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Nadal bei womöglich letztem Paris-Ansturm unwiderstehlich

110. Sieg statt vierter Niederlage - Rafael Nadal hat bei den French Open wieder einmal seine dortige Ausnahmestellung demonstriert. In einem Viertelfinale, in dem er nicht als Favorit gegolten hatte, nahm er mit einem 6:2,4:6,6:2,7:6(4)-Sieg für die letztjährige Halbfinalniederlage an Novak Djokovic erfolgreich Revanche. Mit Alexander Zverev trifft der Spanier nun auf einen weiteren nicht ganz erwarteten Halbfinalisten. Der Deutsche gab Jungstar Carlos Alcaraz das Nachsehen.

Nadal trotzte den ihm unliebsamen Bedingungen in der "Night-Session" bei kühlen Temperaturen bis 1.16 Uhr in der Nacht auf Mittwoch, den Wehwehchen seines bald 36-jährigen Körpers sowie dem Weltranglistenersten aus Serbien. "Am Ende war es eine sehr emotionale Nacht für mich", kommentierte der sichtlich bewegte Iberer seinen Erfolg. "Genau für so etwas spiele ich noch." Und das macht er wieder am Freitag, womit das Duell mit Zverev exakt an seinem 36. Geburtstag stattfindet.

War schon vor der Djokovic-Partie über Nadals endgültigem Abschied spekuliert worden, war das nachher auch für Freitag ein Thema. Der Rekord-Grand-Slam-Sieger hatte diese Spekulationen mit eigenen Aussagen befeuert, Schmerzen durch die Deformation des Mittelfußknochens in seinem linken Fuß (Müller-Weiss-Syndrom) begleiten ihn seit 2005 und bereiten ihm zusehends mehr Probleme. "Ich spiele dieses Turnier, weil wir Dinge hinbekommen, dass ich bereit bin. Aber ich weiß nicht, was danach passiert."

Nadal: "Werde weiter kämpfen"

Vor drei Wochen beim Turnier in Rom hatte Nadal am Matchende kaum gehen können. "Dass ich hier einen Doktor dabei habe, hilft sehr", begründete er seinen nun besseren Zustand. Nach dem Turnier müsse man weitersehen. Nadal: "Ich habe, was ich habe in meinem Fuß. Wenn wir nicht in der Lage sind, eine Verbesserung oder eine kleine Lösung dafür zu finden, dann wird es superschwer für mich. Natürlich werde ich weiter kämpfen, eine Lösung dafür zu finden, aber bisher haben wir keine gefunden."

Noch ist Nadal von der Tour nicht wegzudenken, sondern steht vielleicht eben ob der Leistungen trotz seiner Probleme mehr denn je im Fokus. Im 59. Duell der beiden Tennis-Giganten bot der 13-fache Paris-Triumphator noch den Tick mehr, verkürzte im Head-to-Head mit Djokovic auf 29:30. Auf Sand baute Nadal die Bilanz gegen seinen Erzrivalen auf 20:8 aus, bei den French Open auf 8:2. Dabei bewegte er sich diesmal die ersten eineinhalb Sätze lang nahe an der Perfektion.

Nadal spielte mit einer ausgezeichneten Länge, ließ sich in der Offensive kaum einmal überlisten und befreite sich immer wieder famos aus der Defensive. Die aufgrund der kühlen Bedingungen reduzierte Wirkung seines Topspins kompensierte er mit noch mehr Kraftaufwand, wie die Messwerte belegten. Beeindruckend auch, wie Nadal nach verlorenem zweiten Satz wieder das Kommando übernahm und im vierten Satz nach einem 2:5-Rückstand die Partie noch zum Viersatz-Sieg drehte.

Djokovic adelt Nadal und kritisiert späte Ansetzung

Djokovic zeigte sich als fairer Verlierer, nachdem er zu viele Chancen liegengelassen hatte. "Gratulation! In den wichtigen Momenten war er der bessere Spieler. Er ist großartig gestartet, ich weniger." Später habe Nadal die Fähigkeit gehabt, sein Tennis auf ein noch höheres Niveau zu heben. "Er hat gezeigt, warum er ein großer Champion ist." Fast leichtfertig hatte der "Djoker" die Chance auf den fünften Satz verspielt. "Ein, zwei Schläge, und wir wären im fünften gewesen. Das wäre dann ganz offen gewesen."

Die Ansetzung am Abend hatte Djokovic in die Karten gespielt, die Beginnzeit 21.00 Uhr kritisierte der 35-Jährige aber danach. "Ich finde, sie fangen zu spät an", sagte er unter dem Eindruck der Zeit des Matchendes. "Aber die Fernsehsender entscheiden, wann gespielt wird. Sie geben das Geld, sie bestimmen, wer in der 'Night Session' spielt. Das ist die Welt, in der wir leben." Tatsächlich könnte es bei einer Sand-Partie über fünf Sätze durchaus bis nach 2.00 Uhr bis zum verwerteten Matchball dauern.

Zverev mit Chance auf Nummer eins

Nadal sollte durch die späte Ansetzung für sein Halbfinale keinen Nachteil haben, es gibt nun zwei match-freie Tage. Dann stellt sich der Bezwinger des gar nicht so heimlichen Turnierfavoriten Alcaraz in den Weg. Zusätzliche Motivation für den 25-jährigen Zverev sollte sein, dass er mit einem Finalsieg am Russen Daniil Medwedew und Djokovic vorbei an die Weltranglistenspitze klettern würde. Triumphiert Nadal, würde eine Woche später Medwedew zur Nummer 1 und Djokovic bis auf Platz vier fallen.

Alcaraz hatte davor 14 Spiele en suite nicht verloren. Zverev zog aus dem Hype um den 19-Jährigen für sich Motivation. "Er ist dieses frische, neue Gesicht im Tennis, das alle sehen wollen", meinte der Weltranglisten-Dritte. "Aber ich weiß, dass ich auch mit meinen alten 25 Jahren und auch, wenn mich viele irgendwie schon abgeschrieben haben, nicht nur auf den Platz gehe, um ein gutes Match zu spielen, sondern dass ich es gewinnen will." Gegen Nadal hat er das in drei von bisher neun Anläufen geschafft.

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  • 110. Sieg statt vierter Niederlage - Rafael Nadal hat bei den French Open wieder einmal seine dortige Ausnahmestellung demonstriert. In einem Viertelfinale, in dem er nicht als Favorit gegolten hatte, nahm er mit einem 6:2,4:6,6:2,7:6(4)-Sieg für die letztjährige Halbfinalniederlage an Novak Djokovic erfolgreich Revanche. Mit Alexander Zverev trifft der Spanier nun auf einen weiteren nicht ganz erwarteten Halbfinalisten. Der Deutsche gab Jungstar Carlos Alcaraz das Nachsehen.