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Wladlen Tatarskij: Warum sein Tod Russlands Militärblogger nervös macht

Beim Anschlag in Sankt Petersburg habe es sich um eine Operation eines Geheimdienstes gehandelt, analysiert PULS 24 Militärexperte Gerald Karner. Der Blogger sei zu gefährlich geworden.

Rund um die Explosion in einem Café im Zentrum von Sank Petersburg mehren sich Fragen zu den Hintergründen. Bei dem Anschlag wurde der 40-jährige Journalist und Blogger mit dem Pseudonym Wladlen Tatarskij wurde getötet. 

Tatarskij, der mit richtigem Namen Maxim Fomin hieß, war mit mehr als 560.000 Follower auf Telegram einer der einflussreichsten prorussischen Militär-Blogger. Er stammte aus dem Donbass in der Ostukraine und kämpfte bereits nach der Maidan-Revolution 2014 als Aufständischer für die Unabhängigkeit des Donbass. Laut Berichten der britischen BBC war er auch während des aktuellen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in Kämpfe involviert.

Von der ukrainischen Front wurde er als Blogger zu einem der lautesten Kritiker an der teils wenig erfolgreichen Kriegsführung durch die russische Armee. Unter anderem nannte er die russische Militärführung "unausgebildete Idioten". Auch hatte er Kritik daran geübt, dass russische Streitkräfte schlecht ausgerüstet, schlecht ausgebildet und auf den Krieg in der Ukraine schlecht vorbereitet waren, analysiert Militärexperte Karner. 

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Wer steckt dahinter?

Offen ist, wer nun hinter dem Anschlag steckt. "Es gibt Angaben, dass die ukrainischen Geheimdienste mit der Planung dieses Terroranschlags etwas zu tun haben könnten", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag. Der Kreml stuft die Explosion als "Terroranschlag" ein. In Haft sitzt eine 26-jährige Verdächtige. 

Das Innenministerium in Moskau veröffentlichte ein Video, in dem die mutmaßliche Täterin zugibt, am Sonntag in dem Café gewesen zu sein. Sie habe Tatarski, der mit bürgerlichem Namen Maxim Fomin heißt, eine Büste übergeben, die dann später explodierte.  Auf die Frage, wer ihr diese Büste gegeben habe, meinte die Tatverdächtige, dass sie das später sage.

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Laut dem Chef der Söldnerarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, steckt hingegen eine Gruppe von Radikalen hinter dem Mordanschlag auf den Militärblogger. "Ich würde nicht dem Regime in Kiew die Schuld geben an diesen Handlungen", sagte Prigoschin am Montag.

Dass es sich um eine private Operation gehandelt haben könnte, kann sich PULS 24 Militärexperte Gerald Karner nicht vorstellen. Das sei eine Operation gewesen, die viel Vorbereitung benötigt habe. Er geht davon aus, dass es eine nachrichtendienstliche Operation gewesen sein muss. Ob von russischer oder ukrainischer Seite, sei noch offen.

"Den Blogger wollte man ausschalten"

Es gebe aber durchaus die Möglichkeit, dass der Anschlag von russischer Seite geplant worden sei. "Diesen Blogger wollte man ausschalten. Er ist jemanden zu gefährlich geworden", sagt Karner im Interview. Russische Blogger spielen eine große Rolle als Teil der Propaganda-Maschinerie. So sollen sie innerhalb der Streitkräfte die Moral heben. Es ist eine Möglichkeit, "dass man ihnen eine massive Warnung senden wollte, indem man den lautesten ausgeschaltet hat", sagt Karner.

Auch das Team um den Kremlkritiker Alexej Nawalny verdächtigt den russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Das teilten die im Ausland lebenden Oppositionellen Iwan Schdanow und Leonid Wolkow am Montag mit. Sie werfen dem FSB vor, schon seit Jahren politische Morde zu inszenieren. Der FSB habe diesen Blogger selbst "beseitigt".

Angst unter Bloggern steigt

Unter prorussischen Bloggern steigt nun die Angst, berichtet das Schweizer Portal Watson. Sie fürchten jedoch, dass ukrainische Agenten Russland überflutet hätten. Sollten manche von ihnen fürchten, wegen zu kritischer Äußerungen dem rusischen Staat missliebig geworden zu sein, äußern sie dies nichz öffentlich.

Der prorussische Blogger Wladislaw Pozdnyakow betreibt einen Telegram-Kanal mit 250.000 Abonnenten und warnt dort: "Das Beste, was ein Z-Kanal-Autor (das Z-Zeichen wurde zum Symbol der Unterstützung Russlands, Anm.) jetzt tun kann, ist, Russland zu verlassen und vom Ausland aus weiterzumachen."

ribbon Zusammenfassung
  • Beim Anschlag in Sankt Petersburg habe es sich um eine Operation eines Geheimdienstes gehandelt, analysiert PULS 24 Militärexperte Gerald Karner.
  • Der Blogger sei zu gefährlich geworden.
  • Unter prorussischen Kriegs-Bloggern steigt nun die Angst, in ähnlicher Weise ins Visier von Attentätern zu kommen.