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Caritas bittet wieder um Spenden für Gruft-Winterpaket

Der Andrang auf warme Schlafplätze für Obdachlose ist angesichts der tiefen Temperaturen in Wien bereits wieder stärker. Deshalb hat die Wiener Caritas am Donnerstag wieder ihre alljährliche "Gruft-Winterpaket"-Spendenaktion gestartet, um Bedürftige in der kalten Jahreszeit zu unterstützen. Mit 70 Euro kann man einen winterfesten Schlafsack und sieben warme Mahlzeiten finanzieren. Unterstützt wird die Kampagne von Ö3-Moderator Robert Kratky.

"Es ist bitterkalt geworden in den letzten Tagen", sagte Caritasdirektor Klaus Schwertner bei der Pressekonferenz in der Obdachloseneinrichtung Gruft nahe der Mariahilfer Straße. "Es ist unvorstellbar, dass Menschen bei diesen Temperaturen draußen schlafen." Bereits jetzt liegt die Auslastung in den verschiedenen Notquartieren bei knapp 95 Prozent.

Schwertner war mit Kratky vorgestern Nacht mit dem Kältebus der Caritas unterwegs, um den wohnungslosen Menschen, die die Nacht im Freien verbringen wollten, Hilfe anzubieten. Einem Mann, der gerade aus dem Spital entlassen wurde und nicht wusste, wo er hinsollte, wurde einer der letzten Schlafplätze in der Gruft besorgt. In den Augen des Mannes habe er "Dankbarkeit und Glück" gesehen, die er auch nach 15 Jahren Arbeit der Caritas nicht vergessen werde, sagte Schwertner.

Auch Kratky zeigte sich nach seinem Nachteinsatz für die Caritas berührt. Sie hätten Orte aufgesucht, die sonst nette Ausflugsziele der Wienerinnen und Wiener seien - die Donauinsel, das Lusthaus, der Prater. "Und nun schlägst du dich durchs Gebüsch und suchst Menschen, die dort versuchen zu überleben", sagte der Radiomoderator. "Das ist traurig und man geniert sich auch dafür, dass es einem selbst so gut geht", so Kratky. Er agierte mit dem Wissen, dass er in ein paar Stunden in seine Wohnung und unter die heiße Dusche könne, aber wohnungslose Menschen nicht. Er dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas und schloss sich der Winterpaket-Aktion mit 5.000 Euro an.

"Die aktuelle Teuerungskrise hat bei vielen Menschen Spuren hinterlassen", sagte Schwertner. "Wir merken schon, dass der Druck auf die Menschen steigt." Davon berichtete auch ein ehemaliger Obdachloser, der vor 20 Jahren auf der Donauinsel lebte und mittlerweile wieder eine Wohnung gefunden hat. "Ein Rucksack und ein Sackerl" waren damals sein einziges Hab und Gut, sagte Markus Jokl. Aber dennoch hat auch er nun mit der Teuerung zu kämpfen und hofft am Monatsletzten, dass "genug Geld im Tascherl" bleibt. 20.000 Menschen in Österreich sind wohnungslos, 60 Prozent leben in Wien. Zuletzt hat auch die Zahl der Delogierungen zugenommen.

Schwertner betonte, dass die Winternothilfe der Stadt Wien und des Fonds Soziales Wien gemeinsam mit Hilfsorganisationen wie der Caritas eine enorm wichtige Hilfe sei. Aber: "Wir würden uns aber wünschen, dass die Winternothilfe auch zu einem fixen Bestandteil über die Sommermonate wird. Denn Obdachlosigkeit gibt es an 365 Tagen im Jahr." Auf Bundesebene wurde erneut die Reform der Sozialhilfe und einen Aktionsplan für leistbares Wohnen gefordert. "Der Mietpreisdeckel der Regierung wird wenig bringen. Was es braucht, ist eine Reform der Sozialhilfe und eine Ausrichtung am tatsächlichen Wohnbedarf der Menschen", sagte Schwertner. Ohne Spenden wäre die Hilfe der Caritas nicht möglich.

Insgesamt stellt die Caritas aktuell mehr als 1.880 Beherbergungsplätze in Wien zur Verfügung. Darunter sind 210 Plätze in sechs Notquartieren wie der Gruft. Täglich werden dort 237 warme Mahlzeiten ausgegeben. Die 60 Betten sind beinahe jede Nacht voll ausgelastet. "Von November 2022 bis jetzt haben 18.558 Menschen in der Gruft übernachtet", sagte Judith Hartweger, die nun nach 13 Jahren die Leitung abgibt.

Um auch jene Menschen zu erreichen, die den Weg in die Quartiere nicht finden, hat die Caritas Anfang November das Streetwork-Angebot ausgeweitet. Die Teams sind täglich auf Wiens Straßen im Einsatz. Auch die mobilen Suppenbusse der Caritas fahren an 365 Tagen im Jahr aus - bis zu 200 Liter werden pro Abend verteilt, insgesamt rund 90.000 Teller Suppe pro Jahr. Wichtig ist auch das Kältetelefon der Caritas, das unter der Nummer 01/480 45 53 rund um die Uhr erreichbar ist. Privatpersonen können Hinweise zu Schlafplätzen von obdachlosen Menschen geben und Streetworker können diese dann möglichst zeitnah aufsuchen. Alleine im vergangenen Jahr wurde die Nummer mehr als 9.700 Mal gewählt. In den vergangen vier Wochen wurden bereits 1.660 Anrufe verzeichnet.

(S E R V I C E - Caritas Spendenkonto, IBAN: AT163100000404050050, BIC: RZBAATWW, Kennwort: "Gruft Winterpaket", Online-Spenden: www.gruft.at oder wirhelfen.shop/winterpaket)

ribbon Zusammenfassung
  • Der Andrang auf warme Schlafplätze für Obdachlose ist angesichts der tiefen Temperaturen in Wien bereits wieder stärker.
  • Deshalb hat die Wiener Caritas am Donnerstag wieder ihre alljährliche "Gruft-Winterpaket"-Spendenaktion gestartet, um Bedürftige in der kalten Jahreszeit zu unterstützen.
  • 20.000 Menschen in Österreich sind wohnungslos, 60 Prozent leben in Wien.
  • Darunter sind 210 Plätze in sechs Notquartieren wie der Gruft.