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Außerordentliche Hauptversammlung im ÖOC-Streit einberufen

Im längst öffentlich ausgetragenen Zwist um die Besetzung der Spitzenfunktionen im Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) geht es ans Eingemachte. Fünf unzufriedene Sportverbände haben am Montag zeitgleich mit einem Pressetermin von ÖOC-Präsident Karl Stoss eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Diese ist bis spätestens 3. Juli abzuhalten, ob es dabei zu Misstrauensanträgen oder Vorschlägen über geforderte Statutenänderungen kommt, ist noch offen.

Diesbezüglich Anträge können in den nächsten Wochen eingebracht werden. Parallel dazu läuft die bis 14. Juni zu erfolgende Neuzusammenstellung des Wahlausschusses weiter, den der aktuelle Vorstand unlängst mit dem Verweis auf vorzeitig an Medien gelangte Kandidatenlisten per Mehrheitsvotum abgesetzt hatte. Besonders daran stoßen sich die aufmüpfigen Verbände (Schwimmen, Golf, Turnen, Basketball, Ringen) aktuell und wollen die Entscheidung schnellstmöglich revidiert sehen. "Der alte Vorstand möchte bestimmen, wer drinnen sitzt im neuen Vorstand, das ist Gutsherrenmentalität", kritisierte Schwimmverbandspräsident Arno Pajek.

Golfverband-Generalsekretär Robert Fiegl gab an, dass man gute Gründe habe, die Vorgehensweise mittlerweile auch öffentlich zu kritisieren. Denn das ÖOC pflege ein seltsames Demokratieverständnis, sei seit Jahren reformunwillig und lege bisweilen Gesprächsverweigerung an den Tag. Einen Kompromiss im seit 2020 schwelenden Konflikt mit der ÖOC-Führung sieht er immer weiter in die Ferne rücken. "Mit jeder Wortmeldung von Stoss in den letzten Wochen wird es schwieriger."

Konkrete Lösungsansätze für die Versammlung am 3. Juli oder gar einen Gegenkandidaten für das Präsidentenamt hatte die Gruppe am Montag aber auch nicht zu bieten. Die Materie sei rechtlich hoch kompliziert, man stehe in Beratungen mit Experten, weshalb sich auch die Tagesordnungspunkte der Hauptversammlung noch nicht absehen ließen. Mit der Einberufung habe man allen Beteiligten aber schon einmal die Möglichkeit gegeben, sich in die Diskussion einzubringen.

Noch strebt der seit 2009 zweimal im Amt bestätigte Stoss seine Wiederwahl für diesmal corona-bedingt zwei weitere Jahre an. Der Weg dorthin verläuft nicht zuletzt aufgrund des statutengemäß zu vollziehenden Umbaus und der von allen Seiten gewünschten Verjüngung des Vorstandes ausgesprochen holprig. Die strittige Zusammensetzung der Liste führte Ende Mai zur Absetzung des Wahlausschusses durch den jetzigen Vorstand, der ihn selbst eingesetzt hatte. Dieser Winkelzug, der die am 14. Juni geplante Neuwahl durch die Hauptversammlung auf Herbst verzögerte, stieß auf einige Verwunderung und Kritik nicht nur von den jetzt aktiv gewordenen Verbänden.

Alle Proponenten betonen immer wieder, dass ihnen vor allem das Wohl des Sports und der Athleten am Herzen liegt. So auch Stoss, der am Montag gleichzeitig angab, nicht unter allen Umständen eine weitere Amtszeit antreten zu wollen. "Dass ich an meinem Sessel kleben soll und in erster Linie Eigeninteressen vertreten soll, das können sie mir glauben, das tue ich zu allerletzt. Wenn etwas anderes gewünscht ist, dann sehr gerne, aber wenn eine Mehrheit hinter mir steht, bin ich gerne bereit, noch zwei Jahre aktiv mitzugestalten."

Im Streit um die Vorstandsbesetzung spießt es sich auch bezüglich der Nachfolge der Vizepräsidenten Peter Schröcksnadel (Skiverband) und Otto Flum (Radsportverband). Auch die Personalie Elisabeth Max-Theurer führt immer wieder zu Dissonanzen. Hinzu kommt die strittige Postenverteilung zwischen Winter- und Sommersport. Nebenrollen in der Causa nehmen auch Stoss' langjähriger Generalsekretär Peter Mennel oder der bisherige Wahlausschussvorsitzende Peter McDonald (Sportunion) ein.

Stoss signalisierte in einigen Fragen Gesprächsbereitschaft. "Meine Türen sind immer offen. Die olympische Idee steht hoffentlich für alle über Eigeninteressen, für Gespräche bin ich jederzeit bereit. Ich hätte mir schon vorgestellt, dass sie auf uns zugehen." Anstelle eines schlagartigen Wechsels wäre für ihn der Weg eines vernünftigen Übergangs wünschenswert, so Stoss. Sechs neue und sechs bewährte Vorstände, wären ideal gewesen. Nach 14 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit nehme er sich schon das Recht heraus, mit Personen zusammenzuarbeiten zu wollen, die sein Vertrauen genießen und umgekehrt.

Da er aber auch kein Interesse an Dauerkonflikten habe, könne es schon sein, dass er bei einer ausbleibenden Einigung den Hut nehme. Eine Kampfabstimmung sei nicht in seinem Interesse. "Wenn es Persönlichkeiten gibt, die es besser machen, dann gerne."

Deutlich emotionaler wurde Stoss als er von sich aus Gerüchte ansprach, wonach er von den ÖOC-Sponsoren Lotterien und Casino Provisionen kassiert haben soll. Das seien infame Unterstellungen, die er auf das Schärfste zurückweise. Er habe nichts zu verbergen und könne alles offenlegen, betonte der Vorarlberger und drohte mutmaßlichen Verleumdern mit Klagen.

ribbon Zusammenfassung
  • Im längst öffentlich ausgetragenen Zwist um die Besetzung der Spitzenfunktionen im Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) geht es ans Eingemachte.
  • "Der alte Vorstand möchte bestimmen, wer drinnen sitzt im neuen Vorstand, das ist Gutsherrenmentalität", kritisierte Schwimmverbandspräsident Arno Pajek.
  • Noch strebt der seit 2009 zweimal im Amt bestätigte Stoss seine Wiederwahl für diesmal corona-bedingt zwei weitere Jahre an.