Simulationsforscher: "Impfung keine Garantie mehr, dass man Virus nicht trägt oder überträgt"
Der angekündigte Corona-Infektionsanstieg macht sich am Dienstag bereits stark bemerkbar. 5.496 neue Fälle wurden gemeldet. "Omikron ist jetzt da", bestätigt auch Simulationsforscher Martin Bicher von der TU Wien im PULS 24 Interview.
Die Fallzahlen werden sich "voraussichtlich alle drei, vier, maximal sieben Tage verdoppeln", kündigt er an. So werde das auch weitergehen. Bicher rechnet auch mit vierstelligen Inzidenzen. Ein Ende sei schwer abzuschätzen. Die Zahlen würden jedoch "definitiv fünfstellig werden". "Wir werden irgendwann auf die Deltawelle schauen und uns denken 'ma, war die klein'".
Wenn die Regierung abwartet, um die Folgen abzuschätzen, werde die Ausbreitung "Ende Jänner einen Peak erreichen".
2G "auf jeden Fall" überdenken
Bei möglichen Maßnahmen gegen die Welle sei klar, "alles was bisher funktioniert hat, funktioniert natürlich auch jetzt". Die 2G-Regel müsse man jedoch "auf jeden Fall" überdenken. "Geimpft und genesen ist längst kein Label mehr dafür, dass man nicht ansteckend ist." Das Einzige, dass aktuell laut dem Simulationsforscher noch eine gewisse Sicherheit biete andere nicht anzustecken, sei der Test.
Die Impfung wirke weiterhin großartig, um vor einem schweren Verlauf zu schützen, aber "sie ist längst keine Garantie mehr, dass man nicht das Virus trägt oder überträgt".
Hospitalisierungen steigen in anderen Ländern wenig
Mikrobiologe Ulrich Elling rechnet damit, dass Österreich Feldbetten im Messezentrum brauchen wird, um alle Kranken zu versorgen, sollte der Omikron-Welle nicht gegengesteuert werden. Zahlen aus Großbritannien und Südafrika zum Beispiel, so Bicher dazu, würden belegen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Spitals- oder Intensivbett zu brauchen, um ein Vielfaches geringer sei als bei der Delta-Variante. In Dänemark oder dem Vereinigen Königreich würden die Hospitalisierungsraten "de facto überhaupt nicht" steigen. In Italien oder Frankreich würden sie "ein bisschen" steigen, seien aber weit weg von systemkritischem Niveau. Ob Elling recht hat, könne man nicht einschätzen.
Erster Schritt zur Normalität
Das Überstehen der Omikron-Welle könne aber auch ein gutes Zeichen sein, dass man auch mit anderen Immun-Escape-Varianten fertig wird. "Wenn Omikron geschafft ist, ist das schon ein erster riesiger Schritt in Richtung neue Normalität."
Zusammenfassung
- "Omikron ist jetzt da", bestätigt Simulationsforscher Martin Bicher von der TU Wien im PULS 24 Interview.
- Die Fallzahlen werden sich "voraussichtlich alle drei, vier, maximal sieben Tage verdoppeln", kündigt er an. Bicher rechnet auch mit vierstelligen Inzidenzen. Ein Ende sei schwer abzuschätzen. Die Zahlen würden jedoch "definitiv fünfstellig werden".
- Die 2G-Regel müsse man jedoch "auf jeden Fall" überdenken. "Geimpft und genesen ist längst kein Label mehr dafür, dass man nicht ansteckend ist." Das Einzige, dass noch eine gewisse Sicherheit biete andere nicht anzustecken, sei ein Test.
- Die Impfung wirke weiterhin großartig, um vor einem schweren Verlauf zu schützen, aber "sie ist längst keine Garantie mehr, dass man nicht das Virus trägt oder überträgt".
- Das Überstehen der Omikron-Welle könne aber auch ein gutes Zeichen sein, dass man auch mit anderen Immun-Escape-Varianten fertig wird. "Wenn Omikron geschafft ist, ist das schon ein erster riesiger Schritt in Richtung neue Normalität."