Überstunden, Studenten und Pensionierte gleichen Lehrermangel aus
Außer im Burgenland, wo momentan alle Stellen besetzt werden können, herrscht in ganz Österreich Lehrermangel. Wo Stellen fehlen, müssen andere Lehrer Überstunden machen, Studierende helfen aus. Der Grundtenor: "Wir sind immer knapp, es geht sich aber aus."
Das hörte man von der Vorarlberger Bildungslandesrätin. Dort werden insbesondere Volksschullehrer gesucht, besonders im Bezirk Bregenz.
Im Ländle müssen Lehrer mehr arbeiten, Pensionierte werden gebeten, weiter zu unterrichten. Auch Studierende springen ein. Das kann aber keine Dauerlösung sein. Man verhandelt mit dem Ministerium. Ein Problem sei, dass Lehrer in ganz Österreich gleich viel verdienen, die Lebenshaltungskosten im Westen aber deutlich höher sind.
Salzburg: 540 Schulstunden offen
In Salzburg ist es im Pflichtschulbereich, besonders in den Volks- und Sonderschulen, knapp. Bis auf den Lungau sind in allen Bezirken Stellen ausgeschrieben, die nicht besetzt werden können. 540 Stunden und damit etwa 25 Vollzeitkräfte fehlen. Man behilft sich mit Überstunden und fragt auch Studierende über die PH Salzburg an. Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) macht die neue, auf sechs Jahre verlängerte Ausbildung, dafür verantwortlich. Sie forderte eine Verkürzung und mehr Praxisorientierung sowie wieder eine eigene Ausbildung für Sonderpädagogik.
Ähnlich in Niederösterreich: Alle Klassen wurden besetzt, in einigen Bereichen sei die Lage aber angespannt. Auch hier müssen die Lehrer mehr Arbeiten. Hilfe bekommen auch sie durch den Einsatz von Lehramtsstudierenden, die knapp vor ihrem Abschluss stehen. "Mangelfächer" sind Physik, Chemie, Biologie, Bewegung und Sport und Kreative Fächer. Im Gegensatz dazu gebe es ein "Überangebot an Studenten" mit den Gegenständen, Geografie, Geschichte, Spanisch, Italienisch, Psychologie und Philosophie.
Wien: 50 Lehrer fehlen
In Wien fehlen an Volks- und Sonderschulen 50 ausgebildete Lehrkräfte, zehn davon als Klassenvorstände. In der Mittelschule könnten noch fünf Pädagogen mit dem Fach Mathematik angestellt werden, an den Polys fünf im Fachbereich Elektrotechnik und Mechatronik. An den Berufsschulen und an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen fehlen Fachkräfte, an den AHS mangelt es vor allem in Mathematik, Physik und Darstellender Geometrie sowie beim Sport für Mädchen. Auch hier gilt: Wo Lehrer fehlen, müssen andere mehr arbeiten.
Auch in Oberösterreich sucht man in allen Bezirken, vor allem im Pflichtschulbereich, aber auch an AHS und Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (HAK, HTL, etc.). Eine Pensionswelle in Verbindung durch das längere Studium sei Schuld. Gleichzeitig sehe man aber, dass derzeit die Zahl der Studienanfänger wieder steige. Studierende könnten bereits nach erfolgreichem Bachelor-Abschluss unterrichten - sie erhalten schon jetzt Sonderverträge.
Steiermark: Zu viele Lehrer in Städten, zu wenige am Land
In der Steiermark gibt es wie schon in den vergangenen Jahren in Ballungszentren einen merklichen Überhang von Bewerbungen, während in manchen peripheren Regionen nur wenige Bewerber zur Verfügung stehen. Gegen Engpässe werden Stunden aufgestockt, Pädagogen von anderen Standorten helfen aus, neue Posten sind ausgeschrieben.
Auch in Tirol gibt es regionale Unterschiede: An Pflichtschulen in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel sei es eng. Die Bewerber seien aber nicht "ausreichend flexibel" in Bezug auf ihren Einsatzort, viele wollen außerdem neben dem berufsbegleitenden Masterstudium nur Teilzeit arbeiten. Problematisch sei auch, dass viele Lehrkräfte derzeit in Pension gehen würden. Daher seien aktuell noch 35 Stellen offen. Auch hier das gleiche Bild: Überstunden fangen den Mangel auf, Studierende helfen aus. Zum Teil komme es auch zu Versetzungen.
Grundsätzlich keine Probleme mit der Besetzung von offenen Stellen hat es laut Informationen der Bildungsdirektion in Kärnten gegeben: Etwas schwerer sei dies aufgrund der demographischen und geographischen Lage in Oberkärnten gewesen. Ausnahme sei allerdings das Minderheitenschulwesen: "Der Pool an zweisprachigen VolksschullehrerInnen ist derzeit erschöpft."
Noch kein Mangel im Burgenland
Ähnlich im Burgenland: "Es ist knapp, aber wir haben auf der Bewerberliste noch Leute, die wir einsetzen können. Derzeit können wir noch alles besetzen, aber für die nächsten Jahre wird es sicher eine Herausforderung", so der burgenländische Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz. Im Volksschulbereich könne man den Bedarf mit der Pädagogischen Hochschule gut steuern, im Mittelstufenbereich werde es schwierig, vor allem in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik sowie Sport - denn in diesem Fach gehen viele in Pension, so Zitz.
Zusammenfassung
- In fast allen Bundesländern gibt es auch in diesem Schuljahr Engpässe beim Lehrpersonal. Trotzdem stehen Lehrer in den Klassen.
- Einspringen müssen andere Pädagogen - entweder durch Überstunden oder per Aufstockung der Lehrverpflichtung. Auch Studierende oder vereinzelt auch pensionierte Lehrer unterrichten.
- Außer im Burgenland, wo momentan alle Stellen besetzt werden können, herrscht in ganz Österreich Lehrermangel.