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US-Außenminister Blinken reist erneut nach Nahost

US-Außenminister Antony Blinken reist kommende Woche erneut in den Nahen Osten, um die Gespräche über eine mögliche neue Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas voranzubringen. Wie das US-Außenministerium am Freitag mitteilte, wird Blinken die Vermittlerländer Katar und Ägypten, Israel, das besetzte Westjordanland und Saudi-Arabien besuchen. Es ist bereits seine fünfte Nahostreise seit Beginn des Gaza-Kriegs.

Blinken werde "seine diplomatischen Bemühungen fortsetzen, um eine Einigung zu erzielen, die die Freilassung aller verbleibenden Geiseln sicherstellt und eine humanitäre Pause beinhaltet, um eine nachhaltige und verstärkte Bereitstellung humanitärer Hilfe für Zivilisten im Gazastreifen zu ermöglichen", sagte der Ministeriumssprecher Matthew Miller.

Vertreter der USA, Israels, Katars und Ägyptens hatten am vergangenen Wochenende in Paris über ein Abkommen beraten, das im Gegenzug für eine Feuerpause die Freilassung von israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen vorsieht. Außerdem sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen und große Mengen Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht werden.

Die Verhandlungen dauern noch an. Der Vermittler Katar hatte am Donnerstag zwar erklärt, die Hamas habe "positiv" auf den Vorschlag reagiert. Aus Hamas-Kreisen hingegen verlautete, dass es noch keinen Konsens gebe. Die Erklärung Katars sei voreilig und falsch.

Vor dem Hintergrund der Gespräche über eine mögliche neue Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas deutete der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant eine Ausweitung der Kämpfe auf die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten an. Die Hamas-Einheiten in Rafah würden ebenso "aufgelöst" werden wie in Khan Younis, sagte Gallant bei einem Besuch israelischer Soldaten im Gazastreifen.

Gallant sagte, inzwischen seien "10.000 Terroristen" der Hamas getötet worden. Weitere 10.000 Hamas-Kämpfer seien verletzt und deswegen kampfunfähig. Gallant sprach von einem "harten Schlag" gegen die Palästinenserorganisation. "Dieser Krieg verlangt nationale Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit, und wir müssen durchhalten, bis wir unsere Missionen abgeschlossen haben", sagte der Verteidigungsminister weiter.

Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) äußerte sich besorgt über die sich verschlechternde Lage im Süden des Gazastreifens. Die Stadt Rafah sei "ein Dampfkochtopf der Verzweiflung", sagte OCHA-Sprecher Jens Laerke am Freitag in Genf. Viele Menschen seien von anderen Orten im Gazastreifen nach Rafah geflohen und lebten dort "in Behelfsunterkünften, Zelten oder unter freiem Himmel".

Laerke zeigte sich zudem "schockiert" über Berichte über heftige Kämpfe nahe Krankenhäusern Khan Youni. Es gebe "keinen sicheren Ort" im Gazastreifen, auch nicht in Rafah", sagte Laerke, "und wir haben Angst vor dem, was als nächstes kommt".

Der Gazakrieg war am 7. Oktober durch den Überfall der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel ausgelöst worden. Nach einer AFP-Zählung auf Grundlage von israelischen Daten wurden bei den Angriffen mehr als 1160 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln verschleppt.

Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden seit Kriegsbeginn mehr als 27.100 Menschen im Gazastreifen getötet. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 112 Menschen ums Leben gekommen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant deutet eine Ausweitung der Kämpfe auf die Stadt Rafah an. Dabei wurden bereits 10.000 Hamas-Kämpfer getötet und weitere 10.000 verletzt.
  • Es gibt Bemühungen für eine zweite Feuerpause, die zur Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas führen soll. In Tel Aviv gab es Demonstrationen, die die Freilassung der Geiseln forderten.
  • Seit Kriegsbeginn wurden mehr als 27.100 Menschen im Gazastreifen getötet. Die belgische Regierung hat die israelische Botschafterin einbestellt, da zivile Gebäude bombardiert wurden.