APA/GEORG HOCHMUTH

Das österreichische Bundeskriminalamt ist 20

Hochrangige Vertreter des Innenministeriums haben am Dienstag im Rahmen eines Festakts den 20-jährigen Geburtstag des Bundeskriminalamts begangen. Dabei wurde vor allem auf die globalen Herausforderungen im Wandel der Zeit für die Kriminalitätsbekämpfung hingewiesen. "Der klassische Banküberfall stirbt aus", betonte der ebenfalls eingeladene Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock auf der Jubiläumsfeier.

Bereits zwischen 80 und 90 Prozent aller "OK-Verfahren" (Verfahren im Bereich Organisierte Kriminalität) hätten internationalen Bezug, so Stock in seiner Ansprache. Der Interpol-Chef nannte zur Verdeutlichung der aktuellen Lage auch einige globale Zahlen. So wird der für 2025 prognostizierte weltweite Schaden durch Cybercrime laut Interpol mit zehn Billionen US-Dollar (9,16 Mrd. Euro) angegeben. Für dieses Jahr rechne man mit acht Billionen, hieß es. Weltweit gebe es pro Jahr zwischen 8.000 und 10.000 Terroranschläge.

Ähnliche Töne schlug am Dienstag auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) an. "Wir hatten vor knapp zwei Monaten den letzten Banküberfall", sagte Karner mit Verweis auf einen Raub am 28. April im Vorarlberger Feldkirch in einer Rede. Diese Deliktsart sei jedoch mittlerweile eine Seltenheit geworden, hieß es. "Wir sehen, dass wir neue und moderne Formen der Kriminalität haben, die uns fordern." Die Polizei müsse sich heutzutage vor allem Herausforderungen in drei Aufgabengebieten stellen, sagte Karner. "Prävention und Internationalität, Organisierte- und Schlepperkriminalität und Cybercrime", erklärte der Minister.

Auf dieses Lagebild will man im Innenministerium auch mit der neuen Kriminaldienstreform reagieren, die sich bereits in der Zielgeraden befindet. Andreas Holzer, Chef des Bundeskriminalamts, erklärte gegenüber der APA, dass aktuell noch mit der Personalvertretung verhandelt werde. Er rechne jedoch "noch im Sommer" mit einem Abschluss der Verhandlungen.

Stock plädierte vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen vor allem für internationale Vernetzung und Zusammenarbeit. Österreich habe hier eine Vorreiterrolle eingenommen. Denn die Idee für eine gemeinsame internationale DNA-Datenbank sei 2003 vom Leiter des zentralen Erkennungsdienstes, Reinhard Schmid, im Bundeskriminalamt gekommen. Heute enthält die Datenbank laut Stock 280.000 Datensätze aus 87 Ländern. "Österreich hat hier Pionierarbeit geleistet", sagte der ehemalige Vizepräsident des deutschen Bundeskriminalamts und nunmehrige Interpol-Leiter.

Der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, ging im Rahmen des Festakts vor allem auf die historische Dimension des Bundeskriminalamts ein. So habe es bereits seit 1870 mit dem K.u.K-Polizeiagentenkorps eine Vorläuferorganisation der heutigen Kriminalpolizei gegeben. Doch erst rund 130 Jahre später sei es zur Gründung des Bundeskriminalamts gekommen. "Die Anfangsjahre des Bundeskriminalamts waren geprägt von außerordentlichen politischen Veränderungen, einem enormen Anstieg der Kriminalität und hoher Terrorgefahr", so Ruf. Mittlerweile stehe man bei einer Aufklärungsquote von 52,2 Prozent (Kriminalstatistik aus dem Jahr 2022). Diese Zahl sei "ein echter Erfolg", so Ruf, sei der entsprechende Wert hierfür schließlich noch bei 38 Prozent gelegen.

Holzer gab vor allem einen umfassenden Überblick über die Aufgabenbereiche und Erfolge seines Amts. Startete der Betrieb vor 20 Jahren noch mit 670 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sei der Personalstand nun auf 820 Stellen angewachsen und umfasse nun 30 Büros und 67 Referate.

In den letzten 20 Jahren wurden laut Holzer rund 60.000 Abgängigkeitsanzeigen verzeichnet und 294 Schwerstkriminelle von Zielfahndern festgenommen, darunter 62 Mörder, 45 Räuber und 87 Betrüger, die für Schadenssummen von über zwei Milliarden Euro verantwortlich sind. Zudem habe man 50 Tonnen Suchtmittel aus dem Verkehr gezogen, 40.000 Verdachtsmeldungen von Kindesmissbrauch online überprüft, 665.000 forensische Untersuchungen getätigt, 10.000 Schlepper festgenommen und 726 Millionen Euro im Bereich der Wirtschaftskriminalität sichergestellt.

Besonders herausfordernd gestalte sich dabei aktuell die Arbeit im Nachgang der "Operation Achilles". "Hier offenbart sich eine Grausamkeit und kriminelles Potenzial, das sogar die Fantasie von Drehbuchautoren verzeichnet", so Holzer. Man spreche von in diesem Zusammenhang von weltweit über einer Milliarde an Chatzeilen, die man sichergestellt habe. Dabei sei man auf Pläne für Sprengstoffanschläge, Folterungen oder Morde sowie Waffenlieferungen gestoßen. In Österreich konnten im Zuge der Ermittlungen bereits 190 Personen festgenommen sowie über eine Tonne Suchtgift verbucht werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Hochrangige Vertreter des Innenministeriums haben am Dienstag im Rahmen eines Festakts den 20-jährigen Geburtstag des Bundeskriminalamts begangen.
  • Dabei wurde vor allem auf die globalen Herausforderungen im Wandel der Zeit für die Kriminalitätsbekämpfung hingewiesen.
  • "Der klassische Banküberfall stirbt aus", betonte der ebenfalls eingeladene Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock auf der Jubiläumsfeier.