APA/GEORG HOCHMUTH

Brignone siegt am Semmering, Scheib rettet Tag als Sechste

In Absenz der beiden verletzten Ski-Granden Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova ist der Riesentorlauf am Semmering Beute von Federica Brignone geworden. Die Italienerin raste vor Sara Hector (SWE/+0,57 Sek.) und Alice Robinson (NZL/+0,90) zu ihrem 29. Weltcupsieg, dem zweiten in dieser Saison. Magische Momente blieben am Zauberberg aus heimischer Sicht aus, auch wenn Julia Scheib mit Bestzeit im zweiten Durchgang den Tag als Sechste noch einigermaßen rettete.

Brignone, die in der Riesentorlauf-Wertung Hector von Platz eins verdrängte und auch im Gesamtweltcup die Topposition bezog, zeigt sich 2024/25 als Österreich-Spezialistin. Schon in Sölden zum Saisonauftakt hatte die 34-Jährige triumphiert, der Semmering ist allerdings neu in ihrer Siegerliste. "Das bedeutet mir viel, die Location hat mir auf meiner Liste noch gefehlt und war eines meiner Jahresziele", jubelte sie nach ihrem ersten Podestplatz auf der Passhöhe. "Ich habe immer zu viele Fehler gemacht, obwohl ich mich hier wirklich wohlfühle", sagte die erste italienische Semmering-Siegerin seit Karen Putzer 2002.

Scheib, in den vergangenen Tagen gesundheitlich angeschlagen, verzeichnete im ersten Durchgang zwar "keinen kompletten Stromausfall", kam über Rang 13, knapp hinter Ricarda Haaser aber nicht hinaus. Im Zweiten wandelte die Steirerin ihren Frust dann in Geschwindigkeit um und sorgte mit Laufbestzeit für einen versöhnlichen Abschluss. "Ich habe das Beste daraus gemacht. Es ist ein Okay-Ergebnis, natürlich war das Ziel klar ein anderes", sagte die 26-Jährige, die in Sölden als Dritte erstmals am Weltcup-Stockerl gestanden war.

Der Start vor vielen bekannten Gesichtern im halben Heimrennen sei alles andere als einfach gewesen. "Es war eine Ungewissheit da, wie funktioniert es? Gehe ich komplett ein? Du weißt nicht, wie der Körper reagiert. Ich bin jetzt fünf Tage gelegen." Ungeachtet dessen festigte Scheib vor 5.700 Zuschauern ihre Nummer-eins-Position im ÖSV-Riesentorlaufteam. Auch landete sie einen Erfolg in persönlicher Hinsicht, indem sie 4/10 schneller als Brignone, die Nummer zwei, war. "Federica fährt richtig gut, da von der Laufzeit vor ihr zu sein, ist schon gut. Das über den Jahreswechsel mitzunehmen, war noch einmal wichtig."

Die zweitbeste Österreicherin Haaser (12./+2,28) konnte sich im Gegensatz zu ihrer Kollegin nicht mehr steigern und bilanzierte enttäuscht. "Wir sind zum Rennfahren da, und das habe ich im zweiten Durchgang nicht gemacht. Die Attacke war nicht da, es war viel zu brav heute", erklärte die 31-jährige Allrounderin. Der Heimfluch am Semmering setzte sich also fort. Der letzte Triumph (Anna Veith 2012) ist bereits zwölf Jahre her.

Dass sich daran am Sonntag im Slalom (10.30/13.30, jeweils ORF 1) etwas ändert, scheint unwahrscheinlich. Katharina Liensberger, die als Podestkandidatin gehandelt wird, kam mit der flachen Bodensicht im ersten Durchgang überhaupt nicht zurecht, verpasste als 40. die "zweite Hälfte" und verließ wortlos den Zielraum.

Enttäuscht zeigte sich auch Franziska Gritsch. Sie musste lange um die Teilnahme im zweiten Durchgang bangen, konnte dort schließlich die gute Startnummer eins nicht nutzen, riss neuerlich großen Rückstand auf und wurde 29. "Extrem schade, weil ich den Semmering eigentlich richtig gern hab", meinte die Tirolerin. "Im Moment geht mir einfach die Selbstverständlichkeit ab. Ich muss mir kleine Schritte vornehmen und mich dann steigern."

ribbon Zusammenfassung
  • Federica Brignone triumphierte am Semmering im Riesentorlauf und sicherte sich ihren 29. Weltcupsieg, indem sie Sara Hector mit 0,57 Sekunden Vorsprung schlug. Die Italienerin übernahm damit die Führung in der Riesentorlauf-Wertung und im Gesamtweltcup.