälle vertuscht?

Laut dem ehemaligen Mitarbeiter durften die Maschinen "nicht stehen bleiben" – noch nicht einmal zum Reinigen. Dafür mussten offenbar Mitarbeiter mit den Händen in die laufende Maschine greifen, da sind "die meisten Unfälle passiert", schildert der Informant. Zudem habe es in seiner Zeit drei bis vier Unfälle gegeben, "nach denen die Mitarbeiter sagen mussten, dass sie sich diese Verletzungen zu Hause zugezogen haben".

Auch die Hygiene sei bei Hygiene Austria nicht sonderlich großgeschrieben worden. "Die Mitarbeiter haben dort nie mit Handschuhen oder Haarnetzen gearbeitet. FFP2-Masken haben wir auch nie bekommen." Masken seien nur getragen, wenn Politik und Medien der Firma einen Besuch abstatteten.

Eigene Halle für Schwarzarbeiter?

Dafür habe es eine zweite Produktionshalle gegeben, "in der anscheinend Schwarzarbeiter gearbeitet haben. Ich hab' sie immer nur vorbeigehen sehen Richtung hinterer Halle. Eine zweite Firma war dafür zuständig. Ich kenne die Personen nicht, aber es waren sicher 40 Leute. Bei jedem Dienst über 40 Leute rein und raus, die kannte keiner." Die Hygiene Austria verweist bei den Schwarzarbeits-Vorwürfen auf beauftrage Leiharbeitsfirmen.

Laut der Arbeiterkammer (AK) waren allerdings nur elf Personen fix angestellt, dafür etwa 200 Leiharbeiter bei der Firma tätig. Arbeitsrechtsexpertin Andrea Ebner-Pfeifer von der AK Wien erklärte vergangene Woche: "Die Leute waren bei unterschiedlichen Leiharbeitsfirmen beschäftigt und waren bei der Sozialversicherung entweder nicht gemeldet oder sie sind zum Teil nicht oder zu wenig bezahlt worden" und ehemalige Leiharbeiter haben "Lohnabrechnungen, die einen Lohn unter dem Kollektivvertrag ausweisen. Es liegt also Lohndumping vor."

Wie viel chinesische Masken?

Tino Wieser, Geschäftsführer der Hygiene Austria, konnte im PULS 24 Interview vergangene Woche nicht genau sagen, wie viele Masken von einem chinesischen Lohnfertiger als heimische ausgegeben wurden – man mache gerade Inventur. Nach den Ausführungen des Mitarbeiters waren es viele: "Zeitweise waren die Hälfte der abgepackten Masken aus China, manchmal sogar zwei Drittel. Jeder Tag war anders." Eine Maske der Hygiene Austria würde er übrigens "nie tragen", vorher "eher eine chinesische".

Hygiene-Austria-Chef Tino Wieser im PULS 24 Interview

Was sagt die Hygiene Austria zu den Vorwürfen?

"Café Puls" hat die Hygiene Austria mit den Vorwürfen konfrontiert. Man ersuche "um Verständnis, dass zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Presse-Statements abgegeben werden können", hieß es. Auf der Firmen-Webseite heißt es bezüglich den Arbeitsbedingungen, diese "waren und sind hinsichtlich Arbeitsplatzsicherheit und -ausstattung absolut zeitgemäß und auf branchenüblichem Niveau" und seien "erst am 8.03.2021 vom Arbeitsinspektorat nach einer eingehenden Überprüfung bestätigt" worden.

Hinweis: Das Interview in voller Länge sehen Sie am Freitag, den 19. März um 19:00 Uhr in "Café Puls – Das Magazin" auf PULS 4, im Livestream sowie zum Nachschauen auf ZAPPN und puls24.at.

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  • Im Interview mit "Café Puls" erhebt ein ehemaliger Mitarbeiter von Hygiene Austria schwerwiegende Vorwürfe.