Salzburg: Entspannung auf Intensivstationen nicht von Dauer
Die Entlastung kam durch die Verlegung der ersten zwei von vier schwer an Covid erkrankten Personen nach Wien zustande, zudem konnten einige Patienten auf eine Therapie auf einer Normalstation umgestellt werden. Mit 45 belegten Intensivbetten lag man aber weiterhin an der systemkritischen Auslastungsgrenze. "Die Lage ist sehr ernst", sagte Landeskliniken-Geschäftsführer Paul Sungler.
"Triagierungen gibt es bislang nicht"
Laut Prognosen dürfte die Zahl der Krankenhauspatienten weiter steigen. Bereits gestern war es im Uniklinikum kurzfristig zu einem Überhang von sieben Intensivpatienten gekommen. Der medizinische Krisenstab hat darum im Bundesland 17 weitere Covid-Intensivbetten vorbereitet - und die selbst gezogene Obergrenze von 51 auf 68 erhöht. Der Schritt geht allerdings zulasten aller anderen Intensivpatienten. Von insgesamt 135 Intensivbetten in Salzburg ist nun knapp mehr als die Hälfte für Corona-Erkrankte reserviert.
Sungler appellierte darum an die Salzburger, ihr Freizeitverhalten anzupassen. "Es ist nicht die Zeit für Risikosportarten, weil die Intensivstationen anderwärtig benötigt und gebraucht werden." Elektive Eingriffe fänden angesichts der Umstände nicht mehr statt, bei notwendigen Operationen würden momentan zwei bis drei am Tag um ein bis zwei Tage verschoben, sagte Kliniken-Sprecher Wolfgang Fürweger am Donnerstag zur APA. "Triagierungen gibt es bislang nicht."
Dass die Lage auf den Intensivstationen nicht noch ernster ist, dürfte auch zwei Tatsachen geschuldet sein: Zum einen haben die Salzburger Spitäler alleine in den vergangenen sieben Tagen 30 Todesfälle gemeldet. Zum anderen dürfte es im Bundesland verhältnismäßig viele Personen mit einer Patientenverfügung geben - und Patienten, die explizit erklären, wegen ihrer schlechten Prognose nicht mehr auf einer Intensivstation versorgt werden zu wollen. "Diese Menschen kommen gar nicht mehr auf die Intensiv", erklärte der Kliniksprecher.
"Wissen nicht, wo wir weitere Pflegepersonen rekrutieren können"
Auf den Normalstationen in den Salzburger Spitälern waren mit Donnerstagfrüh 202 von 250 möglichen Covid-Betten belegt. Zugleich ging heute die erste "Covid-Transferstation" in Betrieb. Sie soll bis Anfang kommender Woche mit 15 Patienten belegt werden, die noch Corona-positiv sind und keine umfangreiche Betreuung mehr benötigen, die aber aus verschiedenen Gründen noch nicht nach Hause können. Patienten auf der Transferstation scheinen in der Normalstationen-Statistik dann nicht mehr auf.
Probleme bereiten den Spitälern vor allem die Engpässe beim Personal. Für die 164 Covid-Erkrankten alleine auf den Normalstationen der Landeskliniken müsse man laut SALK-Geschäftsführer Sungler zusätzlich 350 Betten sperren. Der Grund: Die Versorgung von Corona-Patienten ist ungleich aufwendiger, als die von Nicht-Covid-Patienten. Dazu kämen noch 160 Betten, die seit Wochen aus Personalmangel gesperrt sind. "Wir sind in der maximalen Versorgungsstufe praktisch ein ganzes Krankenhaus hinten."
Zwar sei es zuletzt gelungen, am Uniklinikum 20 Anästhesie-Pflegepersonen zum Intensiv-Einsatz zu bringen, da diese eine ähnliche Ausbildung erhalten haben wie Intensivpflegerinnen und -pfleger. "Wir wissen aber nicht, wo wir weitere Pflegepersonen rekrutieren können, die unsere Patienten versorgen", sagte Sungler.
Zusammenfassung
- In Salzburg ist die Zahl der Intensivpatienten am Donnerstag ein klein wenig gesunken. Dennoch liegt die Auslastung weiterhin an der systemkritischen Grenze.
- Die Entlastung kam durch die Verlegung der ersten zwei von vier schwer an Covid erkrankten Personen nach Wien zustande, zudem konnten einige Patienten auf eine Therapie auf einer Normalstation umgestellt werden.
- Mit 45 belegten Intensivbetten lag man aber weiterhin an der systemkritischen Auslastungsgrenze.
- "Die Lage ist sehr ernst", sagte Landeskliniken-Geschäftsführer Paul Sungler.
- Laut Prognosen dürfte die Zahl der Krankenhauspatienten weiter steigen. Bereits gestern war es im Uniklinikum kurzfristig zu einem Überhang von sieben Intensivpatienten gekommen.