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Goggia in der WM-Abfahrt gegen den Rest der Welt

Sofia Goggia heißt die Frau, die es am Samstag (11.00 Uhr/ORF 1) in der WM-Abfahrt von Méribel zu schlagen gilt. Italiens Speed-Queen untermauerte mit einer überlegenen Bestzeit im Abschlusstraining am Freitag ihre Favoritenstellung und kündigte an, die Trauer über den Verlust ihrer Teamkollegin Elena Fanchini in Energie umzuwandeln. Österreichs Frauen wollen, angeführt von der Super-G-Bronzenen Cornelia Hütter, um die Medaillen mitmischen. Ein enges Rennen wird erwartet.

Hütter, Nina Ortlieb, Mirjam Puchner und Stephanie Venier bilden Österreichs Quartett für die dritte Medaillenentscheidung der Frauen. Während zwar für alle der Sieg nur über Goggia führt, wollte Hütter die Goldmedaille nicht voreilig an die Italienerin abtreten. "Ich werde mich nicht heute schon geschlagen geben und sagen, die Goldene gehört ihr. Für das sind wir nicht da. Wir wollen genauso mitfighten." Dass Hütter mit ihrer eigenen Trainingsfahrt nur bedingt zufrieden war, wischte sie beiseite. "Morgen zählt es und ich hoffe, dass ich es im Griff habe."

Ortlieb ist neben Hütter die zweite ÖSV-Frau, die es in dieser Saison aufs Stockerl geschafft hat. Die Vorarlbergerin näherte sich trotz wiederkehrenden Knieproblemen sukzessive dem angestrebten "Vollschnitt" an. Allerdings fehlte auch am Freitag eine gute Sekunde auf Goggia. "Eine halbe Sekunde weiß ich sofort, für eine ganze muss ich mir noch einmal das Video anschauen." Die Formkurve stimme jedenfalls, betonte die 26-Jährige. Um im unteren, drehenden Teil nicht zu viel Zeit zu verlieren, hat sie in den vergangenen Tagen auch Riesentorlauf trainiert.

Mit steigenden Temperaturen bei Kaiserwetter wurde die Piste "Roc de Fer" laut den Läuferinnen immer kompakter - und schneller. "Es ist eine relativ kurze Strecke, Fehler sind verboten", betonte Ortlieb angesichts der Trainingszeit von unter 1:30 Minuten. Die 2.413 m lange Strecke hat für sie "coole Passagen" drin. "Oben eher flach, dann viele Wellen und Übergänge." Die Trainings hätten gezeigt, dass Österreichs Team vorne mitmischen könne.

Extremer Druck hat sich im Vorfeld aufgrund der zwei Bronze-Medaillen in Kombi und Super-G nicht aufgestaut. Angesichts von nur zwei Saisonstockerlplätzen, die Ortlieb (2.) und Hütter (3.) jeweils in verschiedenen Lake-Louise-Rennen einfuhren, greifen die ÖSV-Frauen sowieso aus der Rolle der gefährlichen Außenseiterinnen an. "Das Team hat hier in Frankreich eine gute Energie gefunden und wir hoffen, dass es so weitergeht", betonte Ortlieb.

Puchner tüftelte nach dem verpatzten Super-G am Material, mit weniger "scharfer" Abstimmung lief es für die Salzburger Gefühlsfahrerin mit zwei zweiten Trainingsrängen viel besser. "Favoriten sind sicher andere Leute. Ich glaube, dass ich da sehr locker und entspannt an die Sache herangehen kann", sagte Puchner. "Mit Gewalt kann man Podestplätze nicht erzwingen. Man muss einfach locker drauflos fahren, habe ich im Super-G auch gemerkt."

Nur Goggia war im Abschlusstraining schneller unterwegs als Puchner, dies allerdings um 0,46 Sekunden. "Die lässt nichts anbrennen", prognostizierte Venier. "Fehler darf ihr keiner passieren. Aber ich glaube, dass sich Sofia fast nur selber schlagen kann." Als Schnellste im Mittwoch-Training hatte sich Venier ihren WM-Startplatz erst in der internen Qualifikation gesichert. Womit auch Österreichs bisher letzte österreichische Medaillengewinnerin in der Abfahrt dabei ist. 2017 hatte Venier in St. Moritz Silber gewonnen. Die letzte Weltmeisterin aus Österreich ist Elisabeth Görgl (2011/Garmisch).

Den Nachmittag und Abend vor der Abfahrt verbrachten die ÖSV-Pilotinnen mit der Analyse der Goggia-Linie, wenngleich etwa Puchner betonte, dass ihr Fahrstil ganz ein anderer sei. Unterm Strich müsse aber Mut zum Risiko stehen. Puchner: "Es wird sehr entscheidend sein, dass man nicht sinnlos ummadumm schwingt in der Gegend. Also sich von der Linie her am Limit bewegt."

"Das Rennen ist morgen, heute zählt gar nichts", meinte Goggia nach einer "soliden Fahrt" während emotionalen Tagen. Nach einem Azzurri-Traumstart mit zwei Goldmedaillen kam am Tag von Marta Bassinos Sieg die Schocknachricht vom Krebstod der ehemaligen Teamkollegin Elena Fanchini. Sie habe sich am Lift nach oben die Frage gestellt, was wäre, wenn "Ellys Ableben" erst heute passiert wäre. "Es wäre so niederschmetternd gewesen", sagte Goggia. "So hatten wir unsere Zeit, um zu weinen und uns zu umarmen. Wir hatten die Zeit, solidarisch im Team zu sein. Jetzt versuchen wir, diesen Schmerz in Energie zu bündeln. Wir werden den Schmerz auf die richtige Weise verwenden."

Die vierfache Saisonsiegerin in der Abfahrt wartet noch immer auf ihre erste WM-Medaille in dieser Disziplin. Die Cortina-Heim-WM vor zwei Jahren verpasste Goggia wegen einer Knieverletzung. Die Medaillen schnappten sich damals Corinne Suter (SUI), Kira Weidle (GER) und Lara Gut-Behrami (SUI).

ribbon Zusammenfassung
  • Sofia Goggia heißt die Frau, die es am Samstag in der WM-Abfahrt von Méribel zu schlagen gilt.
  • Italiens Speed-Queen untermauerte mit einer überlegenen Bestzeit im Abschlusstraining am Freitag ihre Favoritenstellung und kündigte an, die Trauer über den Verlust ihrer Teamkollegin Elena Fanchini in Energie umzuwandeln.
  • Österreichs Frauen wollen, angeführt von der Super-G-Bronzenen Cornelia Hütter, um die Medaillen mitmischen.