Flughafen Wien bleibt in "österreichischer Hand"
Gemeinsam mit der Mitarbeiterstiftung, die 10 Prozent der Aktien hält, halten diese österreichischen Kernaktionäre nun eine absolute Mehrheit am Unternehmen.
Dubiose Recherchen: Wer steckt hinter dem Flughafen Wien?
Wirtschaftsministerium prüft Zulässigkeit der Aufstockung
Der bisher größte Aktionär, die IFM-Gruppe, hat im Juni seine Beteiligung bereits um ein paar Aktien über die Schwelle von 40 Prozent erhöht. Zunächst hätte es daraufhin ein Pflichtangebot an alle Aktionäre geben sollen, nach der Entscheidung der Übernahmekommission, dass dies angesichts der Beteiligungsstruktur und Governance-Situation am Flughafen nicht nötig sei, bot IFM für die knapp 10 Prozent der Flughafen-Aktien im Streubesitz. Inzwischen prüft das Wirtschaftsministerium aber, ob diese Aufstockung nach dem Investitionskontrollgesetz überhaupt zulässig ist.
Anteilsscheine auf den Cayman Islands
Während in Österreich seit dem Einstieg der IFM-Gruppe der Eindruck herrschte, die Aktien seien nun im Besitz eines australischen Pensionsfonds, stellte sich vor wenigen Tagen heraus, dass die Anteilsscheine einer Treuhandgesellschaft auf den Cayman Islands zuzurechnen seien. Wer dahinter wirtschaftliche Eigentümer sind und woher diese ihr Geld beziehen, ist nicht bekannt. Geld wird zwar von einem IFM Global Infrastructure Fund" eingesammelt, wie dieser aber mit dem australischen Pensionsfonds IFM Investors zusammenhängt, der sich bisher als Repräsentant der ganzen Konstruktion präsentiert, ist offen. IFM Investors hat sich bisher nicht zur genauen Konstruktion geäußert.
"In österreichischer Hand"
Laut "profil" online teilte die niederösterreichische Beteiligungsholding zum Aktienkauf mit: "Da die Flughafen Wien Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung zehn Prozent der Aktien der Flughafen Wien Aktiengesellschaft hält und diese gemäß Stiftungsurkunde auch nicht veräußern soll, ist durch den nun erfolgten Zukauf sichergestellt, dass die Mehrheit der Aktien dieses österreichischen Schlüsselunternehmens stets in österreichischer Hand bleibt." Jedenfalls kann nun IFM nicht mehr auf 50 Prozent der Aktien kommen. Das umso mehr, als der Flughafen rund 120.000 eigene Aktien hält und bisher nicht signalisiert hat, an IFM verkaufen zu wollen, so das "profil".
Offen ist noch, wie die Übernahmekommission den aktuellen Vorgang bewertet. Wenn es parallel zur Aufstockung von IFM läuft, ist kein Pflichtangebot nötig. Die Mitarbeiterstiftung ist auch nicht im Syndikat mit den Ländern, formell also unabhängig. Dennoch ist offensichtlich, dass eine gemeinsame absolute Mehrheit geschaffen wurde - das könnte die Übernahmekommission auch als Kontrollwechsel einstufen, wie auch das "profil" vermerkt. Dabei sei dieser erhöhte Einfluss mit dem Einsatz von nur rund 300 Euro erreicht worden, wie das "profil" vorrechnet.
Zusammenfassung
- Eine minimale Transaktion hat die Mehrheitsverhältnisse am Flughafen Wien geändert.
- Denn die Länder Wien und Niederösterreich haben laut einer Pflichtmitteilung je vier Aktien am Unternehmen erworben und damit ihre syndizierte Beteiligung auf 40 Prozent plus acht Aktien erhöht.