Verbot für Ärzte ohne Grenzen in Äthiopien
"Die Anordnung zur Aussetzung unserer medizinischen und humanitären Hilfe kommt zu einer Zeit, da der humanitäre Bedarf in Äthiopien enorm ist", teilte MSF am Freitag in einer Erklärung mit. Weiter heißt es: "Wir haben alle Aktivitäten in den äthiopischen Regionen Amhara, Gambella und Somali sowie auch dem Westen und Nordwesten von Tigray eingestellt."
Der Vorwurf gegen MSF Holland, den Norwegian Refugee Council (NRC) und die Al Maktoum Stiftung lautete unter anderem, Mitarbeiter ohne die notwendige Arbeitserlaubnis beschäftigt zu haben. MSF und NRC wurde zudem vorgeworfen, Fehlinformationen über soziale Medien verbreitet zuhaben, während MSF zudem illegal importierte Satellitentelefone genutzt habe. Nach Ablauf der drei Monate will die Regierung entscheiden, ob die Organisationen ihre Arbeit wieder aufnehmen dürfen, hieß es.
Die humanitäre Lage in Tigray hat sich nach UNO-Einschätzung in den vergangenen Wochen rapide verschärft. Äthiopiens Regierung hatte im November eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen, die bis dahin in der gleichnamigen Region an der Macht war.
Hintergrund des Konflikts in dem nordostafrikanischen Land waren jahrelange Spannungen zwischen der TPLF und der Zentralregierung. Die TPLF dominierte Äthiopien gut 25 Jahre lang, bis Regierungschef Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam und die TPLF verdrängte. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Der gegenwärtige Konflikt hat Hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben und große Zerstörung angerichtet.
Zusammenfassung
- In Äthiopien hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) ihre medizinische und humanitäre Hilfe weitgehend eingestellt.
- Sie reagierte damit auf ein Verbot der Behörden in Addis Abeba, die auch die Tätigkeit von zwei weiteren internationalen Hilfsorganisationen in der Konfliktregion Tigray für mindestens drei Monate ausgesetzt hatte.
- Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie.