"Wie Niederlage": Sturm nach 2:2 bei Salzburg frustriert
Die Trümpfe und drei Punkte Vorsprung hat Sturm drei Runden vor Schluss zwar weiter in der Hand, die "Blackys" empfanden sich aber doch auch als Verlierer. "Heute fühlt es sich wie eine Niederlage an", sagte Mittelfeldmann Jon Gorenc Stanković.
2:0 nach einer starken ersten Hälfte, 2:0 sogar nach 71 Minuten - Sturm lag zu diesem Zeitpunkt in der Tabelle sechs Punkte vor dem Serien-Champion und hätte damit wohl für die Vorentscheidung im Titelkampf gesorgt.
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Dann aber kamen Dorgeles Nene (72.) und Karim Konaté (82.) und retteten den nach Seitenwechsel verbesserten "Bullen" noch jenen Punkt, der zumindest die kleinen Hoffnungen im Lager des Ligakrösus am Leben erhält.
Schwache 2. Hälfte
Vor allem die zweite Hälfte nagte an den Gästen. Während Salzburg seine Leistung in allen Belangen deutlich nach oben schraubte, ließen bei Sturm die Kräfte nach. Anstatt zwei weitere gute Umschaltmomente zu nützen, geriet man nach rund einer Stunden ins Schwimmen.
"Eine richtig schlechte" zweite Halbzeit attestierte Doppeltorschütze Alexander Prass (1., 34.) seiner Truppe. Trainer Christian Ilzer war etwas gnädiger. "Die Beine sind dann schwer geworden, wir wollten die Führung verwalten - und das war keine gute Idee. Es gab keine Entlastung mehr."
Sturm mit Frust
Hätte Sturm schon davor eine der guten Konterchancen durch Mika Biereth oder William Böving verwertet, wäre den Grazern dieses Schicksal freilich überhaupt erspart geblieben. "Wir hätten das Spiel in der ersten Hälfte bereits entscheiden können", befand Ilzer.
"Wir hätten den Sack vorher zumachen müssen", stimmte ihm Jusuf Gazibegović zu. Der Außenverteidiger suchte aber auch das Positive. "Es spricht für uns, dass wir das Spiel nicht verloren haben."
Die Chance auf den vierten Meistertitel, den ersten seit 2011, ist für Sturm jedenfalls noch ein Stückerl realer geworden. Am Mittwoch (17.00 Uhr/ORF 1 & JOYN) hat man im Cup-Finale in Klagenfurt gegen Rapid zudem die Chance auf das Double.
Hoffnung auf CL-Ticket
Und international winkt das Ticket für die Gruppenphase der Champions League, das Österreichs Meister in diesem Herbst zum vorläufig letzten Mal fix zusteht. Dass die "Königsklasse" im Herbst erstmals im neuen Ligaformat samt erhöhter Anzahl an Spielen über die Bühne geht, macht das Ganze nur noch attraktiver.
Bis dahin ist ein zwar kurzer, aber doch steiler Weg zu gehen, auf dem sich Hartberg (heim), der LASK (auswärts) und Klagenfurt (h) als letzte Hürden aufbauen. "Es wird noch spannend in den restlichen Wochen", vermutete Gazibegović, so wie Prass einst im Nachwuchs der Salzburger aktiv.
"Der Druck liegt allerdings bei Salzburg. Wir können, sie müssen. In den drei Finalspielen können wir uns für vier Jahre harte Arbeit belohnen", so der Sturm-Profi.
Ilzer zeigte sich überzeugt, dass seine Truppe das Zeug hat, um die mentale Abschlussprüfung zu bestehen. "Der letzte Schritt ist kein einfacher. Aber wenn man sieht, wie souverän wir die letzten Spiele gestaltet haben, können meine Jungs richtig gut damit umgehen", betonte der 46-Jährige. "Wir lassen uns nicht verrückt machen."
Salzburg noch im Rennen
Diese Gefahr besteht bei Salzburg derzeit jedenfalls nicht. Die "Bullen" bewiesen aber immerhin, dass sie noch nicht ganz abgeschrieben werden dürfen. "Sie wollten von Anfang an", sagte Trainer Onur Cinel, "aber so ein frühes Gegentor macht einfach etwas mit so einer jungen Mannschaft."
"Eine Verunsicherung" sei zu spüren gewesen, bekannte Verteidiger Flavius Daniliuc, nachdem man ohnehin "schwere Wochen" hinter sich gehabt hatte. Nicht zuletzt das markerschütternde 3:4 bei Austria Klagenfurt vier Tage zuvor dürfte den Glauben der Kicker an sich selbst erschüttert haben.
Umso erfreuter zeigte sich Cinel über die Darbietung nach dem Seitenwechsel. "Bei mir überwiegt die Freude aufgrund der zweiten Hälfte. Das war top", erklärte der Deutsche.
Selbstvertrauen für "Bullen"
"Diese zweite Hälfte gibt ihnen sicher viel Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Jungs haben gezeigt, wie gut sie sein können. Das muss man für die restlichen Spiele mitnehmen. Wenn wir so auftreten, dann ist die Chance groß, dass wir sie gewinnen", so der Salzburg-Trainer.
Allerdings ist es just das Siegesgefühl, das den "Bullen" zuletzt etwas abhanden gekommen ist. Nur eines der jüngsten sechs Pflichtspiele konnte gegen Klagenfurt 4:2 gewonnen werden, dabei setzte es drei Niederlagen. Nun warten noch Rapid (a), Hartberg (a) und der LASK (h) auf den Titelabonnenten, der erstmals seit 2013 (damals gegen die Austria) im Titelkampf das Nachsehen haben könnte.
Für Daniliuc ist die Sache jedenfalls noch nicht vorbei. "Wir haben heute das Spiel gezeigt, für das Salzburg steht. Der Druck ist jetzt bei Sturm Graz. Sie müssen die drei Spiele gewinnen", gab der ÖFB-Teamspieler an und spekulierte auch mit Nebeneffekten des Grazer Cup-Engagements. "Die Mehrbelastung Sturms kommt uns zugute."
Zusammenfassung
- Sturm Graz spielte gegen Salzburg lange Zeit wie der zukünftige Meister, bis ein spätes Aufbäumen Salzburgs ein 2:2-Unentschieden sicherte.
- Trotz des Remis behält Sturm Graz mit drei Punkten Vorsprung die Tabellenführung drei Runden vor Saisonende.
- Sturm-Spieler Jon Gorenc Stanković empfindet das Unentschieden als Niederlage, während die Salzburger ihre Hoffnungen im Titelrennen am Leben halten.
- Sturm Graz hat neben der Meisterschaft auch die Chance auf das Double im Cup-Finale gegen Rapid und auf den Einzug in die Champions League.
- Der Druck im Titelkampf liegt nun bei Salzburg, das nach einem Remis gegen Sturm Graz weiterhin um den Meistertitel kämpft.