APA/dpa/Sebastian Gollnow

Berlin: Silvester-Krawalle fordern 15 verletzte Polizisten

In der deutschen Hauptstadt Berlin sind in der Silvesternacht mindestens 15 Polizistinnen und Polizisten verletzt worden, davon eine Person so schwer, dass sie ihren Dienst beenden musste.

Wie ein Polizeisprecher weiter sagte, habe es etwa 300 Festnahmen gegeben. "Wir sind zufrieden mit unserem Einsatz, wir haben die Feuerwehr erfolgreich geschützt." Ein Sprecher der Feuerwehr sprach von einem "normalen Silvester". Es habe keine größeren Einsätze gegeben.

Laut dem Polizeisprecher verlief der Silvesterabend besser als im Vorjahr. Viele Festnahmen seien wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz erfolgt. An mehreren Orten wurden auch Polizisten und Feuerwehrleute mit Pyrotechnik beschossen.

Illegale Kugelbomben gefunden

Im südlichen Stadtteil Lichtenrade randalierte eine große Gruppe von Menschen. "Sie soll auf alles geschossen haben, was sich bewegt", schrieb die Polizei im Internet. Offenbar waren Polizisten schnell an Ort und Stelle. 18 Menschen seien identifiziert worden, hieß es.

Bei zwei von ihnen seien sogenannte Kugelbomben gefunden worden. Diese Feuerwerkskörper gehören zum professionellen Großfeuerwerk und dürfen nur von Profis verwendet werden. Sie werden allerdings illegal aus anderen Ländern eingeschmuggelt.

In Berlin-Neukölln verhinderte die Polizei, dass eine Barrikade mitten auf der Straße aufgebaut wird. Mehrere Personen hatten in der Sandersstraße versucht, die Straße mit einem Bürostuhl und einem Holzbrett zu versperren, hieß es.

"Silvestertypische Nacht" in Leipzig

Einen Angriff auf die Polizei gab es auch in Leipzig. Im linksalternativ geprägten Stadtteil Connewitz warfen Unbekannte Gegenstände auf eine Polizeistation, wie ein Polizeisprecher am Montagmorgen mitteilte. Menschen seien jedoch nicht verletzt worden.

Gegen Mitternacht hatten sich den Angaben zufolge etwa 3000 Menschen an einer Kreuzung versammelt und vier Feuer aus Pyrotechnik, Müll und Baustellabsperrungen entzündet. Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um zu löschen. Ein Polizeisprecher sprach von einer "silvestertypischen Nacht".

Molotow-Cocktails gegen Polizei

Auch aus Berlin hatte es am Sonntagabend geheißen, dass das Geschehen normal für eine Silvesternacht in der deutschen Hauptstadt sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte es bereits einen Zwischenfall am Neptunbrunnen gegeben, bei dem Beamte mit Pyrotechnik beworfen wurden. In Neukölln mehrere Menschen festgenommen, weil sie offenkundig sogenannte Molotow-Cocktails bauten.

"Sie füllten Benzin in Glasflaschen und steckten gerade Stofffetzen als Lunte hinein, als sie von unseren Einsatzkräften in Neukölln entdeckt wurden", schrieb die Polizei auf Twitter. Grillanzünder hätten sie auch dabei gehabt. Neun Verdächtige seien festgenommen worden und elf Molotow-Cocktails sichergestellt.

Brutale Silvesternacht im Vorjahr

Am Donnerstag hatten die Berliner Polizei und Feuerwehr in einem auf der Plattform X veröffentlichten Video an die Bevölkerung appelliert. "Greift uns nicht an. Beschießt uns nicht mit Böllern, Raketen oder Schreckschusswaffen", hieß es darin.

In der Silvesternacht vor einem Jahr waren Einsatz- und Rettungskräfte in Berlin und anderen Städten massiv angegriffen worden. Zum Teil musste die Polizei ausrücken, um Feuerwehrleute beim Löschen von Bränden gegen Angriffe zu schützen.

Nach den Krawallen im vergangenen Jahr finden die Silvesterfeiern in Berlin unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Laut der Polizei waren rund 3.200 Beamte im Einsatz.

Der Berliner Bürgermeister Kai Wegner hatte am frühen Sonntagabend ein hartes Vorgehen bei Randalen angekündigt. "Heute ist die Nacht, wenn's denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird, durchzusetzen", sagte der CDU-Politiker beim Besuch einer Polizeistation in Berlin-Neukölln. In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin.

Zahlreiche Böller-Verletzungen

Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) wurden in der Neujahrsnacht zahlreiche Menschen mit Böllerverletzungen behandelt. Inzwischen seien 27 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden oder Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht versorgt worden, teilte die Klinik in der Früh auf Twitter mit. Das UKB sprach von teils "dramatischen Amputationsverletzungen".

Das Krankenhaus verstärkte in der Silvesternacht nach eigenen Angaben seine OP-Kapazitäten deutlich. "Unser Team der Handchirurgen macht sich schon warm für den OP-Marathon in dieser Nacht in mehreren OP-Sälen", hatte die Klinik bereits am Sonntag mitgeteilt.

ribbon Zusammenfassung
  • In der deutschen Hauptstadt Berlin sind in der Silvesternacht mindestens 15 Polizistinnen und Polizisten verletzt worden, davon eine Person so schwer, dass sie ihren Dienst beenden musste.
  • Wie ein Polizeisprecher weiter sagte, habe es etwa 300 Festnahmen gegeben.
  • Die Polizei meinte, dass das Geschehen normal für eine Silvesternacht in der deutschen Hauptstadt sei.
  • Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) wurden in der Neujahrsnacht zahlreiche Menschen mit Böllerverletzungen behandelt.