Tourismus-Gewerkschaft will mehr Lohn: Leben trotz 40-Stunden-Job nicht leistbar

Gastronomie, Hotellerie und Tourismus sind von der Teuerung besonders stark betroffen. Tourismus-Gewerkschafter Berend Tusch spricht mit PULS 24 über die Herausforderungen für Arbeitnehmer.

Tusch ist stellvertretender Vorsitzer der Gewerkschaft vida und Vorsitzender des Fachbereiches Tourismus. Die letzten Jahre seien für Arbeitskräfte in der Tourismusbranche besonders hart gewesen, sagt er im PULS 24 Interview. Die Pandemie habe für viele Menschen eine Lohnverringerung oder sogar Kündigung bedeutet. Nun stellt die Teuerung eine weitere Herausforderung dar.

Leben trotz 40-Stunden-Job nicht leistbar

Auch die Regierung leistet in Tuschs Augen nicht genug Hilfe. Mit einem 40-Stunden-Job sollte das Leben leistbar sein; leider sei das für viele Arbeitskräfte in der Tourismus-Branche nicht der Fall. Seit Februar wird in Kollektivvertragsverhandlungen eine Anpassung des Lohnes an die Inflation verlangt. Dabei sollten die letzten 12 Monate in die Rechnungen mit einbezogen werden, so der Gewerkschafter. Tusch argumentiert, dass viele Betriebe Gewinn machten, anstatt ihre Mitarbeiter angemessen zu bezahlen und wünscht sich mehr "Wertschätzung für Arbeitnehmer". Auf Seiten der Arbeitgeber würden als Gegenargument die steigenden Fixkosten herangezogen.

Schlechte Arbeitsbedingungen in der Branche

Bereits vor Corona-Zeiten galt die Tourismusbranche als unattraktiver Arbeitgeber. Schlechte Lohnverhältnisse und Arbeitszeiten – Teilzeitdienste und Arbeit an Wochenenden und Feiertagen – sorgen seit Jahren für einen Mangel an Arbeitskräften. Tusch, ein gelernter Restaurantfachmann, spricht von einer "Zusammensetzung von lauter negativen Entwicklungen" und kritisiert die Wirtschaftskammer dafür, nichts an den schlechten Arbeitsbedingungen zu ändern.

Darüber hinaus fordern die Gewerkschaften eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Der Mitarbeitermangel würde die Arbeitsbedingungen für die übrigen Beschäftigten verschlechtern, was wiederum zu noch weniger Arbeitskräften führe.

Das müsse nicht so sein, zeigt sich Tusch überzeugt: Einige Betriebe würden es schaffen, eine 4-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich und Arbeitszeitverkürzung einzuführen. Die Gewerkschaft fordere ja nichts Unmögliches: Die Garantie für ein freies Wochenende im Monat sei wohl nicht zuviel verlangt, meint er.

Gewerkschaftsdemo am 17. September

Einer Sache ist Tusch sich jedenfalls sicher: Sollte sich nichts ändern, werde es zu einem Betriebssterben kommen. "Arbeitgeber müssen Maßnahmen setzen, aber auch die Politik ist gefordert, hier Rahmenbedingungen zu schaffen", meint er. Aus diesem Grund ruft die Gewerkschaft vida am 17. September zu einer Demo gegen die Kostenexplosion auf.

Mehr dazu:

ribbon Zusammenfassung
  • Berend Tusch, stv. Vorsitzender der Gewerkschaft vida, verlangt bessere Arbeitsbedingungen in der Tourismusbranche.
  • Mit einem 40-Stunden-Job sollte das Leben leistbar sein; leider sei das für viele Arbeitskräfte in der Tourismus-Branche nicht der Fall.
  • Tusch möchte eine Anpassung des Lohnes an die Inflation und zumindest ein freies Wochenende im Monat.