Trotz Corona gelungenes Fest des Sports für den Sport
Die wie immer im Hauptabendprogramm des ORF zu sehende Gala wurde diesmal schon am Nachmittag sowie ohne Publikum aufgezeichnet. Die nominierten Sportler saßen samt ihren ebenfalls mit Antigen-Schnelltests überprüften Begleitern an den Gästetischen neben Pappkartonfiguren aller bisherigen Dancing Stars und applaudierten von dort den Geehrten und den Show-Acts. Selbst Fußballstar David Alaba ließ es sich nicht nehmen, per Video-Zuschaltung der kompletten ORF-Aufzeichnung beizuwohnen.
Die Aftershow-Party, bei der es selbst Österreichs Topathleten sonst zumindest einmal im Jahr etwas "krachen lassen", fiel diesmal aber natürlich aus. "Nachdem die Gala immer ist, wenn ich in Wien oder Paris spiele oder nach London muss, wäre ich bisher eh immer früh abgerauscht und hätte die Party sowieso immer verpasst", nahm es Thiem gelassen. "Ich hoffe, ich erlebe die Gala auch einmal in einem normalen Jahr. Am besten gleich 2021", wünscht sich auch Österreichs Tennis-Star fest eine baldige Rückkehr zur Normalität.
Die 2020er-Gala wurde letztlich zum Fest des Sports für den Sport. Nicht nur den Nominierten war bewusst, dass dieser Spätnachmittag auch ein Statement für Zuversicht in schwierigen Zeiten einer Virus-Pandemie war. "Bis zur Rückkehr zur Normalität können wir nur versuchen, durchhalten", sagte etwa Thiem und betonte: "Wir Profisportler sind eh privilegiert, dass wir unserem Beruf nachgehen können." Große Turniere zu spielen sei derzeit auch aus anderen Gründen bedeutsam. "Weil sie auch schöne Momente hergeben für Menschen, die gerade eine schwere Zeit durchleben. Ich schicke viel Kraft all jenen, die sich zur Zeit schwertun und die hoffen, dass bald alles zur Normalität zurückkehrt."
Thiem löste den zurückgetretenen Marcel Hirscher als Sieger ab. "Ich bin sehr happy, nun mit den Allzeitgrößen in einer Reihe zu stehen. Es sind Superstars, von denen ich schon als Kind ein Fan war. Jetzt selber da zu stehen und den Preis zu haben, ist eine Riesensache und hat einen hohen Stellenwert", sagte der 27-jährige Weltranglisten-Dritte, der am Tag nach der Gala zu den ATP-Finals nach London flog.
Und dort wieder vom Thema Corona eingeholt wird. "Letztes Jahr war es unglaublich. Ein Turnier mit der abseits der Grand Slams wohl besten Stimmung", erinnerte sich der Vorjahresfinalist. "Deshalb macht es mich traurig, wenn in einer 17-Tausender-Arena nun vor null Leuten gespielt wird", bedauerte der Lichtenwörther, dessen Fuß wieder schmerzfrei ist. "Ich bin komplett bereit und hoffe, dass ich meine Erfahrung ein bissl ausspielen kann", sagte der nun fünffache "Masters"-Teilnehmer.
Heftig von Corona getroffen worden war Dadic und das weniger, weil die Mehrkämpferin im September selbst vom Virus erwischt worden war. Ihr Siebenkampf-Stundenweltrekord sowie die Jahresbestleistung davor bewiesen, dass die Oberösterreicherin bei Olympia in Tokio wohl in Bestform gewesen wäre.
"Jetzt kann ich nur umso härter trainieren und dieses Extra-Jahr nützen, um in einem Jahr noch besser in Form zu sein. Und dann hoffentlich eine Medaille mit nach Hause nehmen zu können", hat sich Dadic vorgenommen. "Das Jahr als Sportlerin des Jahres abzuschließen ist aber eine riesige Extra-Motivation für die nächste Saison und macht mich sehr stolz."
Auch die Leichtathletin ist sich ihrer Vorbildrolle gerade in schweren Zeiten bewusst. "Man darf den Kopf nicht hängen lassen, auch wenn man derzeit etwas zurückstecken muss. Irgendwann geht es wieder bergauf", ist Dadic überzeugt. Sie selbst habe quasi keinen Krankheitsverlauf gehabt. "Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich keine großen Nachwirkungen hatte."
Dass die Sporthilfe-Gala trotz der anspruchsvollen Rahmenbedingungen auch 2020 stattfand und die Wahl von Österreichs Sportlern des Jahres nicht erstmals seit 1949 ausgefallen war, freute letztlich alle. "Ich hatte Tränen in den Augen beim Raufgehen auf die Bühne", meinte etwa die sehbehinderte Gewinnerin Veronika Aigner "Es ist ganz wichtig, den Menschen Hoffnung auf ein normales Leben zu geben", erklärte Hans Peter Trost, Präsident der Sports Media Austria, die die Wahl traditionell durchführt. "Nicht alle Spitzensportler sind Millionäre. Man muss darauf achten, dass sie im Gespräch bleiben."
So eine Show zu produzieren sei wie in der Kultur auch mit dem Ziel der Teilhabe von Menschen am TV-Schirm verbunden. Sich gedanklich von einer problembelasteten Gegenwart lösen zu können, ist auch für den ORF-TV-Sportchef bedeutsam. "Sportler sind auch Vorbilder wenn es darum geht, sich zurückzukämpfen", verwies Trost an Thomas Muster oder Hermann Maier oder die vielen Parasportler.
Dass eine TV-Show Geld koste, liege auf der Hand. "Für einen öffentlich rechtlichen Sender wie den ORF ist aber absolut klar, wofür wir Gebühren bekommen und dass wir so eine Produktion zusammen mit der Sporthilfe und den Sponsoren stemmen können", meinte Trost. Der erste Blick müsse darauf gerichtet sein, ob man etwas unterstützen könne. "Ich bin sicher, dass sich das über die nächsten Jahre rechnet."
Zusammenfassung
- Tennis-Star Dominic Thiem und Mehrkämpferin Ivona Dadic sorgten für überlegene Premierensiege in den beiden Hauptkategorien.
- Doch die "Gala" in der Wiener Marx Halle war diesmal mehr als eine festliche Ehrung der erfolgreichsten Sportler und Sportlerinnen des Jahres in Österreich.
- Die Aftershow-Party, bei der es selbst Österreichs Topathleten sonst zumindest einmal im Jahr etwas "krachen lassen", fiel diesmal aber natürlich aus.