Djokovic will nächsten Schritt Richtung Grand Slam machen
Wie eigentlich immer, wenn einer der "Big three" in einem Grand-Slam-Finale steht, kann Geschichte geschrieben werden. Denn Djokovic könnte nicht nur mit Nadal und Federer gleichziehen. Er hat ja dieses Jahr noch Größeres vor: Siegt er auch auf dem "Heiligen Rasen", es wäre schon sein sechster Triumph in Wimbledon, dann könnte er als erster Spieler seit Rod Laver (1962 und 1969) den "richtigen" Grand Slam schaffen. Nämlich alle vier Majors im gleichen Kalenderjahr zu gewinnen. Zudem will er auch bei Olympia Einzel-Gold holen: der "Golden Slam" (also eben der Grand Slam mit Olympia-Gold) - den hat bisher nur die Deutsche Steffi Graf 1988 geschafft. Graf beendete ihre Karriere mit 22 Major-Titeln, Serena Williams hält immer noch bei 23 und den Allzeit-Rekord hat Margaret Court mit 24 inne. In der aktuellen Form und als Jüngster der "Big three" mit 34 Jahren sind auch diese Zahlen für Djokovic keine Utopie.
Die Sympathien am Sonntag könnten aus Sicht des fünfmaligen Wimbledonsiegers dem Außenseiter Berrettini gehören. "Aber hoffentlich können die Leute auch die Bedeutung dieses Matches für mich anerkennen. Es steht Geschichte auf dem Spiel", sagte Djokovic. Die bisherigen zwei Auseinandersetzungen mit dem Weltranglisten-Neunten hat Djokovic gewonnen: Bei den ATP Finals in London 2019 gab er nur drei Games ab und vor wenigen Wochen im Viertelfinale von Roland Garros hatte der Serbe beim 6:3,6:2,6:7(5),7:5 mehr Mühe. "Es wird eine tolle Schlacht. Im Finale kann alles passieren. Berrettini hat auf Rasen viele Matches gewonnen, er schlägt stark auf und spielt stark", glaubt Djokovic.
Auch wenn der Serbe der haushohe Favorit ist, er wird den Teufel tun und Berrettini in dessen erstem Major-Finale zu unterschätzen. Er ist überhaupt der erste italienische Finalist in einem Grand-Slam-Turnier seit Adriana Panatta, der 1976 die French Open gewonnen hat. "Er war wahrscheinlich der größte Name, der an mich geglaubt hat, als ich noch ein Kind war", schilderte Berrettini, dass er manchmal Kontakt mit Panatta habe.
Tennis liege in seinen Genen, die ganze Familie bis zu seinen Großeltern spiele es. "Es bedeutet mir alles", so Berrettini darüber, dass seine Eltern, sein Bruder und einer seiner besten Freunde ihn auf dem Centre Court anfeuern.
Und nun kommt es in London zum für Italien historischen Sport-Sonntag: Um 15.00 Uhr MESZ trifft Berrettini auf den "Djoker", sechs Stunden später versucht die "Squadra Azzurra" Gastgeber England im Fußball-EM-Finale im Wembley-Stadion die Heimparty zu verderben. Wimbledon und Wembley - die sportverrückten Italiener sind aus dem Häuschen. "Kauf euch ein gutes TV-Gerät, wenn ihr noch keines habt, weil es wird ein sehr spezieller Sonntag für uns alle", sagte Berrettini, der mit dem Titel im Londoner Queen's Club seine Rasen-Stärke im Vorfeld bewiesen hatte.
Während Berrettini in seinem ersten Major-Endspiel gegen Djokovic in dessen bereits 30. (!) klarer Außenseiter ist, ist die Ausgangslage für das Fußball-Finale eine weit engere. "Wir haben uns nicht für die WM 2018 qualifiziert. Aber den Job, den sie seither gemacht haben, wie hart sie gearbeitet haben - sie haben sich dieses Finale wirklich verdient", sagte Berrettini über die Truppe von Roberto Mancini.
Doch obwohl auch Berrettini vom Fußball-Fieber erfasst ist, wird er sich ganz auf sein Ziel, als erster Italiener in Wimbledon zu triumphieren, konzentrieren.
Zusammenfassung
- Dann steht Novak Djokovic mit 20 Grand-Slam-Titeln auf einer Stufe mit Roger Federer und Rafael Nadal.
- "Das würde mir alles bedeuten", meinte der Weltranglisten-Erste, der nur den ersten Satz in seinen sechs Matches ins Endspiel abgegeben hat.
- Wie eigentlich immer, wenn einer der "Big three" in einem Grand-Slam-Finale steht, kann Geschichte geschrieben werden.
- Wimbledon und Wembley - die sportverrückten Italiener sind aus dem Häuschen.