"Betrügerisch": Signa-Investoren prangern Benko an
24. März 2024 · Lesedauer 5 min
Ein deutscher Investor kritisiert Unternehmer Benko nun laut: Der Tiroler habe "betrügerisch" gehandelt.
Investoren erheben weiter schwere Vorwürfe gegen den gescheiterten Immobilienmagnat René Benko, berichtet "Der Spiegel".
Demnach sieht Karl Gernandt, Vermögensverwalter des Hamburger Logistikmilliardärs Klaus-Michael Kühne, Investoren der Signa-Gruppe durch deren Gründer René Benko "hinters Licht geführt". Benko habe dafür sein Firmenkonstrukt mit mehr als 1.000 Firmen genutzt. Er habe "letztlich betrügerisch" gehandelt. Ein Benko-Anwalt wies dies gegenüber der APA zurück.
Der Tiroler habe "in all den Luxemburger Zwischenholdings" Schulden versteckt, sagte Gernandt, Chef der Kühne Holding, dem "Spiegel". Dort habe es "verschleiert weitere Verpflichtungen anderen Geldgebern gegenüber" gegeben, ohne Wissen der Investoren seien Unterfirmen beliehen worden, "sodass wir faktisch gar keinen Zugriff auf die Immobilien mehr hatten. Nur wussten wir das nicht". Für ihn, sagt Gernandt, sei dies "letztlich betrügerisch".
"Wenn in diesem - ohne jeglichem Substrat und damit inhaltsleer meinem Mandanten 'letztlich betrügerisches' Verhalten unterstellt wird, dann habe ich diesen Vorwurf namens meines Mandanten genauso apodiktisch zurückzuweisen", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme von Anwalt Norbert Wess auf Anfrage der APA am Sonntag.
"Es ist zur Kenntnis zu nehmen, dass es derzeit eine offensichtliche Medienkampagne gegen Herrn Benko gibt." Dennoch werde Benko "seinen Standpunkt und seine Sicht der Dinge weiterhin nicht medienöffentlich transportieren, sondern stets und ausschließlich gegenüber den kompetenten Stellen und Ansprechpartnern".
Signa-Gläubiger stimmen für Verkauf der Immobilien
Bekannte Pleitiers
Für Kühne stehen rund 500 Millionen Euro bei Signa auf dem Spiel, schreibt das Magazin "Spiegel". Der Deutsche hält zehn Prozent an der Signa Prime, der wichtigsten Immobiliensparte von Benkos Firmengruppe.
Zu Benkos Geldgebern zählt auch der französische Autodynast Robert Peugeot, der über seine Familienholding rund 300 Millionen Euro investiert hat. Für Fressnapf-Gründer Torsten Toeller stehen etwa 150 Millionen Euro auf dem Spiel. Auch Unternehmensberater Roland Berger, der Austro-Industrielle und -Investor Hans Peter Haselsteiner sowie Lindt-&-Sprüngli-Chef Ernst Tanner bangen um ihre investierten Summen.
Geschäft mit der Gier
Benko habe "die Gier der anderen erspürt", zitiert der "Spiegel" einen Weggefährten des Ex-Milliardärs und nunmehrigen Pleitiers. Lange sei Benko das "neureiche Gehabe" gegönnt worden. Doch das hat sich gewandelt, auch wenn sich das Signa-Mastermind kurz vor dem Untergang noch als "Schwerstarbeiter inszeniert" habe.
Die "Kronen Zeitung" (Sonntag) schreibt, dass Benko zudem mit jedem Investor einen "Privatdeal" gehabt habe, der die Sache so ausschauen habe lassen, als habe jeder Investor jeweils einen besseren Deal. Bestätigung gibt es dafür offiziell freilich keine.
Die milliardenschweren Investoren zeigen sich von Benko enttäuscht. "Gesundes Wachstum" habe es bei Benkos Signa wohl schon lange nicht mehr gegeben, sagt einer seiner wichtigen Geldgeber heute. Stattdessen sei die wachsende Kluft zwischen Kosten und Einnahmen mit regelmäßigen Kapitalerhöhungen und Gebäudeverkäufen kaschiert worden.
Galerie: Die Immobilien der Signa Prime Selection
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
Vermögen bei 0
Benko will selbst inzwischen beim Lebensunterhalt vor allem von seiner Mutter abhängig sein, wie er in seinem Privatkonkursverfahren als Unternehmer laut "Tiroler Tageszeitung" angegeben hat. Er lebe von 3.700 Euro im Monat. Seine Familie hingegen soll laut "Österreich" weiter im Luxus schwelgen und viel Geld rund ums Pferdehobby brauchen.
Viele der vermögenden Unternehmer üben auch Selbstkritik. Wie schwer die Schulden drückten, hätten sie "zu lange nicht gemerkt", sagt einer, der sein Engagement heute bereut. Ein anderer ist "unendlich enttäuscht von mir selbst", gesteht, sein Anlageberater habe früh zum Ausstieg gedrängt, er aber habe ihn nie erhört. Er sieht sein Benko-Investment als "eine meiner größten Niederlagen".
Seit vergangenem Herbst haben diverse Gesellschaften der von Benko gegründeten Signa-Gruppe Insolvenz angemeldet. Die Staatsanwaltschaft in Wien prüft einen Anfangsverdacht wegen Betrugs, eine Sonderkommission wurde eingerichtet. In München wird wegen möglicher Geldwäsche ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte
Die Signa-Pleitenserie ist die mit Abstand größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Gegenüber der insolventen Luxus-Immobiliengesellschaft Signa Prime haben bisher 475 Gläubiger Forderungen in Rekordhöhe von 12,8 Milliarden Euro angemeldet, derzeit sind rund 5,9 Milliarden Euro vom Insolvenzverwalter anerkannt.
Die Signa Holding sieht sich im laufenden Insolvenzverfahren aktuell einer Forderungssumme von 7,8 Milliarden Euro gegenüber, wobei bisher nur gut 80 Millionen Euro anerkannt wurden. Gegen die Signa Development sind 2,3 Milliarden Euro an Forderungen angemeldet, wovon bisher 1,5 Milliarden Euro anerkannt sind.
Ein prominenter deutscher Investor sieht sich von Benko "hinter's Licht geführt".
Unter den Pleitiers gibt es einige bekannte Namen.
Gegenüber dem "Spiegel" sprachen Investoren auch davon, ihre Verbindungen zu dem Tiroler Unternehmer als "Niederlagen" zu sehen - zu lange sei man nicht aus den Geschäften ausgestiegen.