Atomkraft als Kurzzeitlösung für den Klimaschutz?
Die letzten drei Kernkraftwerke Deutschlands wurden am Wochenende vom Netz genommen. Bei PULS 24 diskutierten der Physiker Werner Gruber und Reinhard Uhrig von der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 zum Thema. Gruber sieht Atomkraft in manchen Ländern als alternativlos an, Uhring setzt auf eine Mischung unterschiedlicher Energieformen.
Gruber begründet seine Position mit den verschiedenen Grundvoraussetzungen der Länder. In Österreich habe man zwischen Energieformen andere Wahlmöglichkeiten als etwa in Tschechien, so der Physiker. Im Nachbarland gebe es nicht dieselben Möglichkeiten für Wind- oder Wasserkraft. Darum müsse man dort mehr auf Atomkraft setzen.
Atomkraft "unsicherer"
Uhring von Global 2000 sieht die Lösung hingegen im Energiemix - "Nur auf ein Pferd zu setzen, das sei immer schwierig". Es gäbe weitere CO2-arme Lösungen abseits der Atomkraft. Immer wieder gebe es Probleme in den bestehenden, oft alten Atommeilern und auch die Klimakrise würde die Kernkraft-Energie beeinflussen: Durch die Trockenheit gibt es weniger verfügbares Kühlwasser. Die Atomkraft sieht Uhrig als "unsicherer als die modernen Erneuerbaren".
Bewährte Lösung?
Auch Gruber stimmt zu, Atomkraft sei nicht die Zukunft, aber aktuell gehe es um die Bekämpfung der CO₂-Freisetzung. Dieses Gas, das der Hauptverursacher des menschengemachten Klimawandels ist, müsse in seinem Ausstoß reduziert werden.
Die derzeit bestehenden Technologien zum Speichern von Strom aus erneuerbaren Energien seien noch nicht ausgereift genug, so Gruber. Umweltschützer Uhrig bleibt trotzdem bei seiner Position: Die Atomkraftwerke seien aktuell zu alt, um sie noch weiter zu betreiben.
Der Weg zur Energie-Unabhängigkeit
Gruber bringt die Schweiz als Vorbild ein: Dort sei die Inflation sehr niedrig, nicht weil das Bankenwesen berauschend funktionieren würde, sondern, weil das Land aufgrund von Atomenergie energieautark ist.
Gruber ist aber trotzdem nicht dafür für immer bei der Atomkraft zu bleiben, aktuell wäre es aber vor allem für Deutschland der bessere Weg, die Atomkraftwerke nicht abzuschalten. Nun würden 40 Prozent des Energiebedarfs aus Braunkohle gedeckt werden müssen und das sei weitaus klimaschädlicher.
Zusammenfassung
- Ist Deutschlands Ausstieg aus der Atomkraft aktuell der richtige Weg, um die Welt in eine CO2-ärmere Zukunft zu führen?
- Umweltschützer Uhrig sieht den Kernkraftausstieg als notwendig, Physiker Gruber sieht derzeit keine Alternative, als weiter auf existierende Atomkraftwerke zu setzen.