APA/APA (AFP)/PAUL ELLIS

Transfermillionen für Guardiola, "Waterloo" für UEFA

Gestärkt vom umstrittenen Europacup-Freispruch darf sich Pep Guardiola bei Manchester City wohl auf die nächste teure Einkaufstour freuen. Nach der Verkündung des europaweit harsch kritisierten CAS-Urteils geriet der mögliche Transfer von David Alaba in den Fokus. Guardiola dürfe nach der Aufhebung der Sperre für die Champions League mehr als 160 Millionen Euro ausgeben, berichtete der "Guardian".

Gestärkt vom umstrittenen Europacup-Freispruch darf sich Pep Guardiola bei Manchester City wohl auf die nächste teure Einkaufstour freuen. Nach der Verkündung des europaweit harsch kritisierten CAS-Urteils geriet der mögliche Transfer von David Alaba in den Fokus. Guardiola dürfe nach der Aufhebung der Sperre für die Champions League mehr als 160 Millionen Euro ausgeben, berichtete der "Guardian".

Hauptziel sei dabei unter anderem der Bayern-Profi Alaba, den Guardiola bereits beim FC Bayern trainierte. Auch Guardiola selbst soll bald ein lukratives Angebot für eine Verlängerung seines bis 2021 laufenden Vertrags erhalten. Besitzer und Sponsoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dürfen sich mit ihrem Geschäftsmodell der milliardenschweren Alimentierung bestätigt fühlen. Gewichtiger als die Reduzierung der ursprünglichen Geldstrafe von 30 Millionen wird für City bei möglichen Transfergesprächen das Argument, sich weiter auf der Bühne der europäischen Königsklasse präsentieren zu dürfen.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) steht als Verlierer des Rechtsstreits hingegen vor der schweren Aufgabe, das ohnehin begrenzte Vertrauen in ihre Finanzregeln als Steuerungsinstrument zu retten. "Die Glaubwürdigkeit des Financial Fair Play (FFP) liegt in Trümmern", kommentierte die BBC.

Dass Manchester nur noch zehn Millionen Euro wegen mangelnder Kooperation im Verfahren zahlen muss, verstärkte zudem die verheerende Wirkung für die UEFA. Die Summe wirkt im Vergleich verschwindend gering: Seit Übernahme aus den Emiraten verbuchte City mehr als 1,6 Milliarden an Transferausgaben auf der Jagd nach dem ersehnten ersten Königsklassen-Titel. Die Einnahmen belaufen sich seitdem hingegen nur auf rund 550 Millionen.

Die begründete Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs, deren Veröffentlichung der CAS "in wenigen Tagen" plant, könnte weitere Fragen beantworten. Der bisherige Verweis, dass die Vorwürfe durch die UEFA nicht bewiesen oder verjährt seien, bringt die unabhängige Finanzkontrollkammer in Erklärungsnot. Eine eigene Publikation der Anklageschrift könnte die UEFA aus dieser Verteidigungshaltung bringen. "Der europäische Fußballverband wird sich möglicherweise nie mehr von der Entscheidung des CAS erholen", schrieb der "Independent" und wertete das Urteil als "Katastrophe" für den Verband. "Die UEFA hat diesen Fall verpfuscht."

Ein wirklicher Befreiungsschlag für die UEFA wäre aber wohl nur eine grundlegende Revision des vor einem Jahrzehnt genehmigten Financial Fair Plays. Die UEFA bleibe "verpflichtet", Clubs zu schützen und bei finanzieller Nachhaltigkeit zu helfen, teilte der Verband mit. Wegen der Folgen der Coronavirus-Pandemie sind die Maßgaben vorerst allerdings erst einmal gelockert: Die Bewertung der Break-even-Vorschrift, nach der die Vereine grundsätzlich nicht mehr ausgeben dürfen als sie einnehmen, wurde um eine Saison verschoben.

