APA/APA/HELMUT FOHRINGER/HELMUT FOHRINGER

WKStA-Ermittlungen

Fall Pilnacek: "Suizid" wird im Obduktionsbericht nicht erwähnt

14. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Die Umstände rund um den Tod von Justiz-Sektionsschef Christian Pilnacek bleiben weiterhin undurchsichtig. So soll der Obduktionsbericht Zweifel am "klaren Suizid" von Pilnacek aufwerfen, man habe "20 Verletzungen" identifiziert.

Am Morgen des 20. Oktober 2023 wurde die Leiche von Christian Pilnacek in einem Nebenarm der Donau gefunden. Es handle sich um einen "Suizid, wie er klarer nicht sein konnte", hieß es von der Staatsanwaltschaft Krems, doch seitdem werden immer mehr Unstimmigkeiten zu dem Fall bekannt. 

Die Eindeutigkeit des Befundes werde durch Polizeiakten, Zeugenaussagen und Berichte infrage gestellt, berichtete am Freitag "ZackZack".  

Im Obduktionsbericht des Wiener Gerichtsmediziners Christian M. sei die Rede von mindestens zwanzig zum Teil schweren Verletzungen, darunter ein knochentiefes Hämatom am Oberschenkel, Abschürfungen an den Gliedmaßen und eine Hirnschwellung. Die Wörter "Selbstmord" oder "Suizid" würden dort aber nicht genannt, so "ZackZack".

Widersprüche im Obduktionsbericht

Polizei und Staatsanwaltschaft führten beim Abschluss der Ermittlungen an, dass Pilnacek eine Böschung gequert habe, um den Seitenarm der Donau zu erreichen. Die Wunde im Gesicht sowie die Abschürfungen könnten durchaus damit zusammenhängen, dass Pilnacek auf dem Weg zum Ufer ausgerutscht oder gestürzt sei, so das gerichtsmedizinische Gutachten.

Eine "Einblutung in die schulternahe Rückenmuskulatur" könnte hingegen entweder durch "grobes Anfassen im Rahmen der Bergung des Leichnams" oder beim Ertrinken geschehen sein.

"Selbst bei einem Sturz nach hinten wäre es untypisch, solche Verletzungen im Rückenbereich zu erleiden", erklärte allerdings Wolfgang Schaden, ehemaliger Ärztlicher-Direktor-Stellvertreter im Unfallkrankenhaus Wien-Meidling, gegenüber Peter Pilz. Der Ex-Politiker recherchiert in seinem Buch "Pilnacek – Tod des Sektionschefs" zu dem Fall.

Mindestens fünf Verletzungen seien nicht mit einem Sturz in der Böschung zu erklären, befand Schaden.

Wörter gestrichen

Im Abschlussbericht des Landeskriminalamts seien die Umstände dann aber eindeutiger dargestellt worden. Statt zu schreiben, es seien "keine eindeutigen Hinweise auf grobe Gewalteinwirkung" gefunden worden - wie es im Obduktionsbericht der Fall ist -, seien die Wörter "eindeutig" und "grob" gestrichen worden. Zudem sei nur die Rede von "oberflächlichen Kratzern" gewesen. 

Zuvor hatte "ZackZack" bereits berichtet, dass es beinahe keine Obduktion des Leichnams gegeben hätte. Die anwesenden Polizisten hätten "Druck gemacht" und "massiven Widerstand" geleistet, sagte eine anwesende Notärztin.

Video: Causa Pilnacek - Bericht veröffentlicht

Sind Sie in einer Krisensituation? Hier finden Sie Hilfe:

Zusammenfassung
  • Die Umstände rund um den Tod von Justiz-Sektionsschef Christian Pilnacek bleiben weiterhin undurchsichtig.
  • So soll der Obduktionsbericht Zweifel am "klaren Suizid" von Pilnacek aufwerfen, man habe "20 Verletzungen" identifiziert.
  • Im Abschlussbericht des Landeskriminalamts seien die Umstände dann aber eindeutiger dargestellt worden.
  • Statt zu schreiben, es seien "keine eindeutigen Hinweise auf grobe Gewalteinwirkung" gefunden worden - wie es im Obduktionsbericht der Fall ist -, seien die Wörter "eindeutig" und "grob" gestrichen worden.