Ein Jahr Haft für lukrative WhatsApp-Betrügereien
Auf das betrügerische Geschäftsmodell, das sich seit einiger Zeit bei Kriminellen großer Beliebtheit erfreut und auch von professionellen Banden betrieben wird, hätten ihn die sozialen Medien gebracht, schilderte der 23-Jährige im Grauen Haus: "Entsprechende Guidelines habe ich auf Google gefunden. Da wird alles erklärt, wie man schreibt, wie man tut." Einem 73-jährigen Wiener schickte er am 7. Juli 2023 eine SMS: "Servus Papa, ich hab einen neuen Anbieter. Das ist meine neue Nummer. Kannst du mir eine Nachricht auf WhatsApp schreiben?" Der Pensionist las die Nachricht im Urlaub, während er entspannt in einem Lokal saß, und glaubte, seine Tochter habe an ihn gedacht. Er übermittelte an die angegebene Telefonnummer eine Whats App-Nachricht, und der 23-jährige Betrüger brachte ihn im Zug der weiteren Kommunikation dazu, dass ihm der Mann noch am selben Tag mehr als 3.200 Euro überwies.
"Ich habe geglaubt, meine Tochter ist in Not", erklärte der Getäuschte nun in der Verhandlung. Stutzig sei er erst am nächsten Tag geworden, als ihn die vermeintliche Tochter neuerlich um Geld anpumpte: "Da habe ich dann das Konto sperren lassen."
Gerade einmal drei Wochen davor hatte eine 56-Jährige dem Schwindler sogar 4.400 Euro überwiesen. Bei ihr hatte der 23-Jährige mit derselben Masche den Eindruck erweckt, ihre Tochter müsse schleunigst die Rechnung für ein gebuchtes Ferienhaus begleichen.
Das Geld habe er zur Finanzierung seiner Drogensucht benötigt, gab der umfassend geständige Angeklagte zu. "Berufssoldat war mein Traumberuf", erläuterte er. Weil er aufgrund der erlittenen Armverletzung nicht mehr schießen konnte, sei er ausgemustert worden und deswegen in eine "depressive Phase" geraten. Dagegen sei er mit Benzodiazepinen vorgegangen und nach einiger Zeit in eine schwere Abhängigkeit geraten: "Ich brauch' unbedingt eine Drogentherapie. Sonst ist es sehr schwer, einen geraden Weg zu gehen."
Der wegen Diebstahls und Körperverletzung bereits zweifach Vorbestrafte akzeptierte die über ihn verhängte Freiheitsstrafe. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.
Zusammenfassung
- Ein ehemaliger Berufssoldat ist am Montag am Wiener Landesgericht wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und betrügerischen Datenmissbrauchs zu einer einjährigen unbedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden.
- Der Pensionist las die Nachricht im Urlaub, während er entspannt in einem Lokal saß, und glaubte, seine Tochter habe an ihn gedacht.
- Gerade einmal drei Wochen davor hatte eine 56-Jährige dem Schwindler sogar 4.400 Euro überwiesen.