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Van der Bellen: Nicht jede Kritik an Israel Antisemitismus

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Dienstag mit Blick auf den Nahost-Konflikt erklärt, nicht jede Kritik an der israelischen Regierung könne man als Antisemitismus identifizieren. "Da macht es sich zum Teil die israelische Regierung, finde ich, zu leicht", sagte das Staatsoberhaupt im Ö1-Mittagsjournal. Gleichzeitig warnte er vor aufkeimendem Antisemitismus in Europa. In Österreich bemühe man sich, diesen "im Keim zu ersticken".

"Es ist wirklich ein ernsthaftes Problem," sagte Van der Bellen zu den europaweit teils antisemitischen Protesten, die seit dem terroristischen Massaker der radikal-islamischen Hamas vom 7. Oktober und der darauf erfolgten militärischen Reaktion Israels darauf weltweit zu registrieren sind.

Gleichzeitig könne man Kritik an der israelischen Regierung nicht generell mit Antisemitismus gleichsetzen, gab er zu verstehen und zog einen Vergleich zu Österreich: "Jedermann, jeder Frau kann bestimme Maßnahmen der österreichischen Regierung kritisieren, deswegen würde niemand das Existenzrecht Österreichs als solches in Frage stellen. Deswegen gilt man ja nicht als Anti-Österreicher, nur weil man bestimmte Maßnahmen der Regierung kritisiert."

"In Israel ist es nur allzu leicht, jede Kritik an den Maßnahmen der Regierung Israels zu identifizieren mit Antisemitismus. Da macht sich zum Teil die israelische Regierung, finde ich, zu leicht."

Richtig sei aber auch, "dass der Antisemitismus, den ich in Grund und Boden verdamme, in vielen Ländern auf dem Vormarsch ist, aus mir unerfindlichen Gründen. Warum greift sich man diese kleine Gruppe heraus und stilisiert sie zum Sinnbild des Bösen hoch, das ist doch unglaublich."

In Österreich bemühe man sich sehr, den Antisemitismus "im Keim zu ersticken". "Wir haben auch allen Grund dazu", Deutschland und Österreich seien ja an der Shoah maßgeblich beteiligt gewesen. Es gelte, jeden Judenhass und Antisemitismus im Keim zu ersticken. "Wir sind damit relativ erfolgreich in Österreich, glaube ich."

Andere Länder hätten diese Erfahrung nicht, "wie leicht man über Diffamierung einer Minderheit zu Konsequenzen kommen kann, die dann zur Vernichtung dieser Minderheit führen" - und diese seien deswegen "vielleicht nicht so achtsam", so Van der Bellen.

ribbon Zusammenfassung
  • Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen kritisiert, dass nicht jede Kritik an der israelischen Regierung als Antisemitismus gesehen werden sollte.
  • Er betont das ernsthafte Problem des aufkeimenden Antisemitismus in Europa, welches seit den terroristischen Angriffen der Hamas am 7. Oktober und der darauf folgenden militärischen Reaktion Israels zunimmt.
  • In Österreich wird versucht, Antisemitismus im Keim zu ersticken, was teilweise erfolgreich ist, so Van der Bellen.