Ofner nach Sieg über Fognini im French-Open-Achtelfinale
"Er ist jahrelanger Top-Ten-Spieler, das ist nochmals ein anderes Niveau und ich habe hier schon sechs Matches gespielt. Da wird es richtig schwierig, aber ich werde versuchen, noch einmal alles zu geben und einfach eine gute Leistung zu bringen", sagte Ofner. Die Nummer fünf der Welt hat auch den Vorteil der deutlich geringeren Strapazen, nach nur 2:03 Stunden war der 6:2,6:2,6:3-Sieg in der 3. Runde eingefahren. Unabhängig vom Ausgang hat Ofner 240.000 Euro Preisgeld und 180 Punkte für das ATP-Ranking bereits sicher.
Dadurch wird er in der neuen Rangliste von Platz 118 weg auf etwa Rang 80 vorstoßen und damit knapp vor Österreichs Aushängeschild Dominic Thiem aufscheinen. "Ich mach den Sprung von 118 auf 80. Unglaublich, ich kann es noch gar nicht so wirklich fassen", jubelte Ofner. Schon jetzt hat der ÖTV-Akteur sein bisheriges Karriere-Highlight - die dritte Runde in Wimbledon 2017 - übertroffen. Ein Turniersieg auf der ATP-Tour ist ihm bisher noch nicht gelungen, diese Saison hatte er aber mit vier Challenger-Final-Teilnahmen auf Teneriffa, in Antalya, Zadar und Prag sein Können auf niedrigerer Turnierebene mehrmals aufblitzen lassen.
Nun gelang ihm das auch beim großen Sand-Höhepunkt des Jahres. Nach drei Siegen in der Qualifikation warf der Steirer nach dem US-Amerikaner Maxime Cressy (6:4,7:6/6,6:2) und dessen als Nummer 24 gesetzten Landsmann Sebastian Korda (6:3,7:6/1),6:4) am Freitag Fognini aus dem Bewerb. Und das völlig zurecht. Ofner war vor den Augen seiner Eltern über das gesamte Spiel gesehen der konstantere Spieler und ließ sich auch von einem Durchhänger im vierten Satz nicht aus der Bahn werfen.
"Man hat im letzten Jahrzehnt gesehen, zu was er imstande ist, das hat er auch heute einige Male gezeigt, warum er jahrelang vorne mitgespielt hat. Ich war top eingestellt, habe genau gewusst, was passiert, deswegen habe ich auch gut gespielt. Ich habe gewusst, ich muss präsent sein, jeden Punkt spielen und darf so wenig als möglich herschenken", erläuterte Ofner nach einem "generell schwierigen" Match.
Ofner war gegen den auf Sicherheit bedachten italienischen Routinier der aktivere Spieler, geriet aber im ersten Satz mit einem zu null verlorenen Aufschlagspiel mit 1:3 in Rückstand. Der Rechtshänder aus Bruck an der Mur schlug zurück und ging mit zwei Breaks selbst 4:3 in Führung. Bei 4:4 sah man Fognini auch in einer nicht ungewöhnlichen Rolle, als er sich mit der griechischen Schiedsrichterin auf Diskussionen einließ. Beide Spieler hatten danach zu kämpfen, ihre Aufschlagspiele durchzubringen. Fognini holte sich schließlich nach 58 Minuten den ersten Durchgang.
Nach einer medizinischen Pause Fogninis startete Ofner mit einem Break in den zweiten Satz, kassierte aber postwendend das Rebreak. Der Schützling von Trainer Wolfgang Thiem schaffte es, sich von den Mätzchen des 36-jährigen Fognini - wie vorgenommen - nicht merklich aus der Konzentration bringen zu lassen. Er reduzierte zusehends seine unerzwungenen Fehler und nutzte geduldiger seine Chancen. Der Steirer ging 4:2 in Führung und holte sich Satz zwei schließlich mit 6:3.
Im dritten Satz hatten beide Akteure Schwierigkeiten beim Service. Drei zu zwei Breaks gaben am Ende den Ausschlag für Ofner, der sich zwischenzeitlich beim Stand von 3:3 mit zwei leichtfertigen Eigenfehlern selbst das Leben schwer gemacht hatte. Ofner verwertete seinen dritten Satzball zum 7:5. Der Ball sprang von der Netzkante ins Out, Fognini warf entnervt den Schläger weg. Seine Gegenwehr war damit aber nicht gebrochen. Ganz im Gegenteil: Mit fünf Games in Folge war der Satz eine leichte Beute für den Italiener, Ofners Break zum 1:5 blieb da die einzige Ausbeute.
"Nach dem Doppelbreak im vierten Satz habe ich versucht, den Satz ein bisschen laufen zu lassen, weil ich gewusst habe, wenn ich voll fighte und dann verliere, wird es im fünften Satz schwierig werden", gab Ofner Einblick. Nach einer Fünf-Minuten-Pause präsentierte er sich im Entscheidungssatz bestens und startete gleich mit einem Break. Fognini beschwerte sich wegen eines Fans bei der Schiedsrichterin. Nach einem Rebreak des Italieners, der 2015 die Nummer sieben der Welt war, nahm der Österreicher seinem Gegner zum 3:2 und 5:2 neuerlich den Aufschlag ab.
Beim Ausservieren wackelte vorerst noch die Hand, nach 3:54 Stunden konnte er aber jubelnd die Hände in die Höhe reißen und sich erleichtert zu Boden fallen lassen. "Zwischen 5:2 und 5:4 habe ich keine Chance gehabt, da hat er zu gut gespielt. Ich habe mir dann selbst ein bisschen den Druck genommen und mir gesagt, wenn er noch einmal so gut spielt, dann hat er es sich verdient und es geht bei 5:5 weiter. Ich war daher schon ein bisschen angespannt, aber nicht ganz so extrem", sagte Ofner.
Im Doppel ist Sam Weissborn mit seinem Partner Romain Arneodo aus Monaco gegen die Deutschen Kevin Krawietz/Tim Pütz mit 4:6,2:6 ausgeschieden.
Zusammenfassung
- Sebastian Ofner hat am Freitag den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert und wird in der nächsten Tennis-Weltrangliste Österreichs Nummer eins.
- Der Steirer besiegte in der dritten Runde der French Open den Italiener Fabio Fognini in einem fast vierstündigen Krimi 5:7,6:3,7:5,1:6,6:4 und steht erstmals im Achtelfinale eins Grand-Slam-Turniers.
- Der Steirer ging 4:2 in Führung und holte sich Satz zwei schließlich mit 6:3.