ÖHB-Frauen verabschiedeten sich mit Sieg von "Corona-WM"
Erstmals bei dieser WM konnte Rot-Weiß-Rot mit 16 Spielerinnen agieren, nachdem auch Nina Neidhart und auch Katarina Pandza wieder aus der Quarantäne zurückkehrten. Davon beflügelt legte Österreich äußerst motiviert los und zog Tor um Tor davon. Vor allem die Deckung und Torfrau Lena Ivancok trugen dazu bei, dass man sich vorne mit guter Wurfquote nach 23 Minuten erstmals um sieben Tore abgesetzt hatte (12:5).
Auch die Fünf-Tore-Führung zur Pause war einigermaßen komfortabel, motivierte die Kroatinnen aber noch zu einer kleinen Offensive nach Wiederbeginn. Bis auf mehr als vier Tore kamen die Gegnerinnen vorerst aber nicht mehr heran, beim Stand von 19:12 (39.) schien alles gelaufen. Und doch wurde es noch einmal eng, kam Kroatien in der 55. Minute bis auf 21:24 heran, Nina Neidhart sah noch dazu Rot. Da wurde Lena Ivancok mit einem gehaltenen Siebener endgültig zur Matchwinnerin - Österreich brachte den Erfolg schließlich über die Runden.
"Die erste Hälfte war fast perfekt", schwärmte "Ersatztrainer" Helfried Müller. "Man hat dann natürlich schon gesehen, dass das ganze Kraft gekostet hat, es war nicht mehr so flüssig. Aber der Sieg war hochverdient. Es ist ganz, ganz toll, was die Mannschaft über das gesamte Turnier geleistet hat", befand der Deutsche, der für seinen Bruder Herbert eingesprungen war.
Österreich konnte sich trotz des Sieges in Hauptrundengruppe 4 auf Platz vier verbessern, wird die WM - abhängig von den letzten Spielen in den anderen Gruppen - auf den Rängen 13 bis 16 beenden. In insgesamt sechs Spielen (inkl. Vorrunde) gab es zwei Siege, der erste war gleich im ersten Spiel gegen China gelungen. Weiters gab es knappe Niederlagen gegen Argentinien (29:31) und Japan (30:32), nur gegen Brasilien (31:38) und Spanien (19:31) war man ohne Chance.
Eingedenk der Umstände ist es aber eine respektable Platzierung, es sei in diesem Zusammenhang nur an den Turnierstart erinnert: Erst konnten mit Herbert Müller, dessen "Co" Erwin Gierlinger und Pandza drei Mitglieder der ÖHB-Delegation wegen Corona nicht anreisen. Dann durfte die "freigetestete" Pandza nachkommen, zwei Stunden vor der ersten Partie erhielten dann Petra Blazek, Sonja Frey, Stefanie Kaiser und Nina Neidhart die Nachricht von positiven Corona-Befunden. Jeder Tag war für das Team geprägt von Hoffen und Bangen, weitere Spielerinnen kamen hinzu, mehrere Akteurinnen mussten nachnominiert werden.
"Wir sind natürlich mit vielen Hoffnungen und großen Zielen gestartet, auch aufgrund der Auslosung", resümierte ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner. "Das Hauptziel Hauptrunde hat die Mannschaft trotz der vielen Ausfälle geschafft. Man hat auch gesehen, dass wir trotz der vielen Ausfälle gegen richtig gute Mannschaften absolut konkurrenzfähig waren." Was mit vollem Kader möglich gewesen wäre, daran wollte Rabenseifner gar nicht denken. "Natürlich hadert man auch ein wenig, weil gegen Argentinien und Japan der eine oder andere Punkt drinnen gewesen wäre", meinte der Niederösterreicher.
Auf dem Weg zur Heim-EM 2024 durfte das Gebotene aber Mut machen. Gerade weil einige Spielerinnen mehr Spielzeit und Verantwortung erhielten. "Wir haben einen positiven Ausblick über das, was die Spielerinnen, die antreten konnten, leisten können", befand Rabenseifner.
Vorerst musste man sich aber weniger um die nächsten Großereignisse denn die Heimfahrt kümmern. "Wir hoffen, möglichst viele (von drei, Anm.), die noch in Quarantäne sind, mit der Mannschaft nach Hause zu bringen", erzählte Rabenseifner. Immerhin konnten Trainer Herbert Müller und Gierlinger, die die WM nur aus der Hotel-Quarantäne in Österreich verfolgen konnten, bereits in ihr eigenes Heim zurückkehren.
Zusammenfassung
- Österreichs Handball-Frauen haben ihre "Corona-WM" am Sonntag mit dem zweiten Sieg im Turnier abgeschlossen.
- "Die erste Hälfte war fast perfekt", schwärmte "Ersatztrainer" Helfried Müller.
- In insgesamt sechs Spielen gab es zwei Siege, der erste war gleich im ersten Spiel gegen China gelungen.
- "Wir haben einen positiven Ausblick über das, was die Spielerinnen, die antreten konnten, leisten können", befand Rabenseifner.