APA/APA/EXPA/ JOHANN GRODER/EXPA/ JOHANN GRODER

Tursky gegen Koalition mit Kickl in jeder Regierungsfunktion

Ex-ÖVP-Staatssekretär und jetziger Innsbrucker Bürgermeisterkandidat Florian Tursky reiht sich in die Reihe jener prominenter Volkspartei-Granden ein, die eine Koalition mit FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl in Regierungsfunktion nach der Nationalratswahl dezidiert ausschließen. "Ich möchte nicht, dass er in dieser Republik eine Rolle spielt - weder als Bundeskanzler noch als Vizekanzler noch erneut als Innenminister", sagte Tursky im APA-Gespräch.

Als Begründung führte Tursky an: "Ich habe ihn kennengelernt. Damals als Mitarbeiter von Landeshauptmann Günther Platter, als Kickl Innenminister war." Jemand, der mit "Fahndungslisten" und mit entsprechenden anderweitigen Aussagen in der Öffentlichkeit operiere, könne kein Koalitionspartner sein. Auf die Frage, ob es auch bei dieser ÖVP-Position bleiben werde, sollte im Falle einer schweren Wahlniederlage die jetzige ÖVP-Führung das Feld räumen müssen, meinte Tursky: "Ja. Weil es etwas mit Haltung zu tun hat." Abseits des FPÖ-Chefs schloss Tursky indes eine mögliche Koalition mit den Freiheitlichen nicht von vornherein aus. Auch was Innsbruck betrifft, hatte sich der "das Neue Innsbruck"-Spitzenkandidat die Option einer Zusammenarbeit mit der FPÖ offen gelassen.

Was anderweitige Koalitionsoptionen auf Bundesebene anging, wollte Tursky "keine Präferenzen" äußern. Er konzentriere sich jetzt erst einmal ganz auf Innsbruck.

Der Bürgermeisterkandidat zeigte sich aber davon überzeugt, dass die ÖVP bei der Nationalratswahl "besser abschneiden wird, als viele glauben." Weder SPÖ-Chef Andreas Babler als "weit links außen" noch Kickl als "sehr rechts außen" würden die Bürger letztlich in der Kanzlerfunktion wollen, meinte der ÖVP-Politiker, sondern ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer als Mann der Mitte. Sowohl Babler als auch Kickl würden auch einen "schweren Reputationsschaden" für Österreich zu Folge haben.

Harsche Kritik nach den "Attacken des orangen Spitzenkandidaten" Tursky auf Kickl kam indes von der Innsbrucker FPÖ. "Mit Ausgrenzung und Attacken auf die FPÖ sind schon einmal Orangen in Österreich verfault", meinte Stadtparteiobmann Rudi Federspiel. Tursky - den er als "Phantom aus Wien" bezeichnete - wolle zwar "mit uns Freiheitlichen zusammenarbeiten, aber nur, wenn er sich damit seinen eigenen Job sichert." "Wer immer nur Politslalom fährt, fädelt irgendwann ein", richtete Federspiel dem ehemaligen Staatssekretär aus, der als Mitglied der türkis-grünen Bundesregierung in den letzten Jahren "grünes Vorgehen widerspruchslos mitgetragen hat" und damit "ein Vertreter der Politik von Maurer, Gewessler und Kogler gewesen" sei. Wer Tursky bei der Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl am 14. April seine Stimme gebe, wähle auch den grünen Bürgermeister Georg Willi "und damit die Fortsetzung von Chaos, Spaltung und Versagen", teilte Federspiel in einer Aussendung mit.

Willi wiederum forderte Tursky gegenüber der APA auf, auch eine Koalition mit den Stadt-Blauen auszuschließen, wenn er sich "nicht komplett unglaubwürdig machen" wolle. Die FPÖ sei nämlich "bis in die letzte Gemeindegruppe durchzogen mit dem gleichen Gedankengut und von Kickl angetrieben." Sie sei der "politische Arm der Rechtsextremen in Österreich und vertritt Kickls Positionen. Das gilt in Wien wie in Innsbruck, wo zuletzt auch vonseiten der FPÖ die Fahndungslisten Kickls verteidigt wurden", sagte der grüne Spitzenkandidat.

ribbon Zusammenfassung
  • Ex-ÖVP-Staatssekretär und Bürgermeisterkandidat in Innsbruck, Florian Tursky, erteilt einer Koalition mit FPÖ-Chef Herbert Kickl eine klare Absage.
  • Trotz der Ablehnung Kickls hält Tursky eine Koalition mit der FPÖ auf kommunaler Ebene in Innsbruck für möglich.
  • Tursky zeigt sich zuversichtlich, dass die ÖVP bei der Nationalratswahl besser abschneiden wird, als viele erwarten, und positioniert Bundeskanzler Karl Nehammer als 'Mann der Mitte'.