Der frühere Berater von Michel Platini sieht durch das CAS-Urteil sogar eine mögliche Abschreckung für Geldgeber. "Ein Besitzer, der im Fußball ist, weil er einen rechtmäßigen Profit machen will und dabei auf einen Wettbewerber trifft, der die tiefsten Taschen der Welt und unendlich viel Geld hat, ist unglaublich entmutigt. Wenn ich ein legitimer Investor wäre, würde ich mich aus dem Fußball zurückziehen", sagte William Gaillard, der zu Zeiten der Einführung des Financial Fair Play bei der UEFA tätig war.

Auch Trainer Jürgen Klopp vom englischen Fußball-Meister Liverpool hat den Europacup-Freispruch für Ligakonkurrent Manchester City kritisiert. "Ich wünsche niemandem etwas Schlechtes. Aber ich denke nicht, dass es gestern ein guter Tag für den Fußball war", sagte der Coach am Dienstag bei einer Pressekonferenz. "Ich denke, dass das Financial Fair Play eine gute Idee ist. Es ist dafür da, die Teams und den Wettbewerb zu schützen", erklärte der 53-jährige Deutsche. Klopp erklärte, dass er keine Details des CAS-Urteils kenne und es deswegen nicht weiter kommentieren könne.

Der Liverpool-Coach betonte, dass sich alle Teams an die UEFA-Finanzregeln zu halten hätten. "Ich hoffe, dass das Financial Fair Play bleibt. Es gibt zumindest Grenzen vor, das ist gut für den Fußball." Wenn es keinerlei Regularien mehr gäbe, würde es schwierig. "Das würde automatisch dazu führen, dass es eine weltweite Super League geben würde", sagte Klopp.

Etwas Gutes konnte der Meistertrainer aber dennoch der Tatsache abgewinnen, dass City auch die nächsten Jahre international spielen darf. "Dann haben sich nicht zehn bis zwölf Spiele weniger, während der sie ihre Spieler schonen könnten. Dann würde ich keine Titelchance mehr für ein anderes Team sehen", meinte Klopp schmunzelnd.

Als "Schande" bezeichnete Tottenhams Trainer Jose Mourinho das CAS-Urteil. "Es ist auf alle Fälle eine schändliche Entscheidung. Wenn City nicht schuldig ist, dann sollten sie keine Geldstrafe erhalten. Wenn sie schuldig sind, ist die Entscheidung ebenfalls eine Schande und sie sollten aus dem Wettbewerb ausgeschlossen werden", sagte der Portugiese am Dienstag. Mourinho sieht die Richtlinien des Financial Fair Play ausgehöhlt: "Ich denke, es ist besser, die Zirkustür zu öffnen und jeden Spaß daran zu haben", sagte er.

Trainer Pep Guardiola hat hingegen eine Entschuldigung gefordert und Kritiker des Neids bezichtigt. "Es war ein großartiger Tag für den Fußball und kein schlechter Tag, weil es zeigt, dass wir nach den gleichen Regeln wie alle Eliteclubs spielen", sagte der spanische Coach am Dienstag. Dass der Präsident der spanischen Primera Division, Javier Tebas, das CAS-Urteil kritisiert hatte, erzürnte den Katalanen. "Senor Tebas muss so neidisch auf den englischen Fußball sein", meinte Guardiola. "Wir werden nächstes Jahr in der Champions League sein, Senor Tebas, weil wir es ordnungsgemäß gemacht haben."

Zu seiner eigenen weiteren Zukunft wollte sich der frühere Coach des FC Barcelona und FC Bayern nicht konkret äußern. Sein Vertrag bei City läuft noch bis zum Sommer 2021. "Ein Jahr ist für einen Trainer eine lange, lange Zeit", sagte Guardiola. "Ich war zuvor glücklich und bin es jetzt. Wir haben noch Zeit darüber zu sprechen."

ribbon Zusammenfassung
  • Gestärkt vom umstrittenen Europacup-Freispruch darf sich Pep Guardiola bei Manchester City wohl auf die nächste teure Einkaufstour freuen.
  • Guardiola dürfe nach der Aufhebung der Sperre für die Champions League mehr als 160 Millionen Euro ausgeben, berichtete der "Guardian".
  • Als "Schande" bezeichnete Tottenhams Trainer Jose Mourinho das CAS-Urteil.
  • "Senor Tebas muss so neidisch auf den englischen Fußball sein", meinte Guardiola.