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Tausende Israelis demonstrierten gegen Netanyahu

Tausende Israelis haben am Samstagabend gegen die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu demonstriert. In Tel Aviv forderten sie Medien zufolge eine vorgezogene Neuwahl sowie die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas. Es gab Ausschreitungen und Polizeieinsätze. Auch in anderen Städten wie Jerusalem und Haifa gab es Proteste. Die Familien der Geiseln riefen bei ihrer wöchentlichen Kundgebung zu Massenkundgebungen auf.

Dieser soll kommende Woche vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem stattfinden. In Tel Aviv kam es nach Polizeiangaben zu Ausschreitungen, nach Medienberichten wurden daraufhin 16 Menschen festgenommen. In Jerusalem durchbrachen Hunderte Teilnehmer eines Protests den Angaben zufolge eine Sperre nahe dem Amtssitz Netanyahus. Die Polizei setzte Wassersprays ein.

Shira Elbag, deren 19-jährige Tochter Liri während des Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober von Hamas-Kämpfern in den Gazastreifen verschleppt wurde, rief ihre Landsleute in einer emotionalen Ansprache auf, den Druck auf Netanyahu zu erhöhen. "Es ist an der Zeit, hinauszugehen und gegen die Gleichgültigkeit und für das Leben zu kämpfen", sagte sie. "Ich bitte Sie jetzt, mit uns auf die Straße zu gehen und mit einer einheitlichen und klaren Stimme zu sagen: 'Bringt sie jetzt nach Hause!'"

Die Angehörigen der Geiseln und ihre Unterstützer versammelten sich wie jeden Samstag auf einem Platz in Tel Aviv, den sie in "Platz der Geiseln" umbenannt haben. Diese Woche fand vor dem Verteidigungsministerium noch eine zweite Demonstration statt, die sich explizit gegen Netanyahus Regierung richtete. Einige Demonstranten hielten Plakate hoch, auf denen sie Netanyahu direkt die Schuld am ungeklärten Schicksal der Geiseln gaben. Neben seinem Foto stand: "Du bist der Boss, du bist schuld."

Eine ehemalige Geisel sagte bei der Demonstration in Tel Aviv an Netanyahu gerichtet: "Bring sie nach Hause!" Der Regierungschef müsse dem israelischen Verhandlungsteam bei den Gesprächen über ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln im Gegenzug für eine Feuerpause im Gaza-Krieg und eine Entlassung palästinensischer Häftlinge ein "breites Mandat" geben, forderte die Frau, deren Ehemann noch im Gazastreifen festgehalten wird. "Kommt nicht ohne einen Deal heim, bringt unsere Liebsten zurück."

Ein ehemaliger Chef des Militärgeheimdienstes, Amos Malka, forderte Netanyahu nach Angaben der Nachrichtenseite ynet zum Rücktritt auf. "Die Regierung opfert die Geiseln, isoliert Israel und stärkt die Hamas", sagte er demnach bei einer Demonstration in Caesarea, wo Netanyahu eine private Villa hat.

Von Sonntag an planen Regierungsgegner Großkundgebungen in Jerusalem, die mehrere Tage lang andauern sollen. Auch dort soll ein Rücktritt der Regierung gefordert werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Tausende Israelis demonstrierten am Samstagabend gegen die Regierung von Benjamin Netanyahu und forderten Neuwahlen und die Freilassung der Hamas-Geiseln.
  • Shira Elbag, Mutter einer entführten Tochter, appellierte in Tel Aviv emotional für mehr Druck auf die Regierung, während andere Netanyahu direkt die Schuld am Schicksal der Geiseln gaben.
  • Für die kommende Woche sind Großkundgebungen vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem geplant, bei denen der Rücktritt der Regierung gefordert werden soll